Erschienen in:
01.08.2011 | Leitthema
Schuss- und Splitterverletzungen im Gesichts- und Halsbereich
Aktuelle Aspekte zur Wundballistik
verfasst von:
Dr. T. Hauer, N. Huschitt, M. Kulla, B. Kneubuehl, C. Willy
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 8/2011
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Zusammenfassung
Für den im militärischen Umfeld tätigen Kopf-Hals-Chirurgen sind Grundkenntnisse über das Verhalten von Geschossen und Splittern im menschlichen Körper von Bedeutung, um hieraus notwendige Konsequenzen für Diagnostik und Therapie von Schuss- und Splitterverletzungen des Kopf-Hals-Bereichs ziehen zu können. Ein Geschoss unterliegt vielen Einflussfaktoren, die sein Verhalten nach Eintritt in den menschlichen Körper beeinflussen. Entscheidend ist, wie viel Energie an den Körper abgegeben wird. Langwaffengeschosse besitzen im Vergleich zu Kurzwaffengeschossen meist eine höhere Mündungsenergie, weshalb Effekte außerhalb des eigentlichen Geschosswegs eine größere Rolle spielen. Während die meisten Vollmantelgeschosse ihre Energie erst nach 12–20 cm abgeben, ist dies bei Teilmantelgeschossen bereits unmittelbar nach dem Einschuss der Fall. Dadurch ergibt sich bei Extremitätenverletzungen ein erheblicher Unterschied, nicht jedoch bei langen Schusskanälen im Körper (diagonale Schüsse). Splitterverletzungen entstehen mit einer ähnlich hohen kinetischen Energie wie jene der Kurz- oder Langwaffengeschosse. Allerdings bauen Splitter meist die gesamte Energie im Körper ab, was zu entsprechend großen Verletzungen führen kann. Die HNO-ärztlich relevanten Verletzungen moderner bewaffneter Konflikte betreffen in 60% der Fälle Weichteile, dabei das Gesicht 3-mal häufiger als den Hals. In 30% der Fälle liegt gleichzeitig eine intrakranielle oder Halswirbelsäulenverletzung vor. Aufgrund eines hohen Kontaminationsgrads der Wunden beträgt die Infektionsrate etwa 15%, teilweise mit kompliziertem und/oder multiresistentem Keimspektrum.