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Viszeral- und Allgemeinchirurgie
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Publiziert am: 06.09.2023

Kolonkarzinom: kurative operative Therapie

Verfasst von: Aristotelis Perrakis, Mihailo Andric und Roland S. Croner
Die kurative Therapie des Kolonkarzinoms ist primär eine Domäne der Chirurgie. Additiv bei fortgeschrittenen und nodal positiven Befunden wird die onkologische Therapie mittels Chemotherapie komplettiert. Der wichtigste Bestandteil der onkologischen Therapie beim Kolonkarzinom stellt die komplette mesokolische Exzision (complete mesocolic excision, CME) dar. Diese Technik richtet sich nach den potenziellen lymphogenen Metastasierungswegen je nach Sitz des Primärtumors und scheint auch prognosebestimmend zu sein; vor allem, was das Lokalrezidivrisiko angeht. Wenn die anatomischen Grundlagen und die Prinzipien der CME verfolgt werden, dann ist mit signifikant besseren Überlebensraten, sogar in fortgeschrittenen Tumorstadien zu rechnen.

Grundlagen (chirurgisch relevante Anatomie, Epidemiologie, Ätiologie, Pathogenese)

Das kolorektale Karzinom bleibt – laut Angaben des Robert-Koch Institutes- weiterhin an zweiter Stelle mit 60.580 Neuerkrankungen im Jahr 2013 und mit einer Inzidenz von 34,4/100.000 für Frauen bzw. 55,2/100.000 für Männer (Institut R-K 2020). Risikofaktoren für die Entstehung eines Kolonkarzinoms betreffen allgemeine Noxen wie z. B. Tabakrauchen, Übergewicht und ballaststoffarme Ernährungsgewohnheiten (Krebsdaten 2020). Allerdings besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Nahrungszubereitung oder Nahrungsfettkomponenten und Entstehung eines kolorektalen Karzinoms. Zur Entstehung des Kolonkarzinoms ist seit einiger Zeit die sog. „Adenom-Karzinom-Sequenz“ als führende Ursache akzeptiert. Konsekutiv ist anzumerken, dass ein Adenom als Risikofaktor für die Entstehung eines Karzinoms anzusehen ist. Risikokonstellationen, wie z. B. große Adenome mit einem Durchmesser über 1 cm und eine erhöhte Anzahl (n = 3), stellen eine erhöhte Risikosituation dar. Verwandte ersten Grades von Patienten mit einem kolorektalen Karzinom in der Vorgeschichte haben ebenfalls ein höheres Risiko an einem Kolonkarzinom zu erkranken. Eine weitere sehr wichtige Konstellation stellen die hereditären Formen des Kolonkarzinoms im Rahmen von HNPCC (hereditäres kolorektales Karzinom ohne Polyposis)/Lynch-Syndrom und die klassische bzw. attenuierte Form der familiären adenomatösen Polyposis (FAP) dar. Letztere hereditäre Risikofaktoren sind sehr ernst zu nehmen. Eine solche Risikopopulation sollte durch ein besonderes interdisziplinäres Management, bestehend aus Humangenetik, Gastroenterologie und Chirurgie, geführt werden. Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung eines Kolonkarzinoms stellen die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – dar. Das kolorektale Karzinomrisiko ist für diese Patientenpopulation höher im Vergleich zum sporadischen Karzinomrisiko der Normalbevölkerung. Patienten mit einer CED in der Vorgeschichte sollten ebenfalls unter Berücksichtigung der vorgenannten Karzinomrisikokonstellation interdisziplinär betreut werden.
Die primäre chirurgische Therapie eines Kolonkarzinoms setzt ein tiefes Wissen der anatomischen Gegebenheiten, was die Gefäßversorgung und die Topografie angehen, voraus. Denn die korrekte chirurgische Therapie des Kolonkarzinoms orientiert sich anhand des Lymphabflusses des Tumors und der kompletten Entfernung des Mesokolons und des tumortragendenden Abschnittes des Kolons. Neben der Entfernung des tumortragenden Kolons ist die Entfernung des gesamten potenziellen Lymphabflussgebietes zwingend erforderlich. Die potenzielle Lymphknotenmetastasierung der Kolonkarzinome erfolgt hauptsächlich in zwei Dimensionen: longitudinal entlang der epi- und parakolischen Lymphknoten und vertikal entlang der intermediären Lymphknoten zum Stamm der versorgenden Gefäße (Stammlymphknoten). Letzteres ist der anatomische Hintergrund der Technik der zentralen Absetzung der versorgenden Gefäße (central vascular ligation, CVL). Im Fall von Karzinomen des Colon transversum, einschließlich der rechten und der linken Kolonflexur, gibt es zusätzlich eine sog. „dritte Dimension“ der potenziellen Lymphknotenmetastasierung in extramesokolischen Lymphknotenstationen, entlang der gastroepiploischen Gefäße und nach infrapankreatisch. Den anatomischen Hintergrund dabei bilden vaskuläre Verbindungen von Kolongefäßen und den gastropepiploischen Gefäßen sowie kleine Gefäße zwischen Mesocolon transversum und Mesopankreas. Ein weiterer wichtiger anatomischer Aspekt, der für die chirurgische Behandlung von Karzinomen des distalen Colon sigmoideum und des rektosigmoidalen Überganges von großer Bedeutung ist, ist, dass letztere potenziell lymphogen ins Mesorektum des oberen Rektumdrittels metastasieren können. Aus dem Grund ist es wichtig, diese chirurgisch „ähnlichen“ Karzinome des oberen Rektumdrittels so zu behandeln, dass das Mesorektum nach distal nicht ausgedünnt wird. Es gibt bei der lymphogenen Metastasierung von Kolonkarzinomen feste anatomische Regeln. Bei Kenntnis dieser ist eine korrekte onkologisch-chirurgische Therapie möglich und mit signifikant besseren Überlebensraten zu rechnen.

Klassifikation

Die Grenze zwischen Kolon und Rektum wird unterschiedlich definiert. Die intraoperative Beurteilung anhand des Endes der Taeniae oder der peritonealen Umschlagsfalte ist individuell sehr unterschiedlich und hauptsächlich von Alter, Geschlecht und anderen anatomischen Gegebenheiten abhängig. Die präoperative Messung der Höhenangabe des Tumors mit dem flexiblen Endoskop ist aufgrund der Nachteile der Untersuchung meist subjektiv und häufig unzuverlässig. Objektivierbar sind allerdings die Messung und die Höhenangaben im Rahmen einer Untersuchung mit dem starren Rektoskop. Die Anokutanlinie dient als distaler Messpunkt. Fakultativ kann als Messpunkt die Linea dentata mitberücksichtigt werden. Letztere spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Primärdiagnostik eines Rektumkarzinoms und den konsekutiven Entscheidungen zur Therapie. Nach dem internationalen Standard gelten als Rektumkarzinome Tumoren, deren aboraler Rand bei der Messung mit dem starren Rektoskop 16 cm oder weniger von der Anokutanlinie entfernt ist. Oral davon spricht man von einem Kolonkarzinom. Karzinome des rektosigmoidalen Überganges werden als Kolonkarzinome sowohl anatomisch als auch chirurgisch angesehen und deren diagnostisches und therapeutisches Management entspricht dem der Kolonkarzinome.
Die Kolonkarzinome werden international nach der Klassifikation von der „Union Internationale Contre le Cancer“ (UICC) eingeteilt (Tab. 1) (UICC Klassifikation kolorektales Karzinom 2010).
Tab. 1
Stadieneinteilung von Kolonkarzinomen nach der Union Internationale Contre le Cancer (UICC)
UICC 2010
T
N
M
Stadium 0
Tis
N0
M0
Stadium I
T1/T2
N0
M0
Stadium II
T3/T4
N0
M0
IIA
T3
N0
M0
IIB
T4a
N0
M0
IIC
T4b
N0
M0
Stadium III
jedes T
N1/N2
M0
IIIA
T1/T2
N1
M0
 
