Erschienen in:
01.01.2021 | Einführung zum Thema
Die proliferative Vitreoretinopathie: das ungelöste Problem
verfasst von:
Prof. Dr. Salvatore Grisanti
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
|
Ausgabe 1/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Seit Einführung der vitreoretinalen Chirurgie sind Augenerkrankungen, die zuvor als unheilbar galten, und Augenverletzungen, die zum Verlust des betroffenen Organs führten, in den meisten Fällen kontrollierbar geworden. Die Netzhaut- und Glaskörperchirurgie erlebte kontinuierlich bis in die Gegenwart immer wieder Verfeinerungen und Innovationen. Unter diesem Aspekt erscheint es umso erstaunlicher, dass der pathophysiologische Prozess, der hauptsächlich für Misserfolge und Reoperationen verantwortlich ist, damals wie heute nicht beherrschbar ist. Das ungelöste Problem hat viele unterschiedliche Namen, wie z. B. „massive periretinale Proliferation“ oder „anarchische Narbe“, erhalten, wird heute proliferative Vitreoretinopathie (PVR) genannt, ist keine eigenständige Erkrankung, sondern vielmehr eine Reaktion, nämlich eine Wundheilungsreaktion, aber eine „Wundheilung am falschen Ort“. Auch wenn heute die vielen elektiven Netzhauteingriffe (wie z. B. die Makulaforamenchirurgie) den Anschein erwecken, der Anteil der operativ zu versorgenden PVR-Fälle hätte abgenommen, so hat sich weder die Inzidenz der PVR in den letzten Jahrzehnten verändert, noch sind effektive Prophylaxemaßnahmen gefunden und Therapiedurchbrüche erzielt worden. …