Erschienen in:
01.04.2013 | Originalien
Augenerkrankungen in der staatlichen Blindenschule Ilvesheim
Veränderungen von 1885 bis 2008
verfasst von:
Prof. Dr. K. Rohrschneider, I. Mackensen
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 4/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Staatliche Schule für Blinde und Sehbehinderte in Ilvesheim wird seit 1868 von der Universitätsaugenklinik Heidelberg betreut. Frühere Untersuchungen über die Ursachen der Sehbehinderung haben bis 1981 die Entwicklung der Medizin und der Augenheilkunde mit einer deutlichen Abnahme entzündlicher Hornhauterkrankungen und später von Schülern mit kongenitaler Katarakt und Glaukom widergespiegelt. Ziel dieser Studie war die Erhebung der entsprechenden aktuellen Daten und der Vergleich mit früheren Zahlen.
Methode
Von 268 der 278 Schüler, die die Schlossschule Ilvesheim im Zeitraum von 2000 bis 2008 besuchten, waren die augenärztlichen Befunde sowie Angaben zu weiteren Gesundheitseinschränkungen vorhanden. Diese wurden hinsichtlich der Ausprägung der Sehbehinderung und der zugrunde liegenden Erkrankung ausgewertet und mit den früheren Untersuchungen verglichen.
Ergebnisse
Von den 268 Schülern waren 83 Frühgeborene (31%); 130 Blinde und 51 hochgradig Sehbehinderte besuchten die Schule. Unter den 82 blinden, hochgradig sehbehinderten oder sehbehinderten Frühgeborenen waren 69 (84,2%) mehrfach behindert. Bei 142 Schülern lag neben der Sehbehinderung eine Lernbehinderung, geistige oder/und körperliche Behinderung vor. Häufigste Ursache war eine Optikusatrophie (mit 36,2 bzw. 37,3% bei blinden bzw. hochgradig sehbehinderten Schülern. Der Anteil an erblichen Netzhauterkrankungen ist gegenüber der Erhebung von 1981 mit 24,6% bei den blinden Schülern etwas höher, er beträgt bei den hochgradig Sehbehinderten 15,7% und bei den Sehbehinderten 17,1%. Eine Frühgeborenenretinopathie bestand bei rund 20% der hochgradig sehbehinderten und blinden Schüler.
Schlussfolgerung
Entsprechend den in den letzten Jahrzehnten erheblich verbesserten medizinischen Möglichkeiten der perinatalen Versorgung ist der Anteil an ehemals frühgeborenen Schülern deutlich angestiegen. Hierbei handelt es sich überwiegend um mehrfach behinderte Kinder, die eine umfassende Betreuung benötigen. Obwohl der Anteil blinder Schüler aufgrund der zunehmenden Tendenz einer Beschulung in Regelschulen bei Fehlen weiterer Behinderungen deutlich rückläufig ist, hat der relative Anteil an Schülern mit erblichen Netzhauterkrankungen in den letzten 40 Jahren leicht zugenommen.