Die vom Schlaf-Wachzustand abhängige motorische Kontrolle wird über die retikuläre Rückkopplung gesteuert. Das aszendierende retikuläre aktivierende System (ARAS) besteht aus verschiedenen Zellgruppen im mesopontinen Tegmentum, wie dem cholinergen pedunkulopontinen Nukleus (PPN) und den Raphekernen. Diese Region kontrolliert die Schlaf-Wach-Zyklen und die zentralnervösen Aktivierungen sowie Haltung und Bewegung. Das ARAS ist ein phylogenetisch frühes System, das die schnelle motorische Aktionsfähigkeit in Gestalt der sog. Kampf- und Fluchtmuster moduliert. Im Wachzustand moduliert das ARAS den Muskeltonus und die Bewegung über die retikulospinalen Systeme. Intero- und exterozeptive Stimuli, genauso wie zentral oder spontan vermittelte Weckreaktionen/
Arousal, führen zu einer Depolarisation von Motoneuronen während des Wachzustandes, des
NREM-Schlafs und sogar während Narkosen. Während des
REM-Schlafs führen sie hingegen zu einer Hyperpolarisation. Tierversuche legen nahe, daß die negative Rückkopplung während des REM-Schlafs auf die funktionelle Kopplung von Neuronen des Nucleus pontis oralis und des Nucleus reticularis der Medulla zurückzuführen ist. Dieser Effekt unterliegt möglicherweise auch einer paradoxen Antwort auf Stimuli hypokretinerger Neurone des lateralen Hypothalamus. Sie führen während des Wachzustandes zu einer Depolarisation von Motoneuronen, einhergehend mit einer erhöhten motorischen Aktivität, während des REM-Schlafs führen sie zu einer Hyperpolarisation (Luppi et al.
2012; Peever und Sessler
2011). Am Menschen wurde versucht, die Motorik während der verschiedenen Schlafstadien über das Ausmaß der motorischen Antwort mono- und polysynaptischer Reflexe zu untersuchen. Während die monosynaptischen Reflexe über die bereits diskutierten Rückkopplungswege erklärt werden können, ist die komplexe Verschaltung der polysynaptischen Reflexe bisher noch nicht vollständig geklärt. Als Beispiel zeigt sich die Amplitude des H-Reflexes der durch ein direktes afferentes Signal der Muskelspindel ausgelösten Muskelkontraktion während des NREM-Schlafs erniedrigt und während des REM-Schlafs fast vollständig erloschen. Im Gegensatz dazu ist die taktile Komponente des polysynaptischen Stellreflexes während des
Schlafs nicht vorhanden, während die langsamere Antwort auf den Schmerzreiz erhalten bleibt auch wenn diese im Schlaf moduliert wird. Somit scheinen sowohl der Schwellenwert für die Aktivierung als auch die Latenz des Stellreflexes während des Schlafs erhöht zu sein.