Erschienen in:
27.06.2016 | Psychotherapie | Schwerpunkt: Indikationen zu Psychotherapie - Originalien
Indikation zu Psychoanalyse und analytischer Psychotherapie
verfasst von:
Prof. Dr. med. Paul L. Janssen
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 4/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Ausgehend von dem diagnostischen Prozess in den Erstgesprächen, die eine intersubjektive Begegnung sind, werden die verschieden Entwicklungsschritte der Indikationsstellung zur Psychoanalyse dargestellt. Freud und seine Nachfolger, die sich zunächst an der psychiatrischen Klassifikation orientieren, orientieren sich bald an den Kriterien der Zugänglichkeit, der Analysierbarkeit und insbesondere der Eignung für die Psychoanalyse. Das Kriterium der Eignung ist nicht nur aus der Sicht der Ich-Psychologie differenziert ausgearbeitet worden, sondern bei allen hochfrequenten, nichtterminierten Psychoanalysen, die der psychoanalytischen Grundhaltung der „Afokalität“ folgen, relevant. Bis heute ist dadurch das Standardverfahren der Psychoanalyse jeder psychoanalytischen Richtung charakterisiert. Durch die Erfahrungen der Psychoanalytiker mit früh gestörten, strukturell Ich-gestörten Neurosen und Persönlichkeitsstörungen gewinnt das Ausmaß der Labilisierbarkeit der psychischen Struktur und durch die Wendung zur Gegenübertragungsanalyse die Person des Psychoanalytikers eine größere Bedeutung bei der Indikationsstellung. Schließlich führt die Eingliederung zumindest in Deutschland in die krankenkassenfinanzierte Psychotherapie zur differenziellen Indikationsstellung zwischen hochfrequenter Psychoanalyse bzw. analytischer Psychotherapie, modifizierten psychoanalytischen Psychotherapien und niederfrequenten psychodynamischen Verfahren.