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Campylobacter coli und jejuni

Verfasst von: W. Stöcker
Campylobacter coli und jejuni
Englischer Begriff
Campylobacter coli and jejuni
Beschreibung des Erregers
Familie: Campylobacteriaceae; Gattung: Campylobacter; mehr als 30 verschiedene Spezies, die wichtigsten sind C. jejuni, C. coli und C. lari.
Spiral- oder S-förmige gramnegative Stäbchen (Bakterien), 0,2–0,5 μm dick, 0,5–5 μm lang, je 1 Geißel an beiden Polen. Mikroaerophil.
Erkrankungen
Krankheitsbilder: Campylobacter ist der häufigste bakterielle Enterokolitiserreger (70.190 gemeldete Fälle im Jahr 2015). Prodromalstadium mit Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien, danach Fieber, abdominelle Krämpfe, wässrig-schleimig-blutige Diarrhoe, Erbrechen. Abklingen nach 3–7 Tagen. Mögliche Folgeerkrankungen: Guillain-Barré-Syndrom, reaktive Arthritis.
C. coli steht in enger Beziehung zu C. jejuni (von letzterem zu unterscheiden durch den Hippurattest) und gilt ebenfalls als bedeutender Nahrungsmittel-übertragener Erreger für eine Enterokolitis.
Übertragung: nicht durchgegarte Nahrungsmittel (Geflügel, Milch), kontaminiertes Trinkwasser, selten fäkal-oral, Infektionsdosis: >500.
Inkubationszeit: 2–10 Tage.
Therapie: bei unkompliziertem Verlauf nur symptomatische Behandlung (Elektrolytsubstitution), sonst mit Antibiotika (Makrolide oder Fluorchinolone). Resistenzen werden beobachtet.
Analytik
Direktnachweis und Kultur (Mikroskopie): kulturelle Anzüchtung auf Blutplatten oder Selektivmedien (48 Stunden, 37 °C, Wachstumsoptimum 42 °C, mikroaerobes, CO2-angereichertes Milieu). Biochemische Differenzierung durch Nachweis von Oxidase und Katalase, H2S-Bildung, DNAse, Hippurathydrolyse, Indoxylazetathydrolyse, Nitratreduktion, Fehlen von Glukosespaltung. Ggf. gaschromatographische Bestimmung der Fettsäuren und PCR (PCR (Polymerase-Kettenreaktion)).
Molekularbiologische Typisierung mittels Pulsfeldgelelektrophorese.
Serologie: Die Bestimmung erregerspezifischer Antikörper insbesondere der Klasse IgA durch Enzyme-linked Immunosorbent Assay oder Western blot ist nur bei Folgeerkrankungen indiziert: Guillain-Barré-Syndrom, reaktive Arthritis.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Stuhl, Nahrungsmittelreste oder Proben verdächtiger Tierbestände. Untersucht werden auch Blutbestandteile, Liquor oder Biopsiematerial. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Dem Erregernachweis mittels Kultur kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Diagnose akuter Campylobacter-Infektionen zu. Durch biochemische Differenzierung und Serotypisierung erfolgt die weitere Erregercharakterisierung. Bei direktem Nachweis darmpathogener Campylobacter-Spezies besteht Meldepflicht.
Die Antikörperdiagnostik ist für die Diagnose der Darminfektion von untergeordneter Bedeutung