Erschienen in:
31.08.2018 | Streptokokken | Originalien
Perianale Streptokokkendermatitis bei Erwachsenen
Ist eine lokale Therapie ausreichend?
verfasst von:
V. Kahlke, K. Feeser, J. Jongen, H. G. Peleikis, R. A. Herbst
Erschienen in:
coloproctology
|
Sonderheft 1/2019
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Zusammenfassung
Ziel
Die perianale Streptokokkendermatitis (PSD) des Erwachsenen ist bis dato nicht gut dokumentiert. Nachdem die Effektivität der systemischen Therapie analog zum Vorgehen bei der in der Pädiatrie häufig vorkommenden PSD gezeigt wurde, stellte sich die Frage, ob auch eine ausschließlich lokale Therapie mit Mupirocin 2 % ausreichend ist. Dafür behandelten die Autoren erwachsene PSD-Patienten lokal mit Mupirucin 2 %.
Methoden
Der Diagnosestellung folgte die Einleitung einer 2-wöchigen lokalen Therapie mit Mupirocin 2 %. Zusätzlich zur PSD bestehende koloproktologische pathologische Befunde wurden leitliniengetreu therapiert. Der klinische Verlauf wurde entsprechend untersucht und dokumentiert. Zur Ermittlung der Prävalenz einer asymptomatischen Streptokokkenkolonisation im perianalen Bereich wurde eine „Kontrollgruppe“ von Patienten ohne Erythem, Ekzem oder andere PSD-Beschwerden mittels eines perianalen Abstrichs untersucht. Demografische sowie mikrobiologische Daten wurden erhoben und ein Vergleich zwischen den Patientengruppen durchgeführt.
Ergebnisse
Bei insgesamt 129 Patienten >17 Jahre (Mittel: 48) wurde zwischen 2/2012 und 03/2014 die Diagnose PSD gestellt. In den meisten Fällen wurden im Abstrich β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B isoliert. Davon wurden 99 Patienten 14 Tage lokal behandelt. Bei 75 von ihnen wurde ein Kontrollabstrich nach der Therapie entnommen, davon waren 69 Abstriche negativ (92 %). Komplett beschwerdefrei waren 35 Patienten (35,4 %), 57 (57,6 %) dagegen benötigten noch weitere koloproktologische Therapie. In der Kontrollgruppe wurde in 10 % der Fälle eine asymptomatische Besiedlung mit β‑hämolysierenden Streptokokken der Gruppe B gefunden.
Schlussfolgerung
Die PSD sollte standardmäßig in die möglichen Differenzialdiagnosen des therapierefraktären perianalen Ekzems bei Erwachsenen aufgenommen werden. Ursächlich sind zumeist β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe B. Als lokale Infektion der Haut kann die PSD effektiv mit Mupirucin 2 % therapiert werden. Bei entsprechenden Risikogruppen jedoch wie Schwangeren, immundefizienten Patienten oder Patienten mit Anzeichen einer systemischen Infektion sollte die orale systemische Therapie Standard bleiben.
Neue Erkenntnisse dieser Arbeit
Diese Arbeit zeigt, dass die PSD einerseits fälschlicherweise als Erkrankung des Kindesalters gilt und sie stellt andererseits das bisherige Therapiekonzept der PSD in Frage. Als Ergebnis dieser Untersuchung sollte bei Erwachsenen, bei denen trotz adäquater proktologischer Behandlung ein perianales Ekzem persistiert, routinemäßig ein Abstrich zum Ausschluss einer PSD erfolgen. Im Falle eines postiven Abstriches ist eine lokale Therapie möglich.