Erschienen in:
01.03.2013 | Originalien
Distale Blockaden des N. ischiadicus
Randomisierter Vergleich zwischen Nervenstimulation und ultraschallgestützter intraepineuraler Blockade
verfasst von:
Dr. R. Seidel, U. Natge, J. Schulz
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Distale N.-ischiadicus-Blockaden werden sowohl in ultraschallgesteuerter als auch in klassischer Nervenstimulationstechnik durchgeführt. In diesem prospektiven, randomisierten Vergleich mit einer intraepineuralen ultraschallgesteuerten Blockade wurde die Hypothese gestestet, dass intraneurale Injektionen bei der klassischen Nervenstimulationstechnik häufig sind und wesentlich zur Erfolgsrate dieser Technik beitragen.
Material und Methoden
Es wurden 250 Patienten randomisiert entweder der Ultraschallgruppe (Gruppe US, n = 125) oder der Nervenstimulationsgruppe (Gruppe NS, n = 125) zugeordnet. In der Gruppe US war das Ziel eine intraepineurale Nadelposition. In der Gruppe NS wurde eine Stimulationsstromstärke von 0,2–0,4 mA (Impulsbreite 0,1 ms, Stimulationsfrequenz 2 Hz) angestrebt. Ein 2. Untersucher nahm – für den punktierenden Kollegen verblindet – eine sonographische Dokumentation des Punktions- und Injektionsvorgangs vor. Die Blockade des N. ischiadicus erfolgte mit 20 ml 1 %igem Prilocain und 10 ml 0,75 %igem Ropivacain. Anschlagzeit, Erfolgsrate und die Häufigkeit von Parästhesien wurden erfasst. In der Gruppe NS wurden zusätzlich die Nadelpositionen in Abhängigkeit von der Stimulationsstromstärke bestimmt.
Ergebnisse
Sieben Patienten in jeder Gruppe wurden wegen Protokollverletzungen von der weiteren Analyse ausgeschlossen. In der Gruppe NS (n = 118) konnten folgende Nadelpositionen festgestellt werden: intraepineural (Subgruppe NS1, n = 51), extraparaneural (Subgruppe NS2, n = 33), Dislokation der Nadelspitze von intraepineural nach extraparaneural während des Injektionsvorgangs (Subgruppe NS3, n = 19), andere oder nicht exakt bestimmbare Nadelpositionen (n = 15). In der Gruppe US wurde eine signifikant höhere Erfolgsrate ohne Supplementierung (94,9 vs. 61,9 %; p < 0,001) bei kürzerer Anschlagzeit [15,1 min, 95 %-Konfidenzintervall (95%-KI) 13,6–16,5 min] vs. 28 min (95 %-KI 24,9–31,1 min, p < 0,001) beobachtetet. In den NS-Subgruppen waren die Ergebnisse in hohem Maß vom Injektionsort des Lokalanästhetikums abhängig: Subgruppe NS1 88,2 %/22,7 min, Subgruppe NS2 24,2 %/43,3 min, Subgruppe NS3 42,1 %/35,3 min. Auf die Nervenblockade zurückzuführende Nervenschäden wurden in beiden Gruppen nicht beobachtet.
Schlussfolgerung
Blockadeerfolg und Anschlagzeit sind für distale N.-ischiadicus-Blockaden in hohem Maß von der Perforation des Paraneuriums abhängig. Die Nervenstimulation kann nicht zwischen intra- und extraparaneuraler Nadelposition differenzieren.