Erschienen in:
19.12.2023 | Spondylitis ankylosans | Hot Topics
Zur Rolle von HLA-B27 in der Pathogenese und Diagnostik der axialen Spondyloarthritis
50 Jahre nach Entdeckung der starken genetischen Assoziation
verfasst von:
Prof. Dr. Jürgen Braun, Martin Rudwaleit, Joachim Sieper
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Assoziation des humanen Lymphozytenantigens B27 (HLA-B27) mit der ankylosierenden Spondylitis (AS), heute axiale Spondyloarthritis (axSpA), ist zuerst vor 50 Jahren beschrieben worden.
Ziel der Arbeit
Ziel ist es, einen Überblick über die dazu vorliegenden Erkenntnisse zu geben.
Material und Methoden
Es erfolgt ein narratives Review auf Basis der Erfahrung der Autoren.
Ergebnisse
HLA-B27 ist ein Mitglied der HLA-Klasse-I-Familie von Genen des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC). Die Prävalenz von HLA-B27 in der mitteleuropäischen Bevölkerung liegt bei etwa 8 %, d. h. die überwiegende Mehrheit von HLA-B27+-Merkmalsträgern bleibt gesund. Die Häufigkeit von HLA-B27 weist ein Nord-Süd-Gefälle auf. HLA-B27 erklärt weniger als 30 % der genetischen Last der axSpA. Die Prävalenz der Erkrankung korreliert mit der Häufigkeit von HLA-B27 in der Bevölkerung, d. h. es gibt geografische Unterschiede. Etwa 60–90 % der axSpA-Patienten weltweit sind HLA-B27+. Durch Polymerasekettenreaktion (PCR) können ca. 200 Subtypen von HLA-B27 differenziert werden. In Thailand bzw. auf Sardinien wurden 2 Subtypen gefunden, die nicht mit axSpA assoziiert sind. Die physiologische Funktion von HLA-Klasse-I-Molekülen besteht darin, den Organismus gegen Mikroben zu verteidigen. Dabei werden dem Immunsystem mikrobiale Peptide präsentiert, die von CD8+-T-Zellen gezielt angegriffen werden können. Genpolymorphismen des Enzyms Aminopeptidase 1 (ERAP1), welches im endoplasmatischen Retikulum Peptide zurechtschneidet, sind nur mit HLA-B27+-Erkrankungen assoziiert.
Diskussion
Die Pathogenese der axSpA ist unklar, eine bedeutende Hypothese ist die des arthritogenen Peptids. Dabei geht man davon aus, dass potenziell pathogene Fremd- oder Selbstpeptide durch HLA-B27 präsentiert werden können. Nicht zuletzt spielt HLA-B27 auch eine wichtige Rolle bei Diagnosestellung, Klassifikation und Bestimmung des Schweregrads einer axSpA.