Erschienen in:
07.03.2022 | Psychotherapie | Originalien
Dramatische Veränderungen der Altersstruktur bei Fachärzten im Bereich psychischer Gesundheit
verfasst von:
PD Dr. med. Stefan Cohrs, Jens Rainer Pehlke, Wolfgang Jordan, Jens M. Langosch, Christian Kieser, Thomas Pollmächer
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Über die letzten 20 Jahre hat die Versorgung von Menschen mit psychischen und nervenheilkundlichen Störungen stark an Bedeutung zugenommen, parallel fällt es immer schwerer, den dafür erforderlichen ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen. Ziel dieser Arbeit ist eine Analyse der Entwicklung der Facharztzahlen im Bereich der für die psychische und nervenheilkundliche Gesundheit zuständigen Fächer unter besonderer Berücksichtigung der Altersstruktur.
Material und Methoden
Grundlage sind die von der Bundesärztekammer veröffentlichten Arzt- und Facharztzahlen der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2020. Berücksichtigt wurden nach Altersgruppen differenziert die Fächer Psychiatrie und Psychotherapie (PPT), Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (PMPT), Nervenheilkunde (NHK) und Neurologie.
Ergebnisse
Im Vergleich zum Jahr 2000 findet sich 2020 eine Zunahme der Gesamtzahl der in den Fächern PPT (4736 vs. 12053), Neurologie (2226 vs. 8355) und PMPT (3543 vs. 4130) arbeitenden Fachärztinnen und Fachärzte bei Abnahme der im Fach NHK (5184 vs. 2301) tätigen. Parallel kam es zu einer Zunahme des Frauenanteils. Dramatische Veränderungen finden sich hinsichtlich der Altersstruktur. Mittlerweile sind 77,7 % der im Fach NHK und 59,7 % der in der PMPT berufstätigen Fachärztinnen und Fachärzte über 60 Jahre. Im Fach PPT standen im Jahr 2020 2988 über 60-jährige nur noch 1070 unter 40-jährige Fachärztinnen und Fachärzte gegenüber, während dies 20 Jahre zuvor 181 über 60-jährige bei allerdings 1491 unter 40-jährige Fachärztinnen und Fachärzte waren.
Diskussion
Die Überalterung der berufstätigen Fachärztinnen und Fachärzte sowie der Mangel an Nachwuchskräften stellt eine Bedrohung einer modernen und funktionierenden Versorgung psychisch Erkrankter dar. Lösungsansätze sind eine deutliche Steigerung der Studienplatzzahlen für Medizin sowie Strategien, die junge Ärztinnen und Ärzte von einer Arbeitstätigkeit in den Fächern PPT sowie PMPT überzeugen.