Erschienen in:
01.12.2014 | Originalarbeit
Vierstündigkeit zwischen Idealisierung und realistischer Einschätzung
verfasst von:
Dipl.-Psych. Angelika Staehle
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem klinischen Denken in Bezug auf die Behandlungsfrequenz und die Implikationen für die Ausbildung. Die Frequenz als Kriterium für die Unterscheidung zwischen Psychotherapie und Psychoanalyse wird infrage gestellt. Die Autorin plädiert für eine integrative Position, in der sowohl Psychotherapie als auch Psychoanalyse als Realisierungen des psychoanalytischen Denkens verstanden werden. Die Arbeitsanforderungen an den Analytiker sind durch die erweiterten Konzeptualisierungen der Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse vielfältiger geworden. Der Beitrag des Analytikers und sein psychischer Raum werden nun miteinbezogen, nicht mehr nur die Beiträge aus der inneren Welt des Patienten. Mit einer vierstündigen Frequenz werden günstige Bedingungen geschaffen, dass der Analytiker die verbalen und nonverbalen Botschaften des Patienten aufnehmen, in sich verarbeiten und dann entsprechend deuten kann. Die Frequenzwahl wird als das Ergebnis eines sehr individuellen Prozesses zwischen einem Analytiker und einem Patienten verstanden. Ihre bewusste und unbewusste Bedeutung sollte in der Probatorik verstanden und später im analytischen Prozess in die Arbeit einbezogen werden. Die Erhaltung der Kompetenz im hochfrequenten Setting wird für die Weiterentwicklung und Tradierung der Psychoanalyse für unverzichtbar gehalten. Auf die Schwierigkeiten in der Ausbildungssituation wird detailliert Bezug genommen, und es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Kandidaten unterstützt werden können. Insgesamt wird eine Haltung empfohlen, in der die Rahmenbedingungen in einer flexiblen Festigkeit gehandhabt und vermittelt werden.