Erschienen in:
01.08.2014 | Leitthema
Salzregulation und Hypertonie
verfasst von:
Prof. Dr. J. Titze
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Akzeptierte Theorien zum Salz-Wasser-Haushalt sind, dass extrazelluläre Flüssigkeit rasch äquilibriert, Elektrolytkonzentrationen in den Kompartimenten konstant sind und die Niere allein für die Konstanz des „milieu intérieur“ verantwortlich ist. Aktuelle Befunde stellen dies in Frage.
Fragestellung
Werden relevante Mengen an Na+ im Körper gespeichert und durch zusätzliche extrarenale Mechanismen reguliert? Besteht eine Verbindung zu arterieller Hypertonie?
Material und Methode
Diskussion von Grundlagenarbeiten und ersten klinischen Studien.
Ergebnisse
Aktuelle Befunde aus der Grundlagenforschung und nicht-invasive quantitative 23Na-MRT-Patienten- und Probandenstudien haben gezeigt, dass revelante Mengen an Na+ in Muskulatur und Haut ohne begleitende Wassereinlagerung gespeichert werden. Die erste Ultralangzeit-Na+-Bilanz-Studie beim Menschen zeigte, dass Na+ in endogenen wöchentlichen und monatlichen Rhythmen unabhängig von der Kochsalzzufuhr im Körper gespeichert wird. Weitere Experimente haben gezeigt, dass die interstitielle Flüssigkeit der Haut im Vergleich zum Blutplasma hyperton ist. Der resultierende interstitielle osmotische Stress verursacht eine lokale, extrarenale und durch Immunzellen und Lymhkapillaren vermittelte Clearance von Elektrolyten, die für die Regulation des Salz-Wasser-Haushalts und die Kontrolle des systemischen Blutdrucks von Bedeutung ist.
Schlussfolgerungen
Unerwartete Befunde haben das Verständnis des Salz-Wasser-Haushalts verändert und die Aufmerksamkeit auf immunzellvermittelte, „nierenähnliche“ lymphatische Clearance von interstitieller Flüssigkeit gerichtet. Neue Methoden zur klinischen Untersuchung dieser Grundlagenbefunde stehen zur Verfügung. Diese könnten von wichtiger Bedeutung für die weltweite Problematik kardiovaskulärer Erkrankungen sein.