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Häufigkeit und Management von Gesichtsschädelfrakturen – eine MKG-chirurgische Einschätzung

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Versorgung von Gesichtsschädelfrakturen ist fester Bestandteil des mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Therapiespektrums. In Abhängigkeit vom vorliegenden Verletzungsmuster können komplexe Frakturen mehrerer Ebenen des Gesichtsschädels einen interdisziplinären Behandlungsansatz erforderlich machen, der nur durch die Infrastruktur eines überregionalen Traumazentrums gewährleistet ist.

Ziel der Arbeit

Analyse der Häufigkeit und des Managements von Patienten mit komplexen Gesichtsschädelfrakturen unter Berücksichtigung des begleitenden Verletzungsmusters.

Material und Methoden

Retrospektive Analyse von Patienten mit komplexen Gesichtsschädelfrakturen, die in den Jahren 2009–2015 über die chirurgische Notaufnahme eines überregionalen Traumazentrums aufgenommen wurden. Die Identifikation entsprechender Patientenfälle erfolgte auf Basis der ICD-Kodierungen. Berücksichtigung fanden nur Patienten, die mindestens eine Kombinationsfraktur von Unterkiefer sowie Mittelgesicht (Zweietagenfrakturen) aufwiesen. Reine dentoalveoläre Frakturen sowie einfache Nasenbeinfrakturen wurden nicht berücksichtigt. Die Auswertung der elektronischen Patientenakten umfasste die Ätiologie, das Frakturmuster, Schwere vorliegender Begleitverletzungen auf Basis des Injury Severity Score (ISS), Therapie sowie die Länge des stationären Aufenthalts.

Ergebnisse

Im 7‑jährigen Untersuchungszeitraum konnten 3382 Patienten mit Gesichtsschädelfrakturen ermittelt werden. Davon präsentierten 128 Patienten (3,78 %) komplexe Frakturmuster mit einer Kombination von Unter- und Mittelgesichtsfrakturen (Zweietagenfrakturen). Die Mehrheit dieser Patienten (n = 92) wies kleinere Begleitverletzungen (ISS ≤ 16) auf, während 36 Patienten schwere Begleitverletzungen (ISS > 16) zeigten. Das Auftreten einer Dreietagenfraktur unter Einbeziehung von Unterkiefer, Mittelgesicht und Frontobasis betrug lediglich 0,47 % und konnte nur bei 16 Patienten nachgewiesen werden, von denen 10 als Polytrauma (ISS > 16) klassifiziert wurden.

Diskussion

Das Auftreten von komplexen Frakturen des Gesichtsschädels erscheint mit knapp 4 % vergleichsweise gering. Mehr als jeder vierte Patient mit komplexen Verletzungsmustern des Gesichtsschädels wies aufgrund des schweren zugrunde liegenden Traumas vital bedrohliche Begleitverletzungen auf, deren interdisziplinäres Management die Infrastruktur eines entsprechenden Traumazentrums erforderlich machte.
Titel
Häufigkeit und Management von Gesichtsschädelfrakturen – eine MKG-chirurgische Einschätzung
Verfasst von
Dr. med. Jan Oliver Voß, MD
Dr. med. Nadine Thieme
PD Dr. med. Sven Märdian
Dr. med., Dr. med. dent. Christian Doll
Dr. med., Dr. med. dent. Stefan Hartwig
Prof. Dr. med., Dr. med. dent. Max Heiland
PD Dr. med., Dr. med. dent. Jan-Dirk Raguse
PD Dr. med., Dr. med. dent. Nicolai Adolphs
Publikationsdatum
19.02.2019
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Unfallchirurgie / Ausgabe 9/2019
Print ISSN: 2731-7021
Elektronische ISSN: 2731-703X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00113-019-0618-8
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Bildnachweise
3D-Rekonstruktion des Gesichtsschädels/© Springer Medizin, Arthropedia, Frau unkenntlich fasst sich ans Knie/© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell), Ärzteteam führt Hüftoperation durch/© ATRPhoto / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell), Gebrochener Fuß im Gips/© Aleksandr Kirillov / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)