Erschienen in:
12.04.2019 | Schielen | Originalien
Sind „schielende“ Kinder in augenärztlicher Behandlung?
Ergebnisse aus der KiGGS(Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland)-Basiserhebung (2003–2006)
verfasst von:
Dr. Heike M. Elflein, Laura Krause, Alexander Rommel, Michael S. Urschitz, Norbert Pfeiffer, Alexander K. Schuster
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 12/2019
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Zusammenfassung
Fragestellung
Schielen ist eine häufige Ursache für Amblyopie. Betroffene Kinder bedürfen der regelmäßigen augenärztlichen Kontrolle. Im Folgenden wird untersucht, wie viele schielende Kinder innerhalb eines Jahres augenärztlich untersucht wurden und welche Faktoren hiermit in Zusammenhang stehen.
Methoden
Wir werteten Daten der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ des Robert Koch-Instituts (KiGGS-Basiserhebung, 2003–2006, N = 17.640) aus. Das Vorliegen von Schielen und Augenarztbesuch wurden anhand von Elternangaben dokumentiert. Eingeschlossen wurden Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren. Der Zusammenhang zwischen Schielen und Augenarztbesuch in den letzten 12 Monaten wurde mittels multivariabler logistischer Regression geprüft und für Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status, Migrationshintergrund, Wohnregion und Vollständigkeit der Kindervorsorgeuntersuchungen adjustiert.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 5247 Kinder in die vorliegende Analyse eingeschlossen. Die Eltern von 3,0 % der Kinder (N = 175) berichteten, dass ihr Kind schiele. Ein Augenarztbesuch in den letzten 12 Monaten wurde von 66,9 % (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI]: 54,7–77,2) der Eltern „schielender“ Kinder berichtet, bei Gleichaltrigen ohne Schielen von 19,7 % (95 %-KI: 18,2–21,3). Von den schielenden Kindern mit Arztbesuch wurden 33,8 % 1‑mal in den letzten 12 Monaten augenärztlich untersucht, 33,1 % 2‑mal, 12,6 % 3‑mal, 13,3 % 4‑mal und 7,2 % mehr als 4‑mal. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Schielen (OR [Odds Ratio] = 9,21; 95 %-KI: 5,44–15,6) und einem Augenarztbesuch im zurückliegenden Jahr.
Schlussfolgerung
Etwa ein Drittel der schielenden Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren nimmt binnen eines Jahres keine augenärztliche Untersuchung in Anspruch. Dies weist auf den Bedarf einer adäquateren augenärztlichen Versorgung von schielenden Kindern in Deutschland hin.