Erschienen in:
01.02.2005 | Leitthema: Thorakoabdominelle Aortenaneurysmen
Symptomatische Plaqueruptur und penetrierendes Ulkus im thorakoabdominellen Aortenabschnitt
Wen operieren und mit welcher Technik?
verfasst von:
PD Dr. H. Schumacher, D. Böckler, H. von Tengg-Kobligk, R. López-Benítez, S. Ockert, J.-R. Allenberg
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Einleitung
Die zweithäufigste Differentialdiagnose des akuten Thoraxschmerzes ist das akute Aortensyndrom, eine heterogene Entität von unterschiedlichen Aortenpathologien, bei denen neben klassischen Aneurysmen und Dissektionen auch penetrierende aortale Ulzera (PAU) und intramurale Hämatome (IMH) differenziert werden müssen. Die moderne detaillierte Schnittbildgebung führt zu einer vermehrten Diagnosestellung insbesondere asymptomatischer Läsionen als Zufallsbefund.
Material und Methode
In einem Zeitraum von 8 Jahren (1997–2004) wurden 154 Patienten mit thorakoabdominellen Aortenläsionen unterschiedlicher Ätiologie operiert. Bei 11 Patienten (8 Männer, 3 Frauen, Durchschnittsalter 60 Jahre) lag eine symptomatische Plaqueruptur oder ein penetrierendes aortales Ulkus (PAU) vor. Klinisches Primärsymptom waren persistierende oder wiederkehrende Schmerzen. Das Indikationsspektrum umfasste 3 Patienten mit inflammatorisch-autoimmunologischer Genese, 3 Patienten mit mykotisch-infektiösen und 3 Patienten mit atherosklerotisch-degenerativen PAU. Bei je einem Patienten war die Ätiologie hereditärer bzw. mechanisch-traumatischer Genese. Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum beträgt 30 Monate.
Ergebnisse
In Abhängigkeit von Ätiologie und individuellem Risikoprofil wurden folgende chirurgische Rekonstruktionsverfahren angewendet: 6 transfemorale Endograftimplantationen, davon eine mit zweizeitiger selektiver Embolisation, 1 offen-chirurgische Crawford-Operation mit Endopatch, 2 End-zu-End-Anastomosen und 2 Patienten mit Hybridverfahren (iliakale Bypässe zur Revaskularisation der Viszeralgefäße und thorakoabdominelle Endoprothese). Es waren 2 Reeingriffe notwendig: eine selektive Embolisation einer Endoleckage Typ II bei retrograder Perfusion des PAU über die A. gastroduodenalis am 5 postoperativen Tag, 1 Patient mit Direktnaht bei Sarkoidose musste wegen eines Frührezidivs nach 6 Monaten reoperiert werden durch eine aortale Rekonstruktion mit autologen arteriellen Homograftpatch.
Schlussfolgerungen
Das penetrierende aortale Ulkus des thorakoabdominellen Übergangs ist sehr selten und hat unbehandelt eine schlechte Prognose. Die konventionell-chirurgische Therapie beinhaltet einen Zweihöhleneingriff mit einer hohen Morbidität und Mortalität. Endovaskuläre Operationen bzw. Hybridrekonstruktionen stellen hier eine schonende Behandlungsalternative dar. Die Verfahrenswahl ist jedoch individuell zu treffen.