Erschienen in:
01.07.2004 | Originalien
Tomakulöse Neuropathie (HNPP) als Ursache einer verzögerten Parese des N. femoralis nach Hüfttotalendoprothesenimplantation
verfasst von:
Dr. A. Schuh, V. Dürr, H. Weier, G. Zeiler, M. Winterholler
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 7/2004
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Verzögerte Läsionen des N. femoralis oder N. ischiadicus im Zusammenhang mit Totalendoprothesenimplantationen des Hüftgelenks stellen eine Rarität dar. Derartige Läsionen wurden in Zusammenhang mit Zementkanten, Narbenbildungen, Wanderung gebrochener Drahtzerklagen, subfaszialen Hämatomen oder Stützringosteosynthese beschrieben.
Wir berichten über eine verzögerte Parse des N. femoralis 2 Wochen nach Totalendoprothesenimplantation des Hüftgelenks bei einer 62-jährigen Patientin.
Die Patientin bot das Bild einer kompletten Parese des N. femoralis, ohne sensorische Defizite. Nach elektrophysiologischer Untersuchung erfolgte die Revision des N. femoralis. Intraoperativ stellte sich der N. femoralis im gesamten Verlauf unauffällig dar. Eine weitere Woche später bot die Patientin, nachdem sie Achselkrücken benutzt hatte, eine Parese der Hand und Fingerstrecker links. Eine erneut durchgeführte fachneurologische Abklärung führte zur Diagnose einer „tomakulösen Neuropathie“.
Die tomakulöse Neuropathie („hereditary neuropathy with liability to pressure palsies“, HNPP) ist eine genetisch bedingte Myelinisierungsstörung des peripheren Nervensystems mit erhöhter Vulnerabilität auf Druck und in physiologischen Engpässen. Klinisch finden sich reversible sensomotorische Ausfälle typischer Lokalisation. Dieses Krankheitsbild sollte bei den differenzialdiagnostischen Überlegungen, insbesondere beim zeitlich versetzten Auftreten mehrer Engpasssyndrome in Betracht gezogen werden. Selten kann diese Erkrankung auch zu postoperativen Paresen, z. B. nach Hüfttotalendoprothesenimplantationen führen.