Erschienen in:
01.04.2014 | Leitthema
Prosodie, Inputsprache und Spracherwerb
verfasst von:
Dr. M. Jungheim, S. Miller, D. Kühn, M. Ptok
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Kinder können nur dann Sprache erwerben, wenn ihnen Sprache angeboten wird. Der Prosodie der Inputsprache kommt dabei eine wichtige Rolle zu. In den meisten Sprachgemeinschaften wählen Erwachsene in der Kommunikation mit Kleinkindern eine Ausdrucksweise, die von der typischen, unter Erwachsenen üblichen insbesondere in der Prosodie abweicht.
Methodik
Es handelt sich um eine Übersichtsarbeit nach selektiver Literaturrecherche in PubMed und Scopus.
Ergebnisse
Prosodische Merkmale und Komponenten sind ein wesentliches Element gesprochener Sprache. Prosodische Hinweise im Sprachsignal ermöglichen Kindern, Wissen über die zugrunde liegende grammatische Struktur einer Äußerung zu erwerben. Die an Kinder gerichtete Sprache, d. h. die Inputsprache, wird häufig so gegenüber der normalen Sprache modifiziert, dass bedeutungstragende Sequenzen aus dem aus akustischer Sicht relativ kontinuierlichen Sprachschallsignal besser extrahiert werden können. Diese auch kindgerichtete Sprache (KGS) genannte Kommunikationsform trägt wohl zu einer besseren Repräsentation der sprachlichen Zeichen bei.
Diskussion
Anhand der Forschungsergebnisse zur Perzeption von Suprasegmentalia kann davon ausgegangen werden, dass die i. S. einer KGS modifizierte Inputsprache über die Korrespondenz prosodischer zu syntaktischen Einheiten den kindlichen Spracherwerb unterstützen kann. Andererseits scheint aber auch bei nichtmodifizierter Inputsprache ein ungestörter Spracherwerb grundsätzlich möglich. Hinweise für eventuell schädliche Auswirkungen der KGS für den Spracherwerb finden sich nicht.