Lernziele
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kennen Sie die Pathophysiologie sowie die Gemeinsamkeiten von Rachitis und Osteomalazie.
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können Sie eine kalzipenische Rachitis diagnostizieren und therapieren.
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interpretieren Sie Parameter des Knochenmineralstoffwechsels richtig.
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erkennen Sie die Risikofaktoren einer kalzipenischen Rachitis in Ihrer täglichen Praxis.
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sind Sie mit seltenen erblichen und erworbenen Ursachen einer Rachitis wie XLH oder HPP vertraut.
Einleitung
Krankheitsmechanismus
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die kalzipenische Rachitis,
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die phosphopenische Rachitis und
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die Hypophosphatasie (HPP).
Kalzipenische Rachitis | Phosphopenische Rachitis | Hypophosphatasie |
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Kalziummangel Kalziumarme Diät Malabsorption – Hepatische Osteodystrophie – Zöliakie – Kurzdarmsyndrom – CED | Renaler Phosphatverlust (nicht-FGF23-mediiert) – Hereditäre hypophosphatämische Rachitis mit Hyperkalzurie (SLC34A3) – Lowe-Syndrom (OCRL) – Dent-Krankheit (CLCN5) – Autosomal-dominante hypophosphatämische Rachitis (SGK3) – Hypophosphatämische Nephrolithiasis/Osteoporose (SLC34A1, SLC9A3R1) – Fanconi-Syndrom – Medikamenteninduziert (z. B. Valproat, Cisplatin, Aminoglykoside) | HPP (ALPL) – Prenatal benigne – Perinatal – Infantil – Kindlich – Adult – Odonto‑ |
Vitamin-D-Mangel – Reduzierte kutane Synthese: dunkles Hautkolorit, exzessiver Sonnenschutz, Vermeidung der Sonnenexposition – Vitamin-D-arme Diät bzw. fehlende Substitution – Malabsorption (s. oben) – Erhöhter Vitamin-D-Abbau (CYP3A4-Enzym-Induktion, z. B. durch Rifampicin) | Renaler Phosphatverlust (FGF23-mediiert) – X-chromosomal-dominante hypophosphatämische Rachitis (PHEX) – Autosomal-dominante hypophosphatämische Rachitis (FGF23) – Autosomal-rezessive hypophosphatämische Rachitis (DMP1, ENPP1, FAM20c) – Tumorinduzierte Osteomalazie – Polyostotische fibröse Dysplasie | |
Gestörte Calcitriolsynthese oder Wirkung Genetische Defekte – 25-Hydroxylase-Defekt/VDDR 1B (CYP2R1) – 1-Hydroxylase-Defekt/VDDR 1A (CYP27B1) – Vitamin-D-Rezeptor-Defekt/VDDR 2A (VDR) – „Vitamin-D-response-element“-bindendes Protein-Defekt/VDDR 2B – Gesteigerter Vitamin-D-Katabolismus/VDDR 3 (CYP3A4) Renale Osteodystrophie | Verminderte intestinale Absorption – Antacida, die Aluminium, Magnesium oder Kalzium beinhalten – Phosphatbinder (z. B. Sevelamer) | |
Phosphatarme Ernährung (selten) – Osteopenie des Frühgeborenen |
Blut | Kalzium, Phosphat, Kreatinin, ALP, PTH, 25(OH)D Ggf. FGF23, 1,25(OH)2D, molekulargenetische Untersuchung |
Harn | Kalzium, Phosphat, Kreatinin (Kalkulation TmP/GFR und Kalzium-Kreatinin-Ratio) |
Radiologische Untersuchungen | Röntgenaufnahmen von Knie und Hand, ggf. Schädel (Kraniosynostose) |
Nierensonographie | |
Ggf. MRT des Knies (bei phosphopenischer Rachitis) oder des Schädels (Hirndruck) |
Veränderungen der Wachstumsfuge
Radiologische Untersuchung
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Die Diagnose Rachitis wird im Röntgenbild anhand der charakteristischen Auftreibungen der metaphysären Enden und der weiten Wachstumsfuge gestellt.
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Die Diagnose Osteomalazie kann nur durch eine diagnostische Knochenbiopsie gesichert werden, diagnostische biochemische Zeichen sind aber identisch mit der Rachitis.
Histologische Untersuchung
Kalzipenische Rachitis
Vitamin-D- und Kalziummangel
Pathophysiologie
Klinische Zeichen
Diagnose
Global Public Health und Vorsorge
Therapie
Therapie | Patientenalter | |||
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<1 Jahr | 1–12 Jahre | > 12 Jahre | ||
Tägliche Therapie, mindestens 12 Wochen (Vitamin D2 oder D3) [IU] | 2000 | 3000–6000 | 6000 | |
Stoßtherapie (Vitamin D3) [IU] | 50.000/Tag, nur wenn >3 Monate alt | 150.000 | 300.000 | |
Mindestmenge Kalzium/Supplementation täglich [mg] | 200–300 | 500 | 500 | |
Präventive minimale Dosis, Vitamin D [IU] | 400 | 600 | 600 |
Renale Osteodystrophie
Hepatische Osteodystrophie
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Eine 3‑ bis 10fach höhere Vitamin-D-Dosis wird empfohlen, die bei fehlendem Ansprechen oraler Therapie auch i.m. gegeben werden kann.
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Eine Calcitrioltherapie kann zwar die intestinale Kalziumabsorption verbessern, füllt jedoch die Vitamin-D-Speicher nicht auf und birgt ein höheres Risiko einer Hyperkalzurie.
Genetisch bedingte Störungen der Calcitriolsynthese/-wirkung
Phosphopenische Rachitis
X-chromosomal-dominante Hypophosphatämie
Pathophysiologie
Diagnose
Spezielle Komplikationen
Therapie
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Die konventionelle Therapie wird durch die Höhe von ALP, PTH und der Kalziumausscheidung gesteuert.
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Die Burosumabdosis wird an die Serum-Phosphat-Konzentration angepasst.
Monitoring/Prognose
Autosomal-dominante hypophosphatämische Rachitis
Weitere Formen
Hypophosphatasie
Pathophysiologie
Klinische Zeichen
Diagnose
Therapie
Monitoring und Prognose
Fazit für die Praxis
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Rachitis und Osteomalazie sind zwei simultane Manifestationen derselben Ursache: Hypomineralisation des Knochens.
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Eine Rachitis, durch kalziumarme Ernährung oder Vitamin-D-Mangel, lässt sich bei Wissen um die Risikofaktoren sehr leicht diagnostizieren und v. a. auch verhindern. Die Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes beinhalten bereits die Einhaltung der Vitamin-D-Prophylaxe.
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Eine Rachitis sollte früh erkannt und Betroffene sollten kinderosteologischen Spezialisten zugewiesen werden, weil dort die Expertise, die Netzwerke und die multidisziplinäre Versorgung für die adäquate Versorgung vorhanden sind.