Erschienen in:
12.01.2017 | Übersichten
Systematische Fehler in klinischen Studien
Eine Übersicht
verfasst von:
Prof. Dr. W. A. Golder
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 1/2017
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Zusammenfassung
Die systematischen Fehler stellen eine ernste Herausforderung für die Qualität der klinischen Forschung dar. Sie können dazu führen, dass selbst sonst methodisch anspruchsvolle Untersuchungen zu Ergebnissen führen, die von den wahren Werten abweichen. In der forschenden Medizin werden die systematischen Fehler nach ihrer Zugehörigkeit zu den zeitlich aufeinanderfolgenden Abschnitten einer Studie in 6 Gruppen eingeteilt. Man unterscheidet dabei die Phasen der literarischen Vorarbeiten, der Gestaltung der Studie und Auswahl der Teilnehmer, der Durchführung und Dokumentation, der Analyse, der Interpretation und schließlich der Veröffentlichung der Ergebnisse. Die für diagnostische und Interventionsstudien wichtigsten Verzerrungen entstehen durch klinische Vorinformationen, gezielte Gestaltung der Studie, zweckbestimmte Auswahl der Teilnehmer, Vergleich mit historischen Kollektiven, Folgen der Vorverlegung des Zeitpunkts der Diagnose und die überproportional große Häufigkeit von Erkrankungsformen, die einen langsamen Verlauf nehmen. Vielfach trifft man bei der Prüfung der Messwerte auf ein Mosaik von systematischen Fehlern, unter denen einer mehr oder weniger dominiert. Die meisten Verzerrungen lassen sich auch durch große Sorgfalt bei der Planung und Durchführung der Studie nicht beseitigen, sondern nur verringern. Es ist unverzichtbar, jeden erkannten systematischen Fehler als mögliche Ursache oder Teilursache einer bei der Untersuchung beobachteten Verknüpfung zu analysieren. Die Auseinandersetzung mit den systematischen Fehlern ist ein substanzielles Element des Diskussionsteils jedes Forschungsberichts und ein Eckpfeiler für die Beurteilung seiner wissenschaftlichen Qualität.