Erschienen in:
01.08.2014 | Leitthema
Renale Denervierung und Hypertonie
Ist nach Simplicity-3 alles vorbei?
verfasst von:
Prof. Dr. H. Haller, J. Menne, F. Limbourg, B.M. Schmidt
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Wenig neue Methoden der antihypertensiven Therapie haben in den letzten Jahren zu so viel Diskussion geführt wie die sog. renale Denervierung der sympathischen Nervenfasern. Die Stimulation des Sympathikus beeinflusst die Funktion der Niere durch die Freisetzung von Renin, eine gesteigerte Aufnahme von NaCl und durch Vasokonstriktion der renalen Widerstandsgefäße. Diese Mechanismen steigern den Blutdruck und sollen durch die Ablation der Nervenfasern blockiert werden. Die Entwicklung einer sicheren Ablationsmethode beim Menschen in den letzten Jahren hat dieses Verfahren klinisch einsetzbar gemacht. In den ersten klinischen Studien hat dieses Verfahren beeindruckende Blutdruckabfälle gezeigt. Diese therapeutische Wirksamkeit war in diesen Studien auch noch nach Jahren nachweisbar. Darüber hinaus konnten positive Wirkungen auf andere, durch den Sympathikus verursachte, Probleme wie den Glukosemetabolismus und die Schlafapnoe nachgewiesen werden. Allerdings zeigten sich bereits in den ersten kontrollierten Untersuchungen teilweise „therapieresistente“ Patienten. In der ersten großen randomisierten, doppelblind durchgeführten Studie (Simplicity-3) konnte keine therapeutische Wirkung der Nervenablation auf den Blutdruck nachgewiesen werden. Dem stehen Registerdaten und unkontrollierte Befunde mit einer sehr ausgeprägten therapeutischen Wirksamkeit entgegen. Erklärungen für den negativen Ausgang von Simplicity-3 sind vielfältig und reichen von Compliance bis zum Versagen der Methode in dieser Studie. Es wird notwendig sein, die „ansprechbaren“ Patienten zu definieren, diese mit geeigneten diagnostischen Methoden zu charakterisieren und diese dann in kontrollierte Studien einzuschleusen. Bis dahin hat das Verfahren der renalen Ablation einen experimentellen Charakter.