Bewegung trägt nachweislich zu Gesundheit und Wohlbefinden bei [
20]. Dennoch erreichen nur knapp ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland die Nationalen Empfehlungen für Bewegung [
7,
13]. In der 1. Phase wurde deshalb der bewegungsbezogene Ist-Zustand der Gemeinde erfasst. Mithilfe verschiedener Erhebungsinstrumente und -methoden wurde eine partizipative Bestands‑, Bedarfs- und Bedürfnisanalyse durchgeführt, um ein differenziertes Bild über die Bewegungsverhältnisse zu bekommen und daraus Maßnahmen zur Bewegungsförderung abzuleiten. Dafür wurde eine postalische oder wahlweise Online-Befragung durchgeführt, an der insgesamt 173 Personen teilnahmen (139 Erwachsene, 16 Jugendliche, 18 Kinder/Eltern; ca. 12 % der Bevölkerung). Das Bewegungsverhalten der Erwachsenen wurde mittels der deutschen validierten Version des European Health Interview Survey – Physical Activity Questionnaires (EHIS-PAQ; [
6]) erfasst und anhand dessen das Erreichen der Bewegungsempfehlungen berechnet. In den Ergebnissen zeigte sich, dass weniger als ein Drittel der Erwachsenen (31,5 %) die kombinierten Empfehlungen für ausdauerorientierte und muskelkräftigende Aktivität (mindestens 150 min pro Woche moderat aerob aktiv sowie mindestens 2‑mal wöchentlich Krafttraining) erreichten [
13]. Männer erreichten die kombinierten Bewegungsempfehlungen dabei häufiger (33,3 %) als Frauen (24,7 %). Auch für Kinder von 3 bis 10 Jahren und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren bestehen Potenziale zur Verbesserung des Bewegungsverhaltens: Lediglich 65 % der Kinder und 31 % der Jugendlichen erreichten hier die Mindestempfehlung von 60 min moderater und/oder intensiver Aktivität in den letzten 7 Tagen [
17]. Während das Angebot an Sportgruppen und Bewegungsangeboten insgesamt als ausreichend bewertet wurde (78,4 %) und die Infrastruktur für Fußgänger*innen und zum Radfahren mehrheitlich als angenehm betrachtet wurde (84,1 %), fand sich unter den dringlichsten Maßnahmen unter anderem die Schaffung von Bewegungsflächen für Senior*innen (66,9 %) und für Jugendliche (56 %). Baulich-technische und sozial-infrastrukturelle Bedarfe wurden außerdem mittels einer Auditierung (Erfassungsinstrument: „rural active living assessment“ [
23]) aufgedeckt und zeigten sich beispielsweise in fehlenden Sitzbänken, mangelnden Zielpunkten und desintegrierter Ortsteile. In einer Asset-Analyse wurde die Angebotsstruktur der örtlichen Vereine und Gruppen identifiziert: Zahlreiche Angebote aus dem organisierten Sport (z. B. Gymnastikkurse für Senior*innen) und mehrere informelle Gruppen (z. B. Spazierganggruppen wie die sog. „Mittwoch-Tramps“) sind charakteristisch für die Gemeinde. Gleichzeitig wurden aber auch weitere Bedarfe nach Angeboten für alle Zielgruppen bei der initialen Infoveranstaltung (ca. 100 Teilnehmer*innen) und bei zwei Gesprächsnachmittagen mit Jugendlichen sowie mit Senior*innen (ca. je 20 Teilnehmer*innen) ersichtlich
2. Unter Einsatz partizipativer Methoden (z. B. Nadelmethode zur Kartographierung von beliebten Strecken, Treffpunkten aber auch Bedarfen im Siedlungsbereich [Gesprächsnachmittage] und World Café [initiale Infoveranstaltung]) wurden dabei wiederholt Wünsche nach öffentlich zugänglichen Freizeitangeboten im Gemeindegebiet und in den naheliegenden Naturräumen geäußert sowie zusätzliche Möglichkeiten für Begegnung und Interaktion gewünscht. Explizit genannt wurden dabei beispielsweise attraktive Spazierwege (ausreichend Schatten, Sitzmöglichkeiten in regelmäßigen Abständen etc.), barrierefreie Begegnungsorte und eine allgemeine Aufwertung von Naturräumen. Konkrete Vorschläge waren z. B. ein sicherer Übergang der Bundesstraße, die zum Ortsteil Eichenhausen führt, ein Bike-Park, ein Kneipp-Becken, ein Beachvolleyballfeld, eine Aufwertung des Dorfsees und ein barrierefreier Umbau des Sportheims im Ortsteil Eichenhausen.
Im Gesamtbild zeigten sich ein altersgruppenübergreifender Bewegungsmangel sowie diverse Optimierungspotenziale in den bewegungsbezogenen Verhältnissen der Gemeinde. Als theoretische Grundlage wurde das sozial-ökologische Modell nach Sallis et al. sowie das modifizierte Modell nach Bucksch et al. zur Erklärung des Bewegungsverhaltens herangezogen, in dem die Gründe für den Bewegungsmangel mitunter in einem Komplex aus Ursachen in der unmittelbaren Wohnumgebung eingeordnet werden können [
2,
3,
15]. Personenbezogene und unmittelbar verhaltensorientierte Aspekte, die unter sozial-ökologischer Perspektive ebenfalls eine Rolle spielen, wurden an dieser Stelle im Prozess nicht explizit adressiert [
15].