Erschienen in:
19.12.2016 | Aktuelles
Zur Umsetzung alternativer Behandlungsmodelle für Flüchtlinge in der BRD
Was können – was sollten – wir aus Afghanistan lernen?
verfasst von:
Prof. Dr. M. Bohus, I. Missmahl
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2017
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Auszug
Die psychologische Betreuung traumatisierter Flüchtlinge wird das Gesundheitssystem der deutschen Länder in absehbarer Zeit vor enorme Herausforderungen stellen: Zwar gibt es keine universell gültigen Prävalenzraten für psychische Erkrankungen infolge traumatischer Erfahrungen bei Flüchtlingen, da diese von den jeweiligen Szenarien in Krisen, Krieg und Flucht abhängen. Über internationale Studien gemittelt ergibt sich jedoch eine Zahl von ca. 30 % (Miller, Rockstroh, Elbert, The Lancet, 2005). In einer laufenden Studie am Kompetenzzentrum für Psychotraumatologie in Konstanz berichten gegenwärtig 55 % der Insassen in einer typischen Gemeinschaftsunterkunft anhand des Refugee Health Screener belastet zu sein (T. Elbert, persönliche Mitteilung). Aus wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass bei geringer Belastung eine Spontanremission von 80 % zu erwarten ist, dass aber bei hohen kumulativen Stresserfahrungen diese Rate auf unter 20 % sinkt und der überwiegende Teil über Jahrzehnte in seelischen und in der Folge körperlichen Erkrankungen gefangen bleibt. Für das Land Baden-Württemberg, das derzeit etwa 150.000 Flüchtlinge beherbergt, würde dies bedeuten, dass über 20.000 Personen der psychologischen/psychiatrischen Unterstützung bedürfen, um aus dem Kreislauf seelischen Leidens und mangelnder Funktionstüchtigkeit zu entfliehen. …