Erschienen in:
19.05.2020 | Stimmlippenparese | Originalien
Fallvolumen und Komplikationen nach Schilddrüsenoperationen in Deutschland: eine Routinedatenanalyse von 48.387 AOK-Patienten
verfasst von:
Dr. rer. nat. M. Maneck, C. Dotzenrath, H. Dralle, C. Fahlenbrach, T. Steinmüller, D. Simon, E. Tusch, E. Jeschke, C. Günster
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zahlreiche Studien zeigten den Einfluss des „hospital- und surgeon-volume“ auf die Komplikationsraten von Schilddrüsenoperationen. Diese Studie überprüft diesen Zusammenhang bei Operationen benigner Schilddrüsenerkrankungen sowohl für subtotale als auch für totale Lappenresektionen. Weiterhin ist bislang unklar, welcher Schwellenwert für das klinikbezogene Fallvolumen ermittelt werden kann, ab dem das Komplikationsrisiko unter dem Bundesdurchschnitt liegt.
Material und Methoden
Datengrundlage waren bundesweite Routinedaten von AOK-Versicherten mit Schilddrüsen-OP in den Jahren 2014-2016. Permanente Stimmlippenlähmungen (SLL), revisionsbedürftige Blutungen bzw. Wundinfektionen wurden anhand von Indikatoren erfasst. Der Effekt des Fallvolumens auf die Indikatoren sowie der Fallzahlschwellenwert wurden mittels logistischer Regression bestimmt.
Ergebnisse
Permanente SLL wurden bei 1,3 % und revisionsbedürftige Blutungen bzw. Wundinfektionen bei 1,6 % bzw. 0,3 % der Eingriffe beobachtet. Gegenüber Krankenhäusern mit >450 Eingriffen pro Jahr war das Risiko für permanente SLL in Krankenhäusern mit weniger als 201, 101 bzw. 51 Eingriffen signifikant erhöht (OR [95%-KI]: 1,5 [1,1–2,1]; 1,5 [1,1–2,1]; 1,8 [1,3–2,5]). Der Schwellenwert zum Erreichen des Risikos für eine permanente SLL unter dem Bundesdurchschnitt (1,3 %) betrug 265 Eingriffe pro Jahr (95 %-KI: 110–420). Für revisionsbedürftige Blutungen bzw. Wundinfektion wurden keine Zusammenhänge festgestellt.
Schlussfolgerung
Die vorliegende Studie zeigte, dass mit steigendem Fallvolumen das Risiko einer postoperativen permanenten SLL sank. Das breite Konfidenzintervall des Schwellenwertes erschwert eine eindeutige Fallzahlempfehlung. Damit das Risiko für eine permanente SLL nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit über dem Bundesdurschnitt liegt sollte das jährliche Fallvolumen zumindest 110 Eingriffe erreichen.