Erschienen in:
01.02.2014 | Übersichten
Therapiemöglichkeiten bei schweren, intensivpflichtigen Sinus- und Venenthrombosen
verfasst von:
Dr. S. Schönenberger, C. Geisbüsch, S. Nagel, W. Hacke, J. Bösel
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zerebrale Sinus- und Venenthrombosen (SVT) stellen weniger als 0,5–1 % aller Schlaganfälle dar und kommen gehäuft bei jungen, weiblichen Erwachsenen vor. Generell gilt die Prognose einer SVT als günstig, trotzdem sterben 3–15 % aller Patienten mit SVT in der Akutphase der Erkrankung, meist aufgrund fulminant raumfordernder Stauungsinfarkte oder -blutungen mit nachfolgender zerebraler Herniation. Intensivmedizinische Behandlungsmethoden in Analogie zur Behandlung schwerer ischämischer Infarkte stellen ein aggressives interdisziplinäres Therapiekonzept dar, das anhand von 5 Fällen vorgestellt werden soll.
Ergebnisse
Alle 5 Patienten waren von einer drohenden oder beginnenden zerebralen Herniation und schwerwiegenden fokal-neurologischen Defiziten betroffen, was zur Entscheidung für eine Thrombektomie, Thrombolyse oder Hemikraniektomie (HK) bzw. deren Kombination führte. Trotz der schwer verlaufenden SVTs und trotz vieler intensivmedizinischer Komplikationen, die zunächst eine schlechte Prognose vermuten ließen, konnten alle 5 Patienten nach Überleben der Akutphase in die Rehabilitation verlegt werden und erreichten ein erstaunlich gutes klinisches Ergebnis.
Schlussfolgerung
In Anbetracht des lebensbedrohlichen Verlaufs von schweren SVTs kann ein aggressives, interdisziplinäres Management inklusive endovaskulärer Thrombektomie und Hemikraniektomie zu einem kaum erwarteten Behandlungsergebnis ohne schwere Behinderung oder starke Abhängigkeit führen. Diese Behandlung sollte vermutlich frühzeitig bei Patienten mit schweren Pansinusthrombosen und hohem Risiko eines ungünstigen Verlaufs durch Entstehung von zerebralen Ödemen, Infarkten oder Blutungen erfolgen.