Erschienen in:
01.01.2007 | Leitthema
Belassene Fremdkörper – aus der Sicht des Chirurgen
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 1/2007
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Zusammenfassung
Das Belassen eines Fremdkörpers ereignet sich wahrscheinlich häufiger, als es die Angaben der Fachliteratur ausweisen. Nach amerikanischen Versicherungsstatistiken liegt die Inzidenz bei etwa 1:1500 Operationen. Grundsätzlich gilt es – auch unter juristischem Aspekt – zu unterscheiden, ob ein Fremdkörper akzidentell (z. B. Materialfehler) in situ verblieben ist oder ob er vergessen worden ist. Zu rund 70% werden textile Materialien (Bauchtücher usw.) vergessen, zu rund 30% metallische Gegenstände. Besondere Risiken dafür bestehen bei Notfalloperationen, ungeplantem Wechsel eines Op.-Verfahrens und erhöhtem BMI. Die gesundheitlichen Folgen sind in Abhängigkeit von Material und individueller Patientensituation unterschiedlich. Metallische Fremdkörper induzieren in der Regel frühe und eher akute Krankheitsbilder, textile Materialien oft chronische Verläufe über Jahre, sofern primär keine bakterielle Kontamination stattgefunden hat. Reoperationen sind mit hoher Mortalität (zwischen 11 und 35%) belastet. Es gilt, Vorbeugemaßnahmen im Rahmen eines diese Facette der Patientengefährdung berücksichtigenden Risk-Managements zu erstellen und v. a. in Risikosituationen stringent einzuhalten. Bild- oder signalgebende Technologien vor Wundverschluss sind zu empfehlen, um den Risikofaktor „human error“ bestmöglich auszuschalten.