Erschienen in:
20.10.2016 | Affektive Störungen | Schwerpunkt: Langzeitpsychotherapie - Originalien
Münchner Psychotherapiestudie
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Dr. med. Dorothea Huber, Günther Klug
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seitdem die depressive Störung als eine meist rezidivierende, zur Chronifizierung neigende Erkrankung aufgefasst wird und die Ergebnisse von Kurzzeittherapien in der katamnestischen Untersuchung enttäuschend waren, ist die Frage nach der Effektivität von Langzeitbehandlungen der Depression aktuell geworden.
Ziel der Arbeit
Diese Arbeit will einen Beitrag leisten zur Aufklärung der Frage, welche Langzeittherapien zu stabilen therapeutischen Effekten führen und welche Variablen dazu beitragen.
Material und Methoden
Mit einem prospektiven, kontrollierten, z. T. randomisierten, z. T. quasiexperimentellen Design wurde an einer diagnostisch homogenen Gruppe von 100 Patienten in einem „Intention-to-treat“-Ansatz im Rahmen einer Therapievergleichsstudie die Effektivität von analytischer Psychotherapie (PA), tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie (PT) und kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) untersucht. Die Messinstrumente erfassten Symptomatik, interpersonelle Probleme und intrapsychische Struktur aus den Perspektiven von Patient, Therapeut und externem Untersucher als Prä-/Postmessung und einer Dreijahreskatamnese. Der therapeutische Prozess wurde alle 6 Monate erfasst; außerdem wurden alle Therapiestunden audiografiert und vom Therapeuten evaluiert.
Ergebnisse
Alle 3 Therapien erwiesen sich als sehr wirksam; Stabilität der Effekte in der Dreijahreskatamnese konnte nur die PA aufweisen. Eine Prozess-Ergebnis-Studie ergab Hinweise dafür, dass die von der PA initiierten Prozesse auch nach Therapieende noch weiterwirken. Als Prädiktoren des Behandlungserfolges erwiesen sich eine komorbide Persönlichkeitsstörung und die therapeutische Beziehung. Vor allem die therapeutische Technik, aber auch die Therapiedosis war von prognostischer Bedeutung.
Schlussfolgerung
Die aktuelle Studie liefert den empirischen Beweis, dass rezidivierende psychische Störungen, wie Depression, jenseits der Linderung der Symptomatik von Langzeitbehandlungen profitieren, besonders wenn komorbide Persönlichkeitsstörungen beteiligt sind. Die Daten unterstützen der Annahme, dass die therapeutische Technik und Dosis zur Stabilität der Effekte beitragen. Außerdem kann die Internalisierung der therapeutischen Einstellung eine beutende Rolle als Mechanismus der Veränderung spielen.