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Erschienen in: Der Nervenarzt 3/2013

01.03.2013 | Originalien

Anmerkungen zur Sprache des Psychiaters und Stigmatisierung psychisch Kranker

verfasst von: Prof. Dr. H. Helmchen

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 3/2013

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Zusammenfassung

Sprache ist für die psychiatrische Tätigkeit konstitutiv – sowohl für das Verständnis des Kranken als auch für seine Behandlung. Allgemeiner dürfte die Sprache auch für die Stigmatisierung psychisch Kranker und psychiatrischer Institutionen Bedeutung haben. Nicht zuletzt ist Sprache Ausdruck der jeweiligen sozial-kulturellen Atmosphäre, des Zeitgeistes. Dies wird mit Beispielen aus 1. dem Arzt-Patienten-Gespräch, 2. der stigmatisierenden Wirkung von Wörtern, 3. dem Hinweis auf sozialpsychologische Mechanismen „politisch korrekter“ Sprache und 4. dem zeitabhängigen Bedeutungswandel gleichbleibender Fachwörter verdeutlicht.
Fußnoten
1
Churchill bezeichnete seine depressiven Verstimmungen als „schwarze Hunde“ [15].
 
2
Die Körpersprache hat erheblichen Informationsgehalt, für den Arzt wie für den Patienten, speziell, wenn sie der gesprochenen Sprache zu widersprechen scheint. Sie ist auch nicht nur individualtypisch, sondern in bedeutsamem Umfang ebenfalls kulturspezifisch geprägt. Deshalb gewinnt sie an Bedeutung bei der Arbeit mit Menschen aus verschiedenen Kulturen [15].
 
3
Allerdings wurden auch hier Gefahren einer ideologischen Instrumentalisierung von Patienten in dem radikalen Umbruch der italienischen Psychiatrie mit der „Befreiung“ der chronisch psychisch Kranken aus der Anstaltsverwahrung deutlich [13].
 
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Metadaten
Titel
Anmerkungen zur Sprache des Psychiaters und Stigmatisierung psychisch Kranker
verfasst von
Prof. Dr. H. Helmchen
Publikationsdatum
01.03.2013
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 3/2013
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-012-3519-4

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