Erschienen in:
10.12.2020 | Rektumkarzinom | Fokus
Klinische Komplettremission beim Rektumkarzinom: Wann ist weniger mehr?
verfasst von:
Prof. Dr. Claus Rödel, Markus Diefenhardt, Emmanouil Fokas, Cihan Gani, Ralf-Dieter Hofheinz, Michael Ghadimi
Erschienen in:
Forum
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nach neoadjuvanter Radiochemotherapie (RCT) wird bei 10–20 % der Patienten mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom eine pathologische Komplettremission nachgewiesen.
Fragestellung
Kann bei selektionierten Patienten mit klinisch exzellentem Tumoransprechen nach RCT auf eine radikale Operation im Sinne einer Watch-and-wait(W&W)-Strategie verzichtet werden?
Material und Methode
Die vorliegende Studie beinhaltet die Auswertung populationsbezogener Datensammlungen sowie prospektiver klinischer Studien zum Organerhalt nach RCT.
Ergebnisse
Bei Standard-RCT und Restaging nach ca. 6 bis 8 Wochen mittels Rektoskopie und MRT zeigen sich klinische Komplettremissionen in einer Größenordnung von 10–20 %. Bei Verzicht auf eine radikale Operation für diese selektionierte Subgruppe mit biologisch hochresponsiven Tumoren ist bei engmaschiger Nachsorge ein lokales Tumorwiederwachstum innerhalb der ersten beiden Jahre in 20–30 % zu erwarten. Dieses Wiederwachstum ist in >90 % der Fälle luminal detektierbar, auf die Darmwand begrenzt und einer kurativen Salvage-Operation zugänglich. Derzeit werden intensivierte RCT-Regime getestet. Studien zur totalen neoadjuvanten Therapie (TNT) zeigen signifikant erhöhte Komplettremissionsraten, ein verbessertes krankheitsfreies Überleben, und mögen richtungsweisend für das Konzept des selektiven Organerhalts sein.
Schlussfolgerung
Es bedarf weiterer prospektiver Studien mit ausreichenden Patientenzahlen und Nachbeobachtungszeiten, um die onkologische Sicherheit sowie das Risiko-Nutzen-Verhältnis für Patienten, die sich für eine W&W-Option entscheiden, einzuordnen.