Erschienen in:
14.02.2019 | Erektile Dysfunktion | Schwerpunkt: Sexualität – Originalien
Sexuelle Dysfunktionen bei hausärztlich versorgten Patienten
Onlinebefragung bezüglich gesundheitsbezogener Merkmale und Versorgungssituation
verfasst von:
Dr. phil. Katja Brenk-Franz, Fabian Tiesler, Madita Hoy, Bernhard Strauß
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bisherige Studien belegen die hohe Prävalenz sexueller Funktionsstörungen und deren Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Zugleich findet das Thema wenig Berücksichtigung in der medizinischen Versorgung. Ziel der vorliegenden Studie war es, Patienten mit und ohne Hinweise auf eine sexuelle Funktionsstörung hinsichtlich gesundheitsbezogener Merkmale zu vergleichen und das Vorkommen von Sexualanamnesen zu explorieren.
Material und Methoden
Es wurden 801 hausärztlich versorgte Männer und Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren online zu sexuellen Funktionsstörungen (Female Sexual Function Index, FSFI; International Index of Erectile Function, IIEF-5), gesundheitsbezogener Lebensqualität (Short-Form-Health Survey, SF12), sexueller Zufriedenheit (New Sexual Satisfaction Scale – deutsche Kurzversion, NSSS-SD), Partnerschaftszufriedenheit, Gesundheitszustand (visuelle Analogskala, VAS), Depressivität (Patient Health Questionnaire-9, PHQ-9) und zu Erfahrungen mit der Gesundheitsversorgung befragt.
Ergebnisse
Bei 33,8 % der Frauen fanden sich Hinweise auf eine sexuelle Funktionsstörung und bei 21,5 % der Männer auf eine erektile Dysfunktion. Personen mit sexuellen Dysfunktionen berichteten eine geringere Lebensqualität, sexuelle Zufriedenheit, Partnerschaftszufriedenheit und höhere Depressionswerte als Personen ohne sexuelle Dysfunktion. Bei 85,1 % der Frauen und 98,1 % der Männer wurde bisher noch keine Sexualanamnese durchgeführt. Es erhielten 10,3 % der Frauen und 7,2 % der Männer ein ärztliches Gesprächsangebot zu sexuellen Problemen. Dass der Arzt dies initiieren sollte, wünschen 66,7 % der Frauen und 53,1 % der Männer. Als bislang unbehandelt beschrieben sich 84,8 % der Frauen und 90,2 % der Männer mit klinisch relevanten Werten einer sexuellen Dysfunktion.
Schlussfolgerung
Beeinträchtigungen der sexuellen Funktion sind auch im frühen Erwachsenalter keine Seltenheit. Sie beeinflussen die Lebensqualität des Betroffenen und sollten daher in der medizinischen Versorgung stärker berücksichtigt werden. Fragen zur sexuellen Gesundheit und Angebote zur Sexualberatung können frühzeitig in ärztliche oder therapeutische Gespräche integriert werden.