Erschienen in:
03.03.2023 | Computertomografie | Leitthema
Tuberculum-majus-Frakturen
Arthroskopische Versorgungsstrategien
verfasst von:
PD Dr. Doruk Akgün, Stephan Pauly, Ulrich Stöckle, Kathi Thiele
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Isolierte Frakturen des Tuberculum majus (TM) stellen eine seltene Frakturmorphologie dar. Ursächlich ist hierfür in den meisten Fällen eine traumatische vordere Schulterluxation, welche mit einer abrupten passiven Abduktion und Außenrotation des Arms assoziiert ist. Diese führt zum Ausriss des Sehnen-Knochen-Interfaces und stellt den häufigsten Verletzungsmechanismus dar. Die Entscheidung zur operativen Therapie richtet sich nach dem Grad der Dislokation der mono- bzw. mehrfragmentären Tuberculum-majus-Fraktur sowie der Dislokationsrichtung. Aufgrund der anatomischen Nähe zu benachbarten Strukturen werden infolge eines knöchernen Impingements bzw. einer Rotatorenmanschettenaffektion nur geringe Dislokationen von 3–5 mm je nach sportlichem Hintergrund toleriert. Neben der initialen Einschätzung der Frakturmorphologie ist eine Verlaufskontrolle unabdingbar, da in 50–60 % der Fälle bei gering dislozierten Frakturen eine sekundäre Dislokation nachgewiesen werden kann. Zur Stabilisierung bzw. Refixation dislozierter TM-Frakturen stehen in Abhängigkeit des Frakturtyps verschiedene chirurgische Techniken zur Verfügung. Differenziert werden hierbei die geschlossene Reposition mit Schraubenosteosynthese, die offene Reposition mit Schrauben- bzw. Plattenosteosynthese sowie arthroskopische Verfahren. Eine auf einer Frakturmorphologie basierende Klassifikation differenziert drei morphologische Grundtypen: die Avulsionsfraktur („avulsion type“), die impaktierte Fraktur („depression type“) sowie die Splitfaktur („split type“). Weiterführende Bildgebung im Sinne einer Computertomographie (CT) wie auch Magnetresonanztomographie (MRT) ist häufig hilfreich in der Einschätzung der Frakturmorphologie. Insbesondere die Avulsionsfraktur bietet sich für ein rein arthroskopisches Vorgehen an. Mit zunehmender Verbesserung der Fadenankersysteme wurden in den letzten Jahren arthroskopische Techniken beschrieben, welche im Sinne einer Doppelreihentechnik eine stabile Refixation ermöglichen. Verschiedene Fallserien bestätigen mit guten klinischen und radiologischen Ergebnissen die Funktionsweise des arthroskopischen Vorgehens. Bei distalen Fragmentausläufern > 3 cm im Sinne einer Splitfraktur ist die korrekte arthroskopische Angulierung der lateralen Fadenankerreihe nicht adäquat möglich und somit das arthroskopische Vorgehen limitiert.