Erschienen in:
01.08.2006 | Aktuelles
Vorschlag für eine neue patientenorientierte Epilepsieklassifikation
verfasst von:
Dr. C. Kellinghaus, T. Loddenkemper, E. Wyllie, I. Najm, A. Gupta, F. Rosenow, C. Baumgartner, F. Boesebeck, B. Diehl, C. Drees, A. Ebner, H. Hamer, S. Knake, J. H. Meencke, M. Merschhemke, G. Möddel, S. Noachtar, S. Rona, S. U. Schuele, B. J. Steinhoff, I. Tuxhorn, K. Werhahn, H. O. Lüders
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2006
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Zusammenfassung
Der kürzlich erschienene Vorschlag der ILAE-Taskforce zur Epilepsieklassifikation ist ein multiaxialer, syndromorientierter Ansatz. Hierbei werden die Patienten unterschiedlichen und oftmals unzureichend definierten Kriterien zugeordnet. Die resultierenden Syndrome haben häufig keine ätiologische oder pathophysiologische Relevanz, überlappen und wechseln je nach Alter des Patienten. Wir schlagen einen 5-dimensionalen, patientenorientierten Ansatz zur Klassifikation der Epilepsien vor. Dieser Ansatz wendet sich von der Orientierung an Syndromen ab und basiert stattdessen auf dem methodologischen Ansatz der allgemeinen Neurologie, in dem einerseits das klinische Bild des einzelnen Patienten im Mittelpunkt steht und andererseits in jeder Dimension voneinander unabhängige und möglichst operationalisierbare Kriterien angewandt und schließlich zusammengeführt werden. Die Dimension dieser Klassifikation sind: (1) Lokalisation der epileptogenen Zone, (2) Semiologie der epileptischen Anfälle, (3) Ätiologie, (4) Anfallshäufigkeit und (5) sonstige relevante medizinische Faktoren. Diese Dimensionen enthalten alle für das Management eines Patienten notwendige Information und sind voneinander unabhängige Parameter. Alle Patienten können selbst beim initialen Patientenkontakt sinnvoll in das System eingeordnet werden, auch wenn noch keine apparativen Untersuchungen durchgeführt wurden. Die Information aller Untersuchungen (z. B. MRT, EEG) fließt zum jeweiligen Zeitpunkt der Klassifikation in die Zuordnung des Patienten ein und erlaubt mit jeder neu verfügbaren Information eine Zunahme der Präzision und Validität der Klassifikation.