Erschienen in:
30.06.2020 | Psychotherapie | Leitthema
Qualitätsgesicherte Psychiatrie und Entstigmatisierung
Kann qualitätsgesicherte Psychiatrie und Psychotherapie zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beitragen?
verfasst von:
Prof. Dr. W. Gaebel, Dr. J. Stricker
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Unter den vielfältigen Gründen für die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und der von ihnen Betroffenen spielt die vermeintlich unzureichende „Behandelbarkeit“ eine besondere Rolle. Faktisch ist die Behandelbarkeit keineswegs schlechter als die zahlreicher somatischer Erkrankungen, wenngleich verschiedene Faktoren Einsatz und damit Wirkung optimaler Behandlungsmöglichkeiten beeinträchtigen. Hier setzen Maßnahmen zur Behandlungs- und Versorgungsoptimierung im Rahmen einer qualitätsgesicherten Psychiatrie und Psychotherapie an, deren ressourcengesicherte systematische Einführung und Umsetzung zur Überwindung von Stigmatisierung beitragen können.
Fragestellung
Der Beitrag untersucht, ob und wie die Qualität psychiatrischer Behandlung und Versorgung zur Verringerung stigmatisierender Einstellungen der Öffentlichkeit und des von Personen mit psychischen Erkrankungen erfahrenen oder antizipierten Stigmas beitragen kann.
Methode
Auf konzeptueller Ebene werden Komponenten qualitätsgesicherter psychiatrischer Behandlung und Versorgung identifiziert, die hypothetisch zu einer Entstigmatisierung von Personen mit psychischen Erkrankungen beitragen können.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Zu den Komponenten qualitätsgesicherter Psychiatrie, die zur Entstigmatisierung von Personen mit psychischen Erkrankungen beitragen können, zählt grundsätzlich die Implementierung regelmäßig aktualisierter evidenzbasierter Behandlungsleitlinien, die Weiterentwicklung und Individualisierung psychiatrischer Behandlung („precision psychiatry“) sowie die Anwendung von Qualitätsindikatoren im Rahmen eines übergreifenden Qualitätsmanagements. Die postulierten Zusammenhänge müssen empirisch abgesichert, wissenschaftlich weiter analysiert und öffentlich kommuniziert werden, um für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen systematisch nutzbar gemacht werden zu können.