Die akute Verlaufsform des M. Wilson weist unbehandelt eine Sterblichkeit von nahezu 100 % auf. Daher ist umgehend eine
Lebertransplantation höchster Dringlichkeitsstufe zu diskutieren. Die möglichst frühzeitige Diagnosestellung ist für die Patienten von essenzieller Bedeutung. Aus diesem Grund muss bei allen akuten Leberversagen unklarer Genese ein M. Wilson ausgeschlossen werden (European Association for the Study of the Liver
2012).
Während sich das akute Leberversagen bei M. Wilson konservativ nicht behandeln lässt, bestehen für den chronischen M. Wilson verschiedene Therapieoptionen, die den Progress der Erkrankung häufig aufhalten können. Basis der Therapie ist die kupferarme Diät mit Vermeidung von Innereien, Nüssen, Pilzen, Vollkornprodukten, Kakao, Schokolade und Meeresfrüchten. Medikamentös werden vorzugsweise Chelatoren (D-Penicillamin, Trientine) eingesetzt, die zu einer erhöhten Urin-Kupferausscheidung führen. Insbesondere das D-Penicillamin
kann während der Frühphase der Therapie zu allergischen Reaktionen, aber auch einer neurologischen Verschlechterung führen. Daher sollte die Therapie einschleichend begonnen werden. Später können u. a. Knochenmarkdepression, Arthropathie, Autoimmunerkrankungen, Tubulopathie und Neuropathie hinzukommen. Daher ist eine Begleittherapie mit
Vitamin B6 (Pyridoxin) obligat. Trientine
weist ein günstigeres Nebenwirkungsprofil auf, führt aber gehäuft zu
Eisenmangelanämien. Alternativ, aber auch in Kombination, besteht die Möglichkeit zur Therapie mit dem Kupferkompetitor
Zink, der die enterale Kupferaufnahme hemmt (Maxwell und Kowdley
2012).
Das Ansprechen auf die konservative Therapie und damit die langfristige Prognose sind individuell unterschiedlich. Bei primär hepatischer Manifestation wird zunächst ein Chelator eingesetzt. Bei nur milden Symptomen kann auch eine reine Zinktherapie diskutiert werden. Bei primär neurologischer Symptomatik werden aufgrund der oben genannten Problematik unter D-Penicillamin eher Trientine oder
Zink eingesetzt. Im Verlauf der Therapie kann dann abhängig von einer rückläufigen Urin-Kupferausscheidung die Dosis der Chelatoren etwas reduziert werden.
Eine therapierefraktäre, hepatisch oder neurologisch progrediente Erkrankung stellt eine potenzielle Indikation zur
Lebertransplantation dar. Damit wird der zugrunde liegende Gendefekt phänotypisch geheilt und der erhöhte Kupfergehalt im Körper vermindert sich sukzessive (Schoenberger und Ellis
1979). Eine Verbesserung der neurologischen Symptomatik tritt dadurch bei bis zu 80 % der Patienten ein, wobei große individuelle Differenzen bestehen (Schilsky et al.
1994). Das Langzeitüberleben und die
Lebensqualität nach Transplantation bei M. Wilson sind sehr gut (Sutcliffe et al.
2003).