Erschienen in:
01.11.2004 | Notfallmedizin
Der Tauchunfall
Notfallmedizinische Versorgung des schweren Tauchunfalls
verfasst von:
PD Dr. med. S. Schröder, H. Lier, S. Wiese
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 11/2004
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Der schwere lebensbedrohliche Tauchunfall (Dekompressionserkrankung, „decompression illness“, DCI) unterliegt 2 Pathomechanismen: Bildung freier Gasblasen in Blut und Gewebe nach längerem Aufenthalt in Überdruck und entsprechender Inertgasaufsättigung (= Dekompressionskrankheit, „decompression sickness“, DCS) oder arterielle Gasembolie („arterial gas embolism“, AGE), meist auf dem Boden eines pulmonalen Barotraumas. Neurologische Funktionsausfälle stehen im Vordergrund. Neben den äußerst selten gewordenen Notfällen bei Berufstauchern und Druckluftarbeitern erhöht sich die Gefahr von Unfällen beim Sporttauchen. Im deutschsprachigen Raum wird vornehmlich in Seen, Stauseen und Bergseen getaucht. Deshalb können in der Nähe von Gewässern mit einer hohen Unterwasseraktivität tätige Notärzte und Rettungsdienstpersonal jederzeit mit solchen Erkrankungen konfrontiert werden. Das sofortige korrekte Handeln am Unfallort, insbesondere die kontinuierliche Gabe von normobarem Sauerstoff, entscheidet über die Prognose und künftige Lebensqualität des Verunglückten. Weiterführende Maßnahmen sind die schnellstmögliche Rekompression in einer Therapiekammer mit hyperbarem Sauerstoff und die Rehydratation. Die medikamentöse Therapie ist demgegenüber untergeordnet und wird uneinheitlich bewertet.