T1
N2a
M0
IIIB
T3/T4
N1
M0
 
T2/T3
N2a
M0
 
T1/T2
N2b
M0
IIIC
T4a
N2a
M0
 
T2/T4a
N2b
M0
 
T4b
N1/N2
M0
Stadium IV
jedes T
jedes N
M1
IVA
jedes T
jedes N
M1a
IVb
jedes T
jedes N
M1b

Klinische Symptomatologie

Anamnestisch bleibt ein Kolonkarzinom häufig lange asymptomatisch. Das betrifft insbesondere Karzinome des rechtsseitigen Hemikolons. Wenn es zu Symptomen kommt, dann sind diese meistens uncharakteristisch, im Sinne eines Gewichtsverlustes, einer B-Symptomatik, einer Änderung der Stuhlgewohnheiten. Manchmal macht sich ein Kolonkarzinom durch intermittierende Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen (sog. Obstruktionszeichen) bemerkbar. Bei fortgeschrittenen Befunden kommt es dann zu einem Ileus, der unbehandelt zu einer akuten Situation im Sinne eines akuten Abdomens (mit begleitender Durchwanderungsperitonitis und Perforation) führen kann.
Anamnestisch ist besonders wichtig die Familienanamnese zu eruieren und bei positiver Familienanamnese großzügig die entsprechende Diagnostik einzuleiten.

Diagnostik und Differenzialdiagnostik

Die Diagnostik bei Vorliegen eines Kolonkarzinoms beginnt mit der Anamnese – mit besonderem Augenmerk auf Aspekte wie Änderungen der Stuhlgewohnheiten, Auftreten von Blut im Stuhl – gefolgt von der Familienanamnese. Bei asymptomatischen Patienten ergeben sich im Rahmen der klinischen Untersuchung keine Besonderheiten. Diese manifestieren sich im Fall eines fortgeschrittenen Befundes und bei perforierten Karzinomen. Dabei kommt es zur entsprechenden akuten abdominellen Symptomatik aufgrund von Ileus und/oder Durchwanderungsperitonitis oder kotiger Peritonitis bei freier Perforation. Laborchemisch findet sich gelegentlich ein Abfall von Hämoglobin (Hb) und des Hämatokrits (Hkt), als Resultat einer chronischen Anämie. In Notfallsituationen gibt es konsekutiv einen Anstieg der Infektparameter (Leukozyten und C-reaktives Protein). In der Notfallsituation und bei einer Sepsis kommt es auch zu einem Anstieg der Sepsisparameter (z. B. Procalcitonin). Laborchemisch ist die Bestimmung vom Carcinoembryonalen Antigen (CEA) in der primären Diagnose eines Kolonkarzinoms von sehr niedriger -Spezifität und Sensitivität. Eine Bedeutung hat dieses im Rahmen der Nachsorge und als wichtiger Bestandteil bei der Identifizierung von Rezidiven und/oder einer metachronen Metastasierung. Dies gilt aber nur, wenn es im Rahmen der präoperativen Diagnostik erhöht war. Die Höhe des CEA hat auch eine prognostische Relevanz.
Standard bei der Diagnostik des Kolonkarzinoms ist die komplette Koloskopie unter Angabe der Tumorlokalisation (Höhenangabe in Zentimetern ab Linea anocutanea) und Ausschluss eines Zweitkarzinoms. Bei histologischem Nachweis eines Kolonkarzinoms ist eine weitere Differenzierung des Tumorleidens mittels sog. „Staginguntersuchungen“ obligat. Laut der aktuellen S3-Leitlinie (2019) sind diesbezüglich eine Sonografie der Leber und eine Röntgenuntersuchung des Thorax ausreichend (Leitlinienprogramm Onkologie 2019). In der Praxis kommt es oft zu unklaren Befunden, die dann die Durchführung einer Computertomografie (CT) des Abdomens und des Thorax notwendig machen. Diese Untersuchung ist im Idealfall mit intravenöser und oraler Gabe von Kontrastmittel durchzuführen. Weiterhin und bei Vorliegen unklarer Läsionen in der Leber und zur weiteren Differenzierung der Dignität besteht die Möglichkeit einer Magnetresonanztomografie und/oder einer Kontrastmittelsonografie der Leber. In Ausnahmefällen und bei Verdacht auf eine Metastasierung „atypischer“ Lokalisation (z. B. ossär) ist die Durchführung einer PET-CT möglich. Der Ausschluss einer metastasierten Erkrankung spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung zur Einleitung der entsprechenden Therapie.

Therapieziele

Das Therapieziel beim primären nicht-metastasierten Kolonkarzinom ist die Heilung. Dieser kurative Ansatz hat als wichtigsten und primären Bestandteil die chirurgische Entfernung des Karzinoms im Gesunden (sog. R0-Resektion) mit den entsprechenden Sicherheitsabständen und nach den Prinzipien der kompletten mesokolischen Exzision („complete mesocolic excision, CME“), wie von Hohenberger (2009) beschrieben (Hohenberger et al. 2009). Wenn diese verfolgt werden, können selbst bei Patienten mit Karzinomen im UICC-Stadium III, Fünf-Jahres-Überlebensraten von 80 % erreicht werden.

Indikationsstellung und Therapiealternativen

Die Festlegung und die Einleitung der entsprechenden Therapie sollte im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz stattfinden. Hierbei wird die Teilnahme an Studien – im Sinne eines aktiven Angebots an den Patienten geprüft und angestrebt. Die einzige Ausnahme einer Therapieeinleitung ohne Tumorboard ist eine Notfallsituation, wie z. B. im Rahmen eines manifesten Ileus und/oder bei Perforation mit konsekutivem akutem Abdomen.
Bei nicht-metastasiertem Kolonkarzinom ist grundsätzlich die Resektion des Primarius die einzige kurative Option. Aktuell gibt es keine gleichwertige therapeutische Alternative. Im Fall einer hepatischen Metastasierung oder einer Oligometastasierung ist das Vorgehen individuell und abhängig vom Ausmaß der hepatischen oder sonstigen Filialisierung.
Es gibt aktuelle Daten zur neoadjuvanten systemische Chemotherapie für lokal fortgeschrittene Karzinome mit ggf. radiologischen Zeichen einer primären lymphogenen Metastasierung. Hierdurch scheinen sich für den Patienten keine Nachteile im Sinne einer erhöhten postoperativen Morbidität bei möglicherweise Optimierung des onkologischen Ergebnisses zu ergeben. Aktuell werden solche Ansätze momentan nicht in der aktuellen der S3-Leitlinie (2019) empfohlen. Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

Verfahrenswahl und präoperative Planung

Nach der Diagnosestellung ist der nächste Schritt die Kommunikation und die Mitteilung aller Befunde und der möglichen Operationsverfahren an den Patienten. Von enormer Wichtigkeit ist eine offene fachgerechte Aufklärung bezüglich der onkologischen Diagnose und Prognose der Erkrankung nach erfolgreicher Therapie. Ebenso essenziell ist die frühzeitige fachgerechte psychoonkologische Anbindung des Patienten. Dazu dient ein gutes psychoonkologisches Screening. Dieses wird enorm durch spezifische „psychoonkologische Instrumente (PoBaDo-Bogen, Stimmungsbarometer)“ erleichtert. Zur präoperativen Planung und Vorbereitung und neben der fachgerechten chirurgischen Aufklärung gehören die Laboruntersuchung und die weitere Abklärung von schweren Komorbiditäten, die unter Umständen eine wichtige Rolle bei der Auswahl des angezeigten Operationsverfahrens und des Zeitpunktes der entsprechenden Therapie spielen können. Somit kann das Vorhandensein einer schweren kardiopulmonalen Morbidität unter Umständen ein minimal-invasives Verfahren unmöglich machen. Weiterhin sind bei fortgeschrittenem Tumorbefund eine relevante Anämie und eine Beeinträchtigung des Proteinhaushaltes durchaus möglich. Aus dem Grund ist die Evaluation des nutritiven Zustandes ein sehr wichtiger Aspekt. Letzter ist ein relevanter Prognoseparameter für den frühen postoperativen Verlauf und das Auftreten einer postoperativen Morbidität. Aus dem Grund haben in den letzten Jahren die „Prähabilitation“ und qualifizierte ernährungstherapeutische Beratung an Bedeutung gewonnen. Zusätzlich und bei Vorliegen einer relevanten Anämie empfiehlt sich die Eisensubstitution und bei Albuminwerten < 30 g/dl die gezielte Substitution und Anpassung der Ernährungstherapie im prä- und postoperativen Verlauf. Bezüglich der präoperativen Darmvorbereitung gibt es unterschiedliche Konzepte und bis heute keinen einheitlichen Standard wegen einer fehlenden klaren Evidenz. Neueste Studien zeigen einen Trend Richtung milder Darmspülung (z. B. mit 1l Abführlösung) kombiniert mit einer Darmdekontamination mittels eines darmspezifischen Aminoglykosid-Antibiotikums (Paromomycin) fakultativ kombiniert mit Metronidazol in oraler Form. Präoperativ können klare Flüssigkeiten (kein Alkohol) bis zu zwei Stunden vor dem operativen Eingriff eingenommen werden, da diese eine recht kurze Passagezeit im Magen besitzen. Auf feste Nahrung und fetthaltige Getränke sollte der Patient jedoch mindestens sechs Stunden vor dem Eingriff verzichten. Eine kurzfristige präoperative Nikotinkarenz ist klinisch von keiner Relevanz. Jedoch ist eine präoperative Nikotinkarenz von sechs bis acht Wochen mit einer geringeren Komplikationsrate postoperativ assoziiert.
Nach Diagnosestellung und Durchführung der notwendigen präoperativen Maßnahmen ist die chirurgische Behandlung des Kolonkarzinoms unverzüglich, nach den Regeln der CME und in der Regel unter Erhalt der Darmkontinuität ohne Anlage eines Anus praeter durchzuführen. Zur Verfügung stehen die minimal-invasive Operationsmethode (laparoskopisch und robotisch) und die konventionelle OP-Technik (Croner et al. 2015; Croner 2018; Croner et al. 2018). Minimal-invasive Operationen haben eine geringere perioperative Morbidität als offene Verfahren und reduzieren die Länge des postoperativen Krankenhausaufenthaltes. Onkologisch sind offene und minimal-invasive Verfahren absolut gleichwertig. Daher sind primär und bei fehlenden Kontraindikationen, kardiopulmonaler Genese oder anderer Kontraindikationen die minimal-invasiven Operationsmethoden vorzuziehen. In Notfallsituationen, wie z. B. bei freier Perforation, Peritonitis und Vorliegen eines akuten Abdomens, sind unter Umständen entweder Diskontinuitätsresektionen oder Eingriffe mit Anlage eines protektiven Anus praeter erforderlich, um das erhöhte Risiko einer postoperativen Morbidität zu senken. Allerdings sollte man auch in Notfallsituationen die onkologische Regel der CME verfolgen. Generell und wenn möglich sind Diskontinuitätsresektion zur vermeiden. Meistens ist eine Wiederherstellung der Darmkontinuität mittels primärer Anastomose unter Vorschaltung eines protektiven Stomas technisch möglich und vorzuziehen, auch unter Berücksichtigung des operativen Morbiditätsrisikos eines zweiten Eingriffes zum Hartmannwiederanschluss.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von kompletten Kolektomien bei Vorliegen von Doppelkarzinomen oder mehrfachen malignen Befunden. Auch in so einer anspruchsvollen Situation sind die Prinzipien der CME zu verfolgen, sodass das Resektionsausmaß je nach Lokalisation der Befunde onkologisch korrekt ist, aber auch die postoperative Lebensqualität und funktionelle Aspekte berücksichtigt werden.

Operationstechnik

Die Operationstechnik und das Ausmaß der Resektion wird vom Primärsitz des Tumors und sein anatomischer Bezug zu der lymphatischen Drainage nach den Regeln der CME und der sog. „10 cm Regel“ wie von Hohenberger (2009) beschrieben (West et al. 2010; West et al. 2012). Tab. 2 gibt einen Überblick über die möglichen OP-Verfahren je nach Lokalisation des Primarius:
Tab. 2
Operationsverfahren in Abhängigkeit von der Tumorlokalisation beim Kolonkarzinom
Tumorlokalisation
OP-Verfahren
Zökum
Hemikolektomie rechts (CME)
Colon ascendens
Hemikolektomie rechts (CME)
Rechte Flexur/proximales Colon transversum
Erweiterte Hemikolektomie rechts (CME) mit Dissektion der A. gastroepiploica dextra und Lymphknotenregion über Pankreaskopf
Colon transversum (Mitte)
Transversumresektion (CME), ggf. subtotale Kolektomie je nach Tumorausmaß und möglichem lymphatischem Abfluss des Tumors mit Dissektion der gastroepiploischen Arkade, der infrapankreatischen Lymphknotenregion und Omentektomie
Distales Colon transversum/linke Flexur
Erweiterte Hemikolektomie links (CME) mit Dissektion der A. gastroepiploica sinistra und der linksseitigen infrapankreatischen Lympknotenregion
Colon descendens/proximales Sigma
Hemikolektomie links (CME)
Sigma
Sigmaresektion (CME)
Rektosigmoidaler Übergang
Resektion des Sigmas und des oberen Rektumdrittels mit partieller mesorektaler Exzision (PME)

Rechtsseitiges Hemikolon (Zökum, Colon ascendens)

Karzinome im rechtsseitigen Hemikolon zeigen eine potenzielle lymphogene Metastasierung entlang der A. ileocolica und des rechten Astes der A. colica media. Eine „echte“ separate A. colica dextra gibt es -chirurgisch-anatomisch betrachtet- nur in 15–20 % aller Patienten. Aus dem Grund ist es unbedingt erforderlich diese Gefäße zentral am Stamm bzw. an ihrem Ursprung an der A. mesenterica sup. bzw. an der A. colica media abzusetzen. Longitudinal reicht nach aboral ein Sicherheitsabstand von 10 cm- wie von Hohenberger (2009) beschrieben aus (Hohenberger et al. 2009). Nach oral zum terminalen Ileum hin ist die Einhaltung dieser „10 cm Regel“ nicht erforderlich. Diverse Studien haben gezeigt, dass selbst bei Vorliegen von Zäkumkarzinomen keine lymphogene Metastasierung am Mesenterium des terminalen Ileums bzw. an der Gefäßarkade dessen stattfindet. Unter Berücksichtigung der vorgenannten Aspekte ergibt sich dann ein Resektionausmaß wie in Abb. 1 gezeigt wird.
Offene OP-Technik:
Für die Durchführung einer offenen rechtsseitigen Hemikolektomie mit CME ist die Rückenlagerung des Patienten ausreichend.
Der offene Zugang zum Situs erfolgt mittels einer medianen Laparotomie. Anschließend wird die Bauchdecke mit Wundrandtücher umlegt und ein Retraktorsystem eingesetzt. Der Dünndarm wird mit dem Bauchtuch Richtung linker Oberbauch luxiert. Unter Hochhalten des Colon ascendens durch den ersten Assistenten mit zwei Kompressen (Vermeidung der Schädigung der mesokolischen Faszie) erfolgt die Inzision der peritonealen Umschlagsfalte rechts lateral entlang des Colon ascendens. Kaudal wird das Zökum umschnitten und folgend die gesamte Mesenterialwurzel mit dem Colon ascendens unter Respektierung der embryonalen Schichten im Sinne einer CME von dorsal her nach kranial bis zum Duodenum mobilisiert.
Nun kann jetzt das Omentum majus von rechtsseitigem Colon transversum bis zum mittleren Bereich abgelöst und in situ belassen werden (Ausnahme ist ein lokal fortgeschrittenes Karzinom). Die Bursa omentalis kann scharf eröffnet werden. Es wird die rechte Flexur vollständig mobilisiert und ggf. ein Kochersches Manöver durchgeführt. Dadurch können die Gefäße vor allem bei adipöseren Patienten nach ventral verlagert werden, was die anschließende Dissektion erleichtert. Nun erfolgt die Mobilisierung des Duodenums vom Mesocolon ascendens und die Mobilisierung der rechten Kolonflexur vom Pankreaskopf wird komplettiert. Die aus dem Henle-Loop entspringende rechte Kolonvene wird dabei zwischen Klemmen durchtrennt, während die zum Magen (V. gastroepiploica) und zum Pankreas ziehende Vene erhalten bleiben. Unter Diaphanoskopie erfolgt die Darstellung des Ileocolica-Hauptstammes.
Kaudal des Hauptstammes wird das Mesenterium inzidiert und dann die Inzision des Peritoneums auf der Mesenterialwurzel schrittweise von kaudal nach kranial fortgeführt. Es folgt eine abgangsnahe Darstellung der V. ileocolica sowie der A. ileocolica, die zwischen Klemmen durchtrennt werden (Abb. 2). Unter Diaphanoskopie erfolgt noch die Darstellung der Colica-media-Versorgung. Der rechte Ast der A. colica media wird radikalitätsbedingt abgangsnah abgesetzt und zum Präparat genommen. Unter Diaphanoskopie wird das Mesocolon rechts des Arteria-colica-media- Hauptstammes mit der Diathermie durchtrennt, sodass das Präparat (Abb. 3) jetzt von zentral her mobil ist. Anschließend erfolgt das Durchtrennen des terminalen Ileums etwa 10 cm oral der Bauhinschen Klappe entweder offen mit dem Kauter oder mit dem Stapler. Die noch stehenden Mesenterialgefäße werden schrittweise zwischen Klemmen durchtrennt. In weiterer Folge kann noch das rechtsseitige Colon transversum offen oder mit dem Stapler abgesetzt werden, wobei die noch stehende Randarkade zwischen Klemmen durchtrennt wird.
Die Kontinuitätswiederherstellung erfolgt mittels einer Ileotransversostomie, die aufgrund der anatomisch bedingten Inkongruenz zwischen den zu anastomosierenden Dünn- und Dickdarmschlinge Seit-zu-Seit handgenäht oder mit der Stapler-Technik durchgeführt wird. Eine Wiederherstellung der Darmkontinuität kann auch in End-zu-End-Technik erfolgen (Croner et al. 2015).
Minimal-invasive Technik
Für eine laparoskopische und eine roboterassistierte Hemikolektomie rechts ist eine Lagerung mit gespreizten Beinen und angelagerten Armen (ggf. ausgelagerter rechter Arm) erforderlich (reversed Trendelenburg-Lagerung).
Einsetzen der Veress-Nadel im Bereich der Medioklavikularlinie links, 2 cm unterhalb des Rippenbogens und Anlage des Capnoperitoneums. Als Orientierung für die Anlage der Trokare (Abb. 4) dient der Bereich des Pankreaskopfes, da in dieser Region die zentrale Gefäßdissektion erfolgt. Sowohl das Colon ascendens als auch die rechtsseitiges Colon transversum mit der rechten Flexur müssen ohne Instrumentenkollision erreicht werden können. Die Trokarposition kann in Abhängigkeit von der Zugangstechnik (Laparoskopie und unterschiedliche Robotermodelle) variieren.
Je nach angewandter Technik (processus uncinate first, ileocolic pedicle, ventral SMV, infra-ileal) muss der Patient so gelagert werden, dass durch Unterstützung der Schwerkraft der Dünndarm aus dem Operationsgebiet luxiert wird.
Die Präparation des rechten Hemikolons soll grundsätzlich von medial nach lateral erfolgen. Dafür ist die Exposition des Mesokolons ascendens sinnvoll, sodass das Duodenum und die A. ileocolica identifiziert werden können. Das Ziel der ersten Schritte ist die Auffindung der mesokolischen Faszie bzw. der dahinterliegenden rechten Gerotaschen Faszie, die im Rahmen der CME respektiert werden. Manche Techniken präferieren hierfür einen Zugang kaudal des terminalen Ileums mit primärer Mobilisierung des Zökums und der Mesenterialwurzel von distal. Andere beginnen am Processus uncinatus dorsal der Mesenterialwurzel mit der Mobilisierung des Colon ascendens.
Nach Darstellung und Präparation der V. mesenterica superior (Abb. 5) wird die V. ileocolica sowie etwas medialer die A. ileocolica stammnah mit Clips abgesetzt. Unter „zeltförmigem“ Hochhalten des Mesokolons ascendens erfolgt die schichtgerechte, scharfe Präparation nach kranial bis zum Duodenum. Entlang der V. mesenterica sup. wird weiter der „Henle-Loop“ (Abb. 6) dargestellt und die V. colica dextra abgesetzt, während die Pankreasvenen und die V. gastroepiploica geschont werden. Im Rahmen der Dissektion kranialwärts werden noch die V. colica media und die A. colica media dargestellt. Für eine Hemikolektomie rechts ist die Durchtrennung des rechten Astes der A. colica media sowie analog des rechten Venenastes erforderlich. Danach kann das Mesocolon transversum unter Schonung des Colica-media-Gefäßstammes bis zum Colon transversum problemlos gespalten werden.
Nun erfolgt noch die Komplettierung der Dissektion (Abb. 7) distal der bereits zentral abgesetzten Ileocolica-Gefäße bis zum terminalen Ileum, welches etwa 10 cm oral der Bauhinschen Klappe mit dem Stapler abgesetzt wird.
Nach diesem Schritt ist das rechte Hemikolon vollständig CME-konform entfernt und kann als Präparat vorübergehend subphrenisch rechts positioniert werden.
Für die Kontinuitätswiederherstellung mittels Ileotransversostomie nach einer minimal-invasiven Hemikolektomie rechts ist die Durchführung einer intrakorporalen Seit-zu-Seit-Anastomose mittels Stapler gut geeignet (Abb. 8). Geborgen wird das Resektat über einen Pfannenstil-Schnitt. Alternativ kann eine Minilaparotomie im Bereich einer Trokarinsertionsstelle im Oberbauch gesetzt werden, sodass über diesen Zugang auch eine handgenähte Ileotransversostomie angelegt werden kann. Diese Bergungsschnitte sind jedoch kosmetisch weniger günstig, zeigen im Vergleich zum Pfannenstil-Schnitt eine etwas höheren Morbidität (Croner 2018; Croner et al. 2018).

Colon transversum, einschließlich rechter und linker Kolonflexur

Die Karzinome des Colon transversum, einschließlich der rechten und der linken Kolonflexur weisen die Besonderheit auf, dass es potenziell neben dem longitudinalen und vertikalen lymphogenen Metastasierungsrisiko noch eine „dritte Dimension“ gibt. Diese entsteht anatomisch durch vorhandene kleine Gefäßverbindungen zwischen Mesokolon und Mesopankreas und zwischen der gastropeiploischen Arkade (Perrakis et al. 2014).

Karzinome der rechten Flexur

Somit entstehen für die Karzinome der rechten Kolonflexur mögliche lymphogene Metastasierungswege über das große Netz zu den Lymphknoten entlang der A. gastroepiploica dextra zum Magenantrum und zur Lymphknotenregion über dem Pankreaskopf. Die beschriebenen Lymphknotenregionen sollten somit im Rahmen einer klassischen erweiterten Hemikolektomie rechts unter Mitnahme der A. ileocolica und der A. colica media am Stamm mitreseziert werden, um mögliche lymphogene Tumorzellabsiedlungen nicht zurückzulassen (Abb. 9) (Perrakis et al. 2014).
OP-Technik
Zunächst erfolgt die Inzision des Peritoneums rechtsseitig des Colon ascendens. Das rechte Hemikolon wird anschließend schrittweise von lateral nach medial mobilisiert. Das Zökum wird mobilisiert, die Mobilisierung der Mesenterialwurzel erfolgt von kaudal nach kranial. Es wird dabei ggf. eine komplette Mobilisation des Duodenums nach Kocher durchgeführt. Dann erfolgt die Dissektion der Lymphknoten an der großen Magenkurvatur mittels selektiver Durchtrennung der Aa. und Vv. gastricae breves. Dann wird die rechte Gastroepiploicaarkade an der großen Magenkurvatur zwischen Versorgungsgebiet der rechten und linken A. gastroepiploica zwischen Klemmen durchtrennt und die A. gastroepiploica dextra zum Präparat mitgenommen. In einem weiteren Schritt wird dann die Lymphknotenregion am Pankreaskopf disseziert.
Nach der kompletten Mobilisation der rechten Kolonflexur vom Pankreaskopf und des Mesocolon ascendens vom Duodenum und vom Pankreaskopf erfolgt dann die Inzision des Mesocolons kaudal des Ileocolicahauptstammes. Von hier aus wird die Durchtrennung des Mesenteriums bis zum Ileocolicahauptstamm durchgeführt, die Dissektion der Lymphknoten erfolgt hier schrittweise von kaudal nach kranial unter Darstellung der Basis der Ileocolicagefäße. Diese werden zwischen Klemmen durchtrennt. Danach erfolgt die Durchtrennung des Mesocolon transversum im Bereich des linken Querkolons kurz vor der linken Kolonflexur. Zur Erreichung einer spannungsfreien Anastomose soll dabei die linke Kolonflexur zusammen mit dem Colon descendens komplett mobilisiert werden. Es erfolgt dann unter Diaphanoskopie die Inzision des Mesocolons mit der Diathermie. Anschließend erfolgt die zentrale Dissektion der Gefäße und die stammnahe Durchtrennung:
Es wird zunächst die V. colica media abgangsnah zwischen Klemmen durchtrennt und anschließend kann die A. colica media ebenfalls abgangsnah durchtrennt werden. In einem nächsten Schritt erfolgt dann die Durchtrennung des Darmes nach oral und aboral. Das terminale Ileum und dann das Colon transversum im linken Bereich direkt vor der linken Kolonflexur werden durchtrennt. Die Anastomosierung kann als Ileotransversostomie entweder in Seit-zu-Seit- oder in End-zu-End-Handnahttechnik erfolgen.

Karzinome des Colon transversum

Für Karzinome des Colon transversum bestehen neben dem longitudinalen und dem vertikalen lymphogenen Metastasierungsweg entlang der A. colica media, die dritte Dimension entlang der Gastroepiploica-Gefäße und entlang der – meistens – drei infrapankreatisch-gelegenen arteriellen Verbindungsgefäßen zwischen Mesopankreas und Mesocolon transversum. Konsekutiv ist neben einer klassischen Transversumresektion unter Mitnahme der beiden Flexuren und Absetzen der A. colica media am Stamm, eine komplette Omentektomie unter Mitnahme der zugehörigen gastroepiploischen Lymphknotenstationen und eine Dissektion der infrapankreatischen Lymphknotenregion durchzuführen. Diese Technik ist für „rein-zentrale“ Transversumkarzinome gültig. Eine mögliche Erweiterung der vorgenannten Technik entweder nach rechts oder links ist nicht selten möglich und ist von der genauen Lokalisation und Ausdehnung des Karzinoms abhängig. Wichtiger Orientierungspunkt bei der korrekten onkologischen chirurgischen Therapie ist die „10 cm-Regel“ wie von Hohenberger (2009) beschrieben, nach longitudinal und vertikal (Abb. 10 und 11) (Hohenberger et al. 2009).
OP-Technik
Zunächst erfolgt die Inzision des Peritoneums rechts des Colon ascendens. Das rechte Hemikolon wird schrittweise von lateral nach medial mobilisiert. Das Zökum wird umschnitten und die Mobilisierung der Mesenterialwurzel erfolgt von kaudal nach kranial, es wird dabei ggf. eine komplette Mobilisation des Duodenums nach Kocher durchgeführt. Dann erfolgt zunächst die Dissektion der Lymphknoten an der großen Magenkurvatur. Dabei werden die gastricae breves Gefäße durchtrennt. Großkurvaturseitig wird das komplette Omentum majus mit der Gastroepiploica Arcade zum Resektat geschlagen. Es erfolgt dann die Dissektion der Lymphknoten am Pankreaskopf. In einem weiteren Schritt erfolgt dann die Mobilisation der rechten Kolonflexur vom Pankreaskopf. Das Duodenum und der Pankreaskopf wird nach dorsal vom Mesocolon ascendens abpräpariert. Zusätzlich erfolgt eine komplette Dissektion der infrapankreatischen Lymphknotenregion. Weiterhin wird das Mesocolon descendens vom Retroperitoneum von lateral nach medial mobilisiert. Anschließend erfolgt die Mobilisierung der linken Kolonflexur. Zur Erreichung einer spannungsfreien Anastomose wird dabei das ganze Colon descendens und Colon sigmoideum bis auf Promontoriumhöhe mobilisiert.
Als nächstes wird dann die V. colica media abgangsnah zwischen Klemmen durchtrennt, anschließend wird die A. colica media direkt am Angang von der A. mesenterica superior zwischen Klemmen durchtrennt. Das Präparat ist von zentral her nun mobil. Es erfolgt nun das offene Durchtrennen des Kolons oral der rechten Kolonflexur. Anschließend erfolgt das offene Durchtrennen des Colon descendens aboral der linken Kolonflexur. Das Tumorpräparat beinhaltet somit das Colon transversum, einschließlich rechter und linker Kolonflexur, das Omentum majus zusammen mit den Lymphknoten aus der Lymphknotenregion der A. gastroepiploica und der infrapankreatischen Lymphknotenregion. Zur Erreichung einer Spannungsfreiheit im Bereich der Anastomose ist die komplette Mobilisierung des rechten und des linken Hemikolons ein unentbehrlicher Teil dieser Operationstechnik. Die Anastomosierung erfolgt als Ascendo-Descendostomie End-zu-End.

Karzinome der linken Kolonflexur:

Da Karzinome der linken Kolonflexur nach vertikal Richtung A. colica media und über die A. colica sinistra ascendens in Richtung A. mesenterica inferior lymphogen metastasieren können, ist neben einer klassischen erweiterten Hemikolektomie links eine Mitnahme der A. colica media und der A. colica sinistra ascendens zentral an ihrem Ursprung von der A. mesenterica inferior erforderlich (Abb. 12). Alternativ gibt es eine radikalere Variante dieser Technik, indem die A. mesenterica inferior an ihrem Stamm ebenfalls mitgenommen wird (Abb. 13). Bis heute gibt es keine Evidenz ob letztere technische Variante einen onkologischen Vorteil bietet. Konsekutiv und wenn die A. mesenterica inferior mitgenommen wird, soll nach longitudinal das Colon sigmoideum ebenfalls mitgenommen werden. Ein unentbehrlicher Bestandteil dieser Operation ist die Mitnahme der A. gastroepiploica sinistra mit den zugehörigen Anteilen des Omentum majus und der linksseitigen infrapankreatischen Lymphknoten, da diese die sog. „dritte Dimension“ des Lymphabflusses von Karzinomen der linken Kolonflexur darstellen (Abb. 14) (Perrakis et al. 2014). Manche Autoren beschreiben bei diesen Tumoren auch eine subtotale Kolektomie mit Ileo-Sigmoideostomie. Aus onkologischer Sicht zeigt dieser Variante keine Vorteile. 
Operationstechnik
Zunächst erfolgt die Mobilisierung des gesamten linken Hemikolons, einschließlich Colon sigmoideum von linkslateral. Anschließend wird die linke Kolonflexur mobilisiert. Dazu erfolgt die Mobilisierung des großen Netzes vom rechten Anteil des Querkolons. Anschliessend erfolgt die extramesokoloische Lymphknotendissektion entlang der linksseitigen infrapankreatischen Region (Abb. 14) und entlang der A. gastroepiploica sinistra und eine partielle linksseitige Resektion des Omentum majus. Daraufhin werden die zugehörigen Gefäße zentral disseziert und am Stamm durchtrennt: die A. colica sinistra ascendens und die A. colica media werden zentral zwischen Klemmen abgesetzt. Danach Absetzen des Darmes nach aboral auf Höhe des Kolon sigmoideum und oralwärts direkt vor der rechten Kolonflexur (Abb. 12). Zum Erreichen einer spannungsfreien Kolonanastomose ist eine komplette Mobilisierung des rechten Hemikolons von enormer Bedeutung. Die Kolonanastomose zwischen der rechten Kolonflexur und Kolon sigmoideum kann in End-zu-End-Technik angelegt werden.

Linkseitiges Hemikolon: Colon descendens, Colon sigmoideum

Das Resektionsausmaß beim linksseitigen Kolonkarzinom wird ebenfalls entsprechend den Regeln der regionären lymphogenen Metastasierung, nach der Lokalisation des Tumors bestimmt. Nachdem die Lymphgefäße anatomisch entlang der Arterien verlaufen, wird das Lymphabstromgebiet eines Kolonkarzinoms durch die versorgende Arterie bestimmt. Die arterielle Versorgung des linken Hemikolons erfolgt über die A. mesenterica inferior sowie ihren variabel entspringenden Ästen- A. colica sinistra (ascendens), Aa. sigmoidae und A. rectalis superior. Zusätzlich erfolgt die arterielle Blutzufuhr von proximal über die Riolansche Arcade aus der A. mesenterica superior. Die CME beruht neben der schichtgerechten Präparation auf der zentralen Gefäßligatur, welche bei linkem Hemikolon die stammnahe Absetzung („high tie“) der A. mesenteria inferior bedeutet. Manche Autoren suggerieren jedoch eine weniger zentrale Absetzung der Arterien („low tie“) mit dem Argument der potenziell geringeren Morbidität oder besseren Durchblutung der Anastomose bei Gefäßerhalt. Für die Durchführung einer „high tie“ spricht jedoch eine höhere Lymphknotenausbeute, insbesondere bei den lymphonodal metastasierten Patienten. Des Weiteren wird durch die „high tie“ eine spannungsfreie Anastomose, eine wichtige Voraussetzung der suffizienten Heilung, erzielt.
Das Prinzip der onkologisch adäquaten Resektion eines linksseitigen Kolonkarzinoms (CME) muss unabhängig von der Art des chirurgischen Zugangs eingehalten werden. Wenn die onkologische Gleichwertigkeit des operativen Präparates erzielt werden kann, dann können die Patienten von einem minimal-invasiven Zugang (laparoskopisch oder robotisch assistiert) gegenüber einer Laparotomie, profitieren (Croner et al. 2018).
Entsprechend der Lokalisation eines linksseitigen Kolonkarzinoms und des Sicherheitsabstandes von 10 cm, wird bei einem Descendenskarzinom eine Hemikolektomie links (Abb. 15) mit zentraler Ligatur der A. mesenterica inferior und Absetzung des Kolons im Bereich der linken Flexur/des linksseitigen Colon transversum (CAVE: 10 cm Abstand vom Tumoroberrand) und des oberen Rektums, durchgeführt. Bei einem Sigmakarzinom erfolgt eine Sigmaresektion unter Durchtrennung des Colons im Bereich des Colon descendens sowie des oberen Rektums.
Bei der offenen Technik erfolgt die Präparation des Kolons grundsätzlich von lateral nach medial, während diese bei minimal-invasiven Techniken meistens von medial nach lateral erfolgt.
Die Lagerung des Patienten soll in Form einer modifizierten Steinschnitt-Lagerung (sog. „Rektum-Lagerung“) erfolgen.
Der offene Zugang zum Situs erfolgt mittels einer medianen Laparotomie (von Symphyse unter Linksumschneidung des Nabels bis zum Epigastrium). Anschließend wird die Bauchdecke mit Wundrandtücher umlegt. Empfehlenswert ist das Einsetzen eines Retraktorsystems. Im weiteren Verlauf wird der Dünndarm in den rechten Oberbauch verlagert und zur besseren Übersicht des OP-Zielgebietes empfiehlt sich eine Retention dessen mit Bauchtüchern. Unter Hochziehen des Sigmas durch den ersten Assistenten mit zwei Kompressen (Vermeidung der Schädigung des Mesokolons mit potenzieller Tumordissemination) erfolgen dann die Exposition des Situs und das Lösen der natürlichen Adhäsionen des Sigmas zur lateralen Bauchwand. Weiter erfolgt der Einstieg in die avaskuläre Schicht entlang der mesokolischen Faszie vom rektosigmoidalen Übergang bis Pankreasunterrand. Eine Ureterolyse ist nur bei unklaren anatomischen Verhältnissen (z. B. bei Vorliegen eines T4-Tumors oder des Rezidiveingriffs) zu empfehlen, ansonsten ist bei korrekter Präparation mit Erhalt der Gerota-Faszie der Ureter durch die Gerota-Faszie retroperitoneal identifizierbar. Anschließend erfolgt der Einstieg in die Bursa omentalis unter Mobilisierung des Omentum majus vom Colon transversum und die Mobilisierung der linken Flexur von proximal und distal zwecks späterer spannungsloser Anastomosierung. Dabei wird das Mesocolon transversum vom Pankreasunterrand bis zur V. mesenterica inferior mobilisiert. Zu Beginn der Präparation von medial erfolgt die Inzision der mesokolischen Faszie von medial, a. e. beginnend kranial links vom Treitzschen Band bis kaudal zum Promontorium, bzw. weitere Mobilisierung des oberen Rektums, alles unter Schonung des hypogastrischen Nervenplexus. Als nächster OP-Schritt wird dann die A. mesenterica inferior freipräpariert, anschließend Absetzung derselben mit zwei Ligaturen unter Mitnahme der A. colica sinistra ascendens („high tie“). Auf keinen Fall soll hier die Aorta komplett disseziert werden, um vegetative Nerven zu schonen. Die V. mesenterica inferior kann aus Mobilitätsgründen stammnah mit zwei Ligaturen abgesetzt werden (Mobilität zur spannungsfreien Anastomose, keine onkologische Bedeutung).
(Bis zu diesem Operationsschritt ist das Vorgehen bei einer Sigmaresektion oder Hemikolektomie links identisch)
Hemikolektomie links
Nach Diaphanoskopie erfolgt dann die Absetzung des linken Astes der A. colica media und der Randarkade sowie Spaltung des Mesocolon transversum. Die Durchtrennung des Kolons im Bereich des linksseitigen Colon transversum erfolgt mit der Tabaksbeutelklemme und eine Vorlage einer Tabaksbeutelnaht erfolgt für die spätere Anlage einer Stapleranastomose.
Sigmaresektion
Unter Diaphanoskopie erfolgt die Darstellung der A. colica sinistra ascendens und radikuläre Dissektion des Mesocolons entlang der Arterie kranialseits, Anschließend kann diese dann unter Ligaturen abgesetzt werden. Der Darm kann dann im mittleren Descendensbereich mit Tabaksbeutelklemme und Vorlage einer Tabaksbeutelnaht für die spätere Anlage einer Stapleranastomose oder ggf. mit Linearstapler abgesetzt werden. Nach aboral erfolgt dann die Absetzung des Darmes im Bereich des oberen Rektums mit Tabaksbeutelklemme oder alternativ mit einem Stapler.
Anlage der Anastomose
Bei angedachter Seit-zu-End-Anastomose erfolgt das Einführen des Staplerkopfes vom Zirkularstapler in das Kolon und Ausführen ca. 3 cm vom abgesetzten Kolonrand im Bereich der Taenie. Anschließend erfolgt das Kürzen des blinden Kolonschenkels mit Linearstapler, optional ein Übernähen der Klammernaht des blinden Schenkels (PDS 4-0, Vicryl 3-0). Nach Durchtrennung des Kolons mit einer Tabaksbeutelklemme bzw. geplanter End-zu-End-Anastomose wird der Staplerkopf in das Kolonlumen eingeführt und durch die Tabaksbeutelnaht legiert.
Nach digitaler Dilatation des Analsphinkters wird das Zirkulärstapler-Handstück (28 bis 31 mm) eingeführt. Nach stattgehabter Absetzung mit einem Stapler (Contour oder lineares Staplergerät) kommt es zum Ausfahren des Staplerdornes in der Mitte der Klammernahtreihe. Nach Absetzung mit Tabaksbeutelklemme erfolgt dies ohne Dorn mit anschließender Ligatur der vorgelegten Tabaksbeutelnaht.
Dann erfolgt das Konnektieren der beiden Teile des Staplers und Anlage einer Seit-zu-End- bzw. End-zu-End-Transversorektostomie bzw. Descendorektostomie. Ein wichtiger Bestandteil dieses OP-Schrittes stellt die intraoperative Kontrolle der angefertigten Anastomose dar. Diese sollte mittels starrer rektoskopischer Kontrolle stattfinden. Dadurch erfolgt eine Beurteilung der Anastomose bezüglich „zirkulärer Vollständigkeit“, Blutung intraluminal und Bestimmung der Anastomosenhöhe. Anschließend kann eine Luftdichtigkeitsprüfung während der Rektoskopie nach Auffüllung des Beckens mit Kochsalzlösung erfolgen.
Minimal-invasive Chirurgie
Einsetzen der Veres-Nadel in der Medioklavikularlinie zwei Zentimeter unterhalb des linken Rippenbogens und Anlage eines Capnoperitoneums. Platzierung der Trokare erfolgt nach dem anatomischen Orientierungspunkt im Bereich des Sigmas, sodass sowohl das obere Rektum als auch die linke Flexur ohne Instrumetenkollision erreicht werden können. Abhängig von den Charakteristiken der Zugangstechnik (Laparoskopie bis zu den unterschiedlichen Robotermodellen) kann die Trokarposition variieren.
Unter moderater Kopftieflage und rechtsseitigem Kippen des OP-Tisches wird zunächst der Dünndarm nach kranial luxiert und mit einer ausgeschlagenen Kompresse retiniert. Unter Zug am Sigma im Bereich der Appendix epiploicae erfolgt die Identifizierung der A. iliaca communis und der A. rectalis superior. Nach Beginn der Präparation zwischen den beiden Gefäßen wird vorsichtig und ohne Gefährdung der retroperitonealen Strukturen die richtige avaskuläre Schicht identifiziert. Nach Auffinden der mesokolischen Faszie sowie der Gerota-Faszie erfolgt durch Präparation nach kranial entlang derselben die Darstellung der A. mesenterica inferior und Absetzung derselben mit Clips. Anschließend und unter Hochhalten des Mesokolons „zeltartig“ nach ventral und Präparation nach kranial entlang der avaskulären Schicht wird die V. mesenterica inferior dargestellt. Diese wird initial möglichst lang belassen, da sie als anatomische Barriere zur Retraktion des Dünndarms dient. Die Präparation erfolgt bis weit nach kranio-lateral bis zum Pankreasunterrand und Richtung linke Flexur. Ventral des Pankreas wird in die Bursa omentalis eingegangen (Abb. 16). Es folgt das Einlegen einer Kompresse dorsal der linken Flexur. Nun kann an dieser Stelle die stammnahe Durchtrennung der V. mesenterica inferior mit Clips erfolgen.
Als nächstes wird der OP-Tisch in die Fußtieflege umgestellt und nach rechts gekippt. Es folgt das Eingehen in die Bursa omentalis, wobei das Omentum majus vom Colon transversum mobilisiert wird. Komplettierung der Mobilisierung der linken Flexur. Dabei kann die von dorsal eingelegte Kompresse als Markierung der korrekten Schicht identifiziert werden. Anschließend erfolgt von kranial die Spaltung des Mesocolon transversum und das komplette Colon descendens und Sigma wird von der lateralen Bauchwand mobilisiert.
Nach erneuter Umlagerung des OP-Tisches „Kopf tief“ wird unter Zug des Sigmas nach kranial zunächst von dorsal und anschließend von lateral und ventral das obere Rektum mobilisiert. Nach Festlegung der Absetzungsstelle am oberen Rektum erfolgt die senkrechte Skelettierung des Rektums unter Durchtrennung des Mesorektums (ohne Coning) und Durchtrennung mit dem Linearstapler.
An dieser Stelle ist das linke Hemikolon entsprechend der CME-Prinzipien komplett mobilisiert, A. mesenterica inferior zentral ligiert und das Kolon distal abgesetzt. Dann wird eine suprapubische Minilaparotomie geschaffen und ein Alexis-Sperrer eingesetzt. Nach ventral erfolgt die Verlagerung des Kolons vor den Situs. Diese kann offen durch die kraniale Absetzung des Darmes mit Mesocolon und Gefäßen vervollständigt werden.
(Bis zu diesem Operationsschritt ist das Vorgehen bei einer Sigmaresektion oder Hemikolektomie links identisch)
Hemikolektomie links
Es kann an dieser Stelle die offene Absetzung des linken Astes der A. colica media, der Randarkade, sowie Spaltung des Mesokolons erfolgen.
Sigmaresektion
Spaltung des Mesokolons und Absetzung der Randarkade unter Mitnahme der A. colica sinistra ascendens.
Durchführung der Anastomose
Die Vorbereitung einer Anastomose erfolgt analog der offenen Technik und entsprechend der angestrebten Anastomosentechnik (Seit-zu-Seit oder End-zu-End), wie oben beschrieben.
Nachdem der Staplerkopf nach dem Absetzten des Kolons eingebracht wurde, erfolgt die Reposition des Kolons nach intraabdominal, Verschluss des Alexis-Sperrers mit dem Deckel und erneute Schaffung des Capnoperitoneums. Dann folgen die Überprüfung des Kolonverlaufs und der sichere Ausschluss einer Torsion des Gefäßstiels sowie das Einführen des Zirkularstaplers transanal und Konnektieren des Staplerkopfes mit dem Staplerstiel unter laparoskopischer Sicht. Dann wird eine Anastomose mit anschließender rektoskopischer Kontrolle der Anastomose analog zum offenen Verfahren angelegt.

Intra- und postoperative Komplikationen

Die wichtigsten postoperativen Komplikationen stellen die Anastomoseninsuffizienz und die postoperative Blutung dar:

Anastomoseninsuffizienz

Die Therapie bei Vorliegen einer Anastomoseninsuffizienz ist abhängig von der Art der Anastomose, der Defektgröße, den lokalen Gewebsverhältnissen, klinischer Symptomatik sowie dem Zeitpunkt der Diagnose.
Grundsätzlich ist eine frühzeitige operative Revision notwendig. Nach einer minimal- invasiven Resektion ist eine laparoskopische Revision der offenen vorzuziehen. In Ausnahmefällen und bei Vorliegen einer punktuellen Anastomoseninsuffizienz, ist auch eine Anastomosenübernähung mit Anlage eines protektiven doppelläufigen (Ileo-)Stomas möglich. Im Regelfall ist aber die Neuanlage der Anastomose unter Vorschaltung eines protektiven doppelläufigen (Ileo-)Stomas das Vorgehen der Wahl. Auch bei Vorliegen einer Anastomoseninsuffizienz sollte eine Diskontinuitätsresektion zu vermeiden. Eine Ausnahme zu diesem Vorgehen stellt die fulminante Sepsis bei 4-Quadrantenperitonitis dar, wo die Diskontinuitätsresektion nach Hartmann in Erwägung gezogen werden kann.

Blutung

Bei Vorliegen einer Blutungssituation sind folgende differenzialdiagnostische Merkmale bezüglich Lokalisation (intraluminal vs. extraluminal/intraperitoneal) und Einteilung nach Schweregrad (leicht- vs. schwergradig) von enormer Bedeutung. Bei Vorliegen einer Hämoglobin (Hb)-relevanten extraluminalen Blutung mit begleitender kardiozirkulatorischen Instabilität ist die chirurgische Behandlung im Sinne einer Revisionsoperation sofort zu indizieren.
Anspruchsvoll im klinischen Umgang sind extraluminale, diffuse Blutungsereignisse, bei denen sich der Hb-Wert nach erfolgreicher Transfusion normalisiert. Diese Situation betrifft meistens Patienten mit Einnahme von Antikoagulanzien in ihrer Medikamentenanamnese. Obwohl diese Patienten eine Besserung der klinischen Symptomatik, nach Ausgleich der Gerinnungssituation und der Substitution von Erythrozytenkonzentraten zeigen, stellen die intraperitonealen Hämatome potenzielle Infektionsherde dar. Somit und je nach Ausdehnung dieser Hämatome in der Bildgebung (CT oder Sonografie) sollte man in Erwägung ziehen, diese operativ auszuräumen und eine chirurgische Lavage durchzuführen.
Bei den intraluminalen Blutungsereignissen und vor der Entscheidungsfindung zur angezeigten Therapie ist die Intensität der Blutung zu eruieren. Somit differenziert man eine leichtgradige von einer schwergradigen Blutung:
I.
Leichtgradige intraluminale Blutung:
 
Eine leichtgradige intraluminale Blutung wird definiert als ein geringer bis mittlerer Blutverlust und stellt somit einen Hb-Abfall von < 1,5 mmol/l dar. Diese löst in der Regel eine nur leichte Beeinträchtigung des kreislaufstabilen Patienten aus. Bei solchen Situationen und nach erfolgreicher Substitution mit signifikantem Hb-Anstieg in der Kontrolle ist weder eine endoskopische noch eine chirurgische Intervention erforderlich. Unbedingt indiziert ist die Kontrolle und ggf. Anpassung der Gerinnungssituation und die ausreichende Volumensubstitution. Bei rezidivierenden solchen leichtgradigen Blutungsepisoden ist ggf. eine endoskopische Kontrolle durchzuführen
II.
Schwergradige intraluminale Blutung:
 
Eine schwergradige intraluminale Blutung wird definiert als starker Blutverlust, begleitet von einem Hb-Abfall von > 1,5 mmol/l und manifestiert sich als starke Hämatochezie. Dabei zeigt sich eine starke kardiozirkulatorische Beeinträchtigung des Patienten, (begleitet von Tachykardie, Hypotension, Oligurie) im Sinne eines hämorrhagischen Schocks. Neben der notwendigen Substitution von Volumen, Gerinnungspräparaten und Erythrozytenkonzentraten ist eine notfallmäßige Intervention zwingend erforderlich. Diese Situation ist primär eine Domäne der Endoskopie. Bei endoskopisch nicht stillbarer und/oder nicht beherrschbarer Blutung besteht die dringende Indikation zur chirurgischen Therapie.

Postoperatives Management

Direkt postoperativ sind die klinische Untersuchung und die ausführliche Befragung des Patienten bezüglich subjektiven Empfindens ein unverzichtbarer Bestandteil des postoperativen Managements. Neben der Statuserfassung bezüglich gastrointestinaler Beschwerden, Erhebung der Vitalparameter und der Evaluation der OP-Wunden und des kardiopulmonalen Status sind die laborchemischen postoperativen Untersuchungen und ggf. die apparative Diagnostik ebenfalls wichtige Bestandteile der postoperativen Betreuung des Patienten.
Für die intraoperative und postoperative Flüssigkeitszufuhr bei kolorektalen chirurgischen Eingriffen zeigten kontrollierte randomisierte Studien, dass eine restriktive Flüssigkeitstherapie im Vergleich mit einer eher großzügig liberalen Flüssigkeitstherapie, eine Reduktion von chirurgischen und auch allgemeinen Komplikationen um mehr als die Hälfte ermöglicht. Auch die postoperative Ileusdauer kann durch eine restriktive Flüssigkeitstherapie vermindert werden. Jedoch ergaben andere kontrolliert randomisierte Studien, dass eine zu strenge restriktive Flüssigkeitstherapie einen Nachteil für den postoperativen Outcome haben kann. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine perioperative Flüssigkeitstherapie immer auf den aktuellen Patientenkasus angepasst werden muss. Eine wichtige Rolle dabei spielen vor allem der präoperative Zustand des Patienten und die Größe des durchzuführenden chirurgischen Eingriffes.
Patienten im postoperativen Verlauf nach Kolonresektion sind frühzeitig zu mobilisieren. Die zügige postoperative Mobilisation führt zu einer signifikanten Reduktion von postoperativen thromboembolischen Ereignissen und zu einer signifikant verbesserten Lungenfunktion. Ebenso ausreichend sollte auch die analgetische Therapie sein. Hierzu sollte die Analgesie nach dem WHO-Stufenschema stattfinden. Ebenfalls zügig und bei fehlenden Beschwerden sollte der Kostaufbau erfolgen. Bereits am Tag der Operation kann mit einem oralen oder enteralen Programm des Kostaufbaus begonnen werden. Diese frühzeitige orale und/oder enterale Ernährung zeigte in randomisierten kontrollierten Studien, dass der zügige Kostaufbau nicht, wie zunächst vermutet, zu einer Belastung und damit möglichen Anastomoseninsuffizienz führt. Letztere Aspekte sind feste Bestandteile des ERAS (enhanced recovery after surgery) – Konzeptes, welches in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat. Nach Eingang der histopathologischen Begutachtung des Resektates und nach erfolgter Einstufung des UICC-Stadiums sollte eine unverzügliche Besprechung aller Befunde in einer interdisziplinären Tumorkonferenz stattfinden, die dann wiederum das weitere onkologische Procedere festlegt. Diese Information sollte ebenfalls unverzüglich mit dem Patienten besprochen werden.

Ergebnisse und Lebensqualität

Laut der aktuell geltenden S3-Leitlinie gibt es eine klare Indikation zur Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie im UICC-Stadium III, d. h. bei Vorhandensein und Nachweis einer lymphogen-metastasierten Karzinoms (Leitlinienprogramm Onkologie 2019). Voraussetzung für die Durchführung dieser ist die histopathologisch nachgewiesene R0-Resektion des Primärtumors. Grundlage für die Indikation zur adjuvanten Therapie nach qualitätsgesicherter Tumorresektion ist die histopathologische Stadienbestimmung, insbesondere die Bestimmung des pN-Status. Zur Festlegung von pN0 sollen 12 oder mehr regionäre Lymphknoten untersucht werden (UICC 2002). Für Patienten mit einem kurativ resezierten Kolonkarzinom im Stadium I ist eine adjuvante Therapie nicht indiziert. Patienten des UICC-Stadiums II und III sollten möglichst in kontrollierte Studien eingebracht werden, um Aufschluss über die Indikationsstellung und die optimale adjuvante Therapie zu erhalten. Eine besondere Situation im UICC-Stadium II stellen die fortgeschrittenen lokalen Befunde mit oder ohne Invasion von benachbarten Organen, im Sinne eines pT4-Befundes, allerdings ohne Nachweis einer lymphogenen Metastasierung und/oder „onkologische Risikosituationen“ wie intraoperativer Tumoreinriss, perforierte Karzinome und Nachweis von weniger als 12 Lymphknoten in der histopathologischen Aufbereitung des Resektates. In den o. g. Konstellationen empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie (2019), dass eine adjuvante Chemotherapie analog zu den nodal-positiven Karzinomen im UICC-Stadium III erwogen wird. Für Patienten mit der Diagnose eines Karzinoms im UICC-Stadium I wird keine regelmäßige Nachsorge empfohlen, sondern eine symptomatische Nachbehandlung, analog zu den Vorsorgeprotokollen der Normalbevölkerung. Für Karzinome im UICC-Stadium II und III ist eine strukturierte Nachsorge empfohlen. Die wichtigsten Instrumente bilden dabei die symptomorientierte Anamnese, die klinische Untersuchung, die endoskopischen Verfahren im Sinne einer kompletten Koloskopie und die bildgebenden Verfahren, wie die Ultraschalluntersuchung des Abdomens und insbesondere der Leber, die Röntgenaufnahme des Thorax und unter Umständen, wie z. B. unklare Befunde in der sog. „konventionellen“ Bildgebung, die Computertomografie. Einen gewissen Stellenwert in der Nachsorge spielt laborchemisch die Bestimmung des CEA, wenn es präoperativ erhöht war.
Literatur
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