Erschienen in:
01.05.2012 | Übersichten
Wenn Kinder völlig unverständlich sprechen
Verbale Entwicklungsdyspraxie
verfasst von:
S. Meyer, D. Kühn, M. Ptok
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Sicher werden die meisten niedergelassenen HNO-Ärzte schon Kinder vorgestellt bekommen haben, die neben den klassischen Symptomen einer Sprachentwicklungsstörung, wie verzögerter Erwerb des grammatischen Regelwerks und Wortschatzdefiziten, auch eine außerordentlich schwer verständliche, nahezu therapieresistente Lautsprachproduktion haben. Die „globale“ Diagnose Sprachentwicklungsstörung beschreibt dieses Störungsbild nur unzulänglich. Bei diesen Kindern muss vielmehr überlegt werden, ob der Begriff der verbalen Entwicklungsdyspraxie (VED) gerechtfertigt ist. Gegeben wird ein Überblick über Hintergründe, Symptome, Diagnostik und Therapieansätze der VED.
Methodik
Wir erarbeiteten eine Übersicht nach selektiver Literaturrecherche in PubMed.
Ergebnisse
Die Ätiologie der VED ist bislang weitgehend unbekannt; zugrunde liegen können genetische, neurologische und metabolische Ursachen. Es handelt sich um einen Symptomkomplex mit starken intra- und interindividuellen Unterschieden. Die VED wird als Störung der Planung und Steuerung von Sprechbewegungen definiert, die zu erheblichen Behinderungen in der Lautbildung führt.
Diskussion
Für den praktisch tätigen HNO-Arzt wichtig zu wissen ist, dass die Therapie der VED-Kinder, die durch ihre Unverständlichkeit ein hohes Kommunikationshindernis haben, häufig mühsam und sehr langwierig ist. Im Einzelfall sind sicherlich Sprachtherapieverordnungen außerhalb des GKV-Regelfalls erforderlich. Weitere Studien zur Sensitivität und Spezifität diagnostischer Möglichkeiten sowie zur Effektivität und Effizienz therapeutischer Verfahren werden dringend benötigt.