Suizidstigma und Suizidprävention

In vielen Gesellschaften war und ist Suizid ein äußerst kontroverses Thema. Die vorliegende Übersichtsarbeit beschreibt die historischen Hintergründe gesellschaftlicher Verurteilung suizidaler Gedanken und Handlungen in der westlichen Welt und fasst aktuelle Forschungsergebnisse über die Konsequenzen von Suizidstigma für Betroffene und deren Bedeutung für die Suizidprävention zusammen. Schließlich werden nächste Schritte in Forschung und Prävention diskutiert. Während Suizid bereits in der Antike von einigen Philosophen negativ beurteilt wurde, begann spätestens im 5. Jh. n. Chr. seine allmähliche gesellschaftliche Verurteilung. In Deutschland und vielen anderen Ländern bleibt Suizid bis heute ein Tabuthema. Aktuelle Forschung zeigt, dass die gesellschaftliche Verurteilung suizidaler Gedanken und Handlungen (sog. Suizidstigma) ein zusätzlicher Stressor für Personen, die Suizidalität erleben oder erlebt haben, und deren Angehörige ist. Weiterhin gilt Suizidstigma als eine zentrale Barriere für Hilfesuche und Offenlegung von Suizidalität. Trotz der zentralen Bedeutung für die Suizidprävention existieren nur wenige Interventionen zur Reduktion von Suizidstigma in der Gesellschaft und zur Unterstützung von Betroffenen im Umgang mit Suizidstigma.