Erschienen in:
27.02.2018 | Abdominalchirurgie | Einführung zum Thema
Vollrelaxation: „magic bullet“ oder Marketing-Gag?
verfasst von:
Univ. Prof. Dr. T. Fuchs-Buder
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 3/2018
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Auszug
Muskelrelaxanzien wurden in den 1940er-Jahren von Griffith und Johnson in die klinische Anästhesie eingeführt [
1]. Dies trug in der Folge maßgeblich zur Entwicklung der modernen Chirurgie bei; der Fortschritt in vielen chirurgischen Fachgebieten ist unmittelbar mit ihrer Anwendung verbunden. Stellvertretend werden an dieser Stelle die Kardio- und Thoraxchirurgie, Abdominalchirurgie sowie die Chirurgie bei Neugeborenen erwähnt. Die anfängliche Euphorie verflog jedoch nach einer Veröffentlichung von Beecher und Todd im Jahr 1954 sehr schnell [
2]. Verglichen mit der damals üblichen Äthermonoanästhesie bzw. Lokalanästhesie konnten die beiden US-Chirurgen ein 35-fach (!) erhöhtes Mortalitätsrisiko nach Anästhesie unter Einschluss von Muskelrelaxanzien nachweisen; mangelnde Kenntnis über neuromuskuläre Restblockade waren häufig die Ursache dafür. Mit der Etablierung der Anästhesiologie als eigenständiges Fach – im Bürgerhospital Saarbrücken wurde 1953 an W. Sauerwein erstmals die Facharztanerkennung in unserem Fachgebiet vergeben (an dieser Stelle möge man dem Autor dieses Beitrags einen gewissen Lokalpatriotismus nachsehen) – und der damit einhergehenden Aus- und Weiterbildung verbesserte sich unser Verständnis der Physiologie und Pharmakologie der neuromuskulären Erregungsübertragung nachhaltig. In der Folge wurden geeignete Geräte zur Überwachung der neuromuskulären Blockade entwickelt und die Antagonisierung als wichtiger Bestandteil des neuromuskulären Managements akzeptiert [
3,
4]. …