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DGIM Innere Medizin
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Publiziert am: 06.03.2015

Analvenenthrombose

Verfasst von: Jürgen Feisthammel
Die Analvenenthrombose ist ein meist spontan auftretender Thrombus in den Venen der äußeren Analregion.

Definition

Die Analvenenthrombose ist ein meist spontan auftretender Thrombus in den Venen der äußeren Analregion (Stein 2003).
Während im englischsprachigen Raum hierfür häufig der Begriff von thrombosierten äußeren Hämorrhoiden („thrombosed external hemorrhoids“) benutzt wird, wird dieser Begriff im deutschsprachigen Raum eher nicht benutzt, von manchen Autoren auch abgelehnt. Hierzulande hat sich der Begriff der Analvenenthrombose durchgesetzt. Der Terminus Perianalvenenthrombose wird synonym verwendet.

Pathophysiologie

Die Entstehung von Analvenenthrombosen ist letztendlich nicht geklärt. Es scheint aber einen Zusammenhang mit anstrengenden Tätigkeiten oder den starken Einsatz der Bauchpresse zu geben. Gelegentlich beobachtet man eine akute Analvenenthrombose nach körperlich schwerer Arbeit, Bodybuilding, Obstipation mit starkem Pressen oder bei Frauen während Schwangerschaft oder Geburt (Brühl 2005).

Epidemiologie

Zur Epidemiologie gibt es keine zuverlässigen Daten. Eine ältere Arbeit aus den USA zeigte eine Prävalenz von 4 % (Johanson et al. 1990). Es handelt sich um ein häufiges Krankheitsbild in einer proktologischen Sprechstunde.

Klinik

Es kommt zu einem meist plötzlichen Auftreten einer tast- und sichtbaren Vorwölbung am Analkanal, initial oft begleitet von starken oder stärksten Schmerzen (Abb. 1).
Die meisten Analvenenthrombosenknoten haben einen Durchmesser von 0,5–1,5 cm. Sie sind meist livide gefärbt, manchmal findet sich auf dem Knoten ein schwarzer Fleck an der Stelle eines nekrotischen Wandanteils der Analvenenthrombose. An dieser Stelle kommt es im Verlauf häufig zu spontanen Perforationen. Selten finden sich aber auch deutlich größere Knoten von 3 cm und mehr. Der oft begleitend auftretende Schmerz ist von dauerhaftem Charakter, manchmal bleibt das Auftreten einer Analvenenthrombose auch schmerzlos.
Je nach Größe bilden sich die Knoten binnen weniger Tage bis einigen Wochen vollständig zurück. Über diesen Zeitraum ist auch mit einer vollständigen Rückbildung der Schmerzen zu rechnen.
Bei einer spontanen Perforation des Knotens kommt es zu einer meist selbstlimitierenden Blutung mit Austreten von dunkel-krümeligem thrombotischen Materials. Damit geht oft eine sofortige Besserung der Schmerzsymptomatik einher. Der Patient sollte auf die Möglichkeit des Auftretens einer spontanen Perforation hingewiesen werden, da dies ansonsten zu einer starken Verunsicherung führen kann.

Diagnostik

Die meisten Analvenenthrombosen sind durch Anamnese und körperliche Untersuchung meist zuverlässig zu diagnostizieren. Insbesondere bei nicht mehr akuten Thrombosen sollte der zeitliche Verlauf abgefragt werden. Meist lässt sich dabei anamnestisch eine deutliche Besserung der Symptome erfragen.
Die Proktoskopie kann hilfreich sein, wenn sich die Knoten am Analrand befinden und das proximale Ende nicht einsehbar ist. Aufgrund der oft bestehenden Schmerzen muss diese Untersuchung nicht initial erzwungen werden, sondern kann auch nach Symptomlinderung im Verlauf nachgeholt werden.
Aufgrund unterschiedlicher Therapieansätze ist bei Analvenenthrombosen am Analrand die Abgrenzung gegen thrombosierte Hämorrhoidalknoten wichtig. Dies ist meist problemlos möglich.

Differenzialdiagnostik

  • Marisken (nicht schmerzhaft, nicht prall-livide)
  • Fibrome oder sonstige Weichteiltumore (Anamnese, Inspektion)
  • Analrandkarzinom (Biopsie bei unklaren Befunden)

Therapie

Die meisten Analvenenthrombosen bedürfen keiner spezifischen Therapie. Aufgrund des günstigen Spontanverlaufs kann oft abgewartet werden.
Lediglich bei sehr frischen Analvenenthrombosen mit einer ausgeprägten Schmerzsymptomatik kann eine Intervention erwogen werden. Es sollte dann entweder eine Inzision, bei größeren Knoten auch eine komplette Abtragung des Knotens mit sekundärer Wundheilung erfolgen (Chan et al. 2013).

Verlauf und Prognose

Wenn bei nicht stark ausgeprägter Schmerzsymptomatik der Spontanverlauf abgewartet werden kann, bildet sich der Knoten (und damit die Schmerzen) im Lauf von Tagen oder Wochen spontan zurück. Es wird kontrovers diskutiert, ob Marisken ein möglicher Folgezustand von zurückgebildeten Perianalvenenthrombosen sind. Meist hat man allerdings den Eindruck, dass sich diese Knoten tatsächlich restlos zurückbilden.
Wichtig ist es, dem Patienten die Harmlosigkeit des Krankheitsbildes zu erklären. Der Wortbestandteil „-thrombose“ führt bei dieser Diagnose bei manchen Patienten zu Ängsten und Verunsicherungen, die einer Aufklärung bedürfen. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Krankheit mit einer tiefen Beinvenenthrombose kaum etwas gemein hat.
Literatur
Brühl W (2005) Analvenenthrombose. In: Brühl W, Wienert V, Herold A (Hrsg) Aktuelle Proktologie. Uni Med, Bremen, S 73–77
Chan KK et al (2013) External haemorrhoidal thrombosis: evidence for current management. Tech Coloproctol 17(1):21–25CrossRefPubMed
Johanson JF et al (1990) The prevalence of hemorrhoids and chronic constipation. An epidemiologic study. Gastroenterology 98(2):380PubMed
Stein E (2003) Proktologie: Lehrbuch und Atlas. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 82–85CrossRef