Erschienen in:
29.12.2021 | Computertomografie | Leitthema
Klinisches Update – Multiples Myelom
verfasst von:
Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Klinisches Problem
Das multiple Myelom (MM) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, begleitet von Knochenabbau, Knochenmark- und Niereninsuffizienz. Es ist charakterisiert durch eine starke Vermehrung maligner Plasmazellen.
Therapeutische Standardverfahren
Klassische Therapien waren Alkylanzien in Kombination mit einem Glukokortikoid. In den 1990er Jahren wurde die Transplantation von peripheren Blutstammzellen eingeführt.
Neue Therapieverfahren
Seit den 2000er Jahren gibt es kombinierte Therapien mit einem Immunmodulator (Thalidomid, Lenalidomid oder Pomalidomid), einem Proteasominhibitor (Bortezomib, Carfilzomib oder Ixazomib) und einem gegen CD38 gerichteten monoklonalen Antikörper. Zur Zeit werden gegen BCMA („B-cell maturation antigen“) gerichtete Antikörper, bispezifische Antikörper und CAR-T-Zell(„chimärer Antigenrezeptor-T-Zellen“)-Therapien in Studien untersucht.
Diagnostik
Klassische Diagnostik basierte auf Endorganschädigung, wie u. a. die Knochendestruktion, und Abschätzung der Tumormasse. Seit 2014 gibt es Kriterien, die einen früheren Therapiebeginn indizieren: Konzentration der Leichtketten im Blutserum, Läsionen im Knochenmark und seine Infiltration durch maligne Plasmazellen. Die Läsionen (Myelomzellherde) werden mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie (PET/CT) festgestellt. Mit beiden Methoden kann das Ansprechen auf eine Therapie nachverfolgt werden. Die klassische Röntgenuntersuchung wurde durch die schonendere, niedrigdosierte CT verdrängt. Zur Standarddiagnostik gehört inzwischen auch die zytogenetische Untersuchung von Knochenmarkproben mittels „imaging fluorescent in situ hybridization“ (iFiSH), um Hochrisikopatienten zu identifizieren.
Leistungsfähigkeit
Während viele MM-Patienten bis in die 1990er nur noch palliativ behandelt werden konnten, hat sich die Prognose seither kontinuierlich gebessert. Inzwischen kann das multiple Myelom als eine chronische Erkrankung eingestuft werden.