Erschienen in:
14.10.2016 | Tinnitus | Übersichten
Dehiszenzsyndrome
Diagnostik und Therapie
verfasst von:
Prof. Dr. A. Ernst, I. Todt, J. Wagner
Erschienen in:
HNO
|
Ausgabe 11/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Dehiszenzsyndrome der Bogengänge sind eine vor wenigen Jahren erstmals beschriebene Gruppe von Labyrintherkrankungen. Sie führen zu nicht einheitlich ausgeprägten Hör- und Gleichgewichtsstörungen. Gerade bei jüngeren Patienten haben nur ein Drittel der Betroffenen klinisch relevante Beschwerden. Neben Ätiologie und Pathogenese werden hier Diagnostik und Therapieoptionen anhand einer Patientenserie der Autoren vorgestellt.
Material und Methoden
In dieser nichtrandomisierten, prospektiven Studie wurden 52 Patienten mit einem ein-/beidseitigen Dehiszenzsyndrom des oberen und/oder hinteren Bogengangs (SCDS/PCDS) durch eine hochauflösende Computertomographie der Felsenbeine (HR-CT) identifiziert. Eine chirurgische Therapie wurde v. a. Patienten mit ausgeprägten (i. d. R. menieriformen, ggf. als Tumarkin-Krise mit Sturzneigung einhergehenden) Beschwerden vorgeschlagen (n = 41), davon erhielten 31 Patienten einzeitig ein Hörimplantat.
Ergebnisse
Von den 41 Patienten mit transmastoidalem Verschluss eines oder beider Bogengänge zeigten 30 eine signifikante Verbesserung ihrer Gleichgewichtsstörung im Dizziness Handicap Inventory (DHI), die Drehschwindelanfälle sistierten. Ein positives Ergebnis war korreliert mit dem Schweregrad der präoperativen Störung, ein negatives Ergebnis (nichtsignifikanter Anstieg des DHI, Wiederauftreten von Schwindel in unterschiedlicher Ausprägung) mit den Komorbiditäten vestibuläre Migräne, M. Menière auf dem kontralateralen Ohr und einer Dehiszenzgröße über 4 mm.
Schlussfolgerung
Je ausgeprägter die Gleichgewichtssymptomatik ist, umso erfolgreicher ist ein chirurgisches Vorgehen. Die begleitenden auditiven Symptome (unspezifisches Völlegefühl auf dem Ohr, Hyperakusis) sprechen i. d. R. schlecht auf chirurgische Therapie an. Ein Cochleaimplantat (CI) hat einen zusätzlich positiven Therapieeffekt, Komorbiditäten sind als (relative) Kontraindikationen zu beachten.