Erschienen in:
01.06.2007 | Leitthema
Primärprävention des Blasenkarzinoms
Was gibt es Neues?
verfasst von:
Prof. Dr. J.E. Altwein
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2007
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Zusammenfassung
Das Blasenkarzinom ist mit 8,6% der vierthäufigste Tumor beim Mann und mit 3,5% der achthäufigste Tumor bei der Frau. Das Interesse an der Primärprävention des Blasenkarzinoms wurde durch die Cole-Studie geweckt, nach der Kaffeetrinken ein Risiko darstellen soll. Dies ist durch 42 Fall-Kontroll-Studien widerlegt. Zigarettenrauchen erhöht das Blasenkarzinomrisiko um den Faktor 3. Verantwortlich sind u. a. Arylamine, die in der Leber aktiviert, aber auch entgiftet werden. Ein genetisch bedingter Mangel an den notwendigen Transferasen ist für jedes 3. Blasenkarzinom verantwortlich. Auch beim Haarfärben wird ein Arylamin aufgenommen, das in Leber und Haut durch Transferasen entgiftet werden muss. Auch hier ist ein genetischer Mangel für eine mögliche Blasenkarzinomentstehung mit verantwortlich. Der 3. Risikofaktor ist der chronische Harnweginfekt. Somit spielt die Reduktion von Risikofaktoren die wesentliche Rolle in der Blasenkarzinomprävention.
Eine hohe Flüssigkeitszufuhr in Form von Getränken jeder Art halbiert das Blasenkarzinomrisiko und sollte dem Raucher (das relative Risiko fällt auf 0,31) empfohlen werden. Ein Zusammenhang zwischen Alkoholzufuhr und Blasenkarzinom ist nicht bewiesen.
Vitamin A, B und C wurden intensiv in epidemiologischen Studien untersucht. Ein Nutzen für die Blasenkarzinomprimärprävention ist nicht schlüssig bewiesen. Interessant ist die Blasenkarzinomvorbeugung durch Folsäure in der Nahrung beim Raucher. Früchte und Gemüse haben auf einen Nenner gebracht eine schwache vorbeugende Wirkung. Allerdings kann der reichlich Obst verzehrende Raucher sein Risiko halbieren.
Das Spurenelement Selen hat keine gesicherte Schutzwirkung, aber die Inzidenz des Blasenkarzinoms ist bei hohem Selenplasmaspiegel signifikant erniedrigt. Unter den Probiotika ist Lactobacillus-casei-haltiger Joghurt nach einer Studie zur Primärprävention besonders beim Raucher geeignet. NSAR haben insgesamt eine schwache Wirkung. Überraschend ist die Beobachtung, dass regelmäßiger Analgetikagebrauch das Blasenkarzinomerkrankungsrisiko senkt.