Erschienen in:
01.08.2013 | Originalien
Signifikant kürzere Anästhesiezeit bei lumbaler Wirbelsäulenchirurgie
Prozessanalytischer Vergleich von Spinalanästhesie und Intubationsnarkose
verfasst von:
H. Singeisen, D. Hodel, C. Schindler, K. Frey, U. Eichenberger, PD Dr. O.N. Hausmann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Intubationsnarkose (ITN) gilt als gängigste Methode zur Durchführung lumbaler Wirbelsäuleneingriffe. Jedoch werden qualitative Vorteile der Spinalanästhesie (SA) beschrieben. Ziel dieser Studie ist es, die zeitlichen Abläufe bei Anwendung beider Anästhesiemethoden im Rahmen von lumbalen Wirbelsäuleneingriffen zu untersuchen. Die Prozessanalyse fokussiert auf die Länge der Betreuungszeit der Patienten durch Anästhesiepersonal außerhalb der Schnitt-Naht-Zeit. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Anwendung der SA mit einer signifikanten Reduktion dieser Betreuungszeit einhergeht.
Material und Methoden
Retrospektiv wurden 473 elektronisch hinterlegte Anästhesiedaten (368 SA, 105 ITN) für lumbale Wirbelsäuleneingriffe in Bauchlage (Dekompressionen, Diskektomien und transpedikuläre Interventionen) analysiert. Patientencharakteristika [Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index (BMI), Status in der Klassifikation der American Society of Anesthesiologists (ASA)] wurden zwischen SA und ITN verglichen. Der Fokus lag auf der Analyse folgender perioperativer Zeitabschnitte: 1) Einschleusen und Einleitung, 2) Lagerung, 3) Abwaschen und Abdecken, 4) Schnitt-Naht-Zeit, 5) operativer Nachlauf und Ausleitung sowie 6) Übergabe an die nachsorgende Einheit. Zwischen SA und ITN wurden Differenzen in den Zeitabschnitten berechnet.
Ergebnisse
Von den 368 durchgeführten SA versagten 7. Bezüglich Geschlecht, BMI und ASA-Klasse unterschieden sich die SA- und ITN-Patienten nicht. Die SA-Patienten (61,7 ± 15,4 Jahre) waren signifikant älter als die ITN-Patienten (56,1 ± 14,6 Jahre). Bei SA wurde signifikant weniger Zeit für Einschleusen und Einleitung (SA: 17,7 ± 7,0 min, ITN: 21,6 ± 7,2 min), Abwaschen und Abdecken (SA: 9,7 ± 3,6 min, ITN: 13,3 ± 5,4 min) sowie operativem Nachlauf und Ausleitung (SA: 4,9 ± 1,1 min, ITN: 15,3 ± 5,7 min) aufgewendet. Die unabhängig von der Schnitt-Naht-Zeit kalkulierte Anästhesiezeit zeigte eine Differenz von 19 min (95 %-Konfidenzintervall: 13,6–24,4 min) zwischen SA (56,7 min) und ITN (75,7 min, p < 0,0001).
Schlussfolgerung
Mit der Anwendung einer SA im Vergleich zur ITN in der lumbalen Wirbelsäulenchirurgie resultiert eine um 19 min verkürzte anästhesiologische Betreuungszeit. Geschlecht, BMI und ASA-Klasse haben keinen statistisch nachweisbaren Einfluss auf die Wahl der Anästhesiemethode. Zeitintensive komplexe Eingriffe, die eine ITN erfordern, werden hauptsächlich an jüngeren Patienten durchgeführt; dies erklärt die signifikante Altersdifferenz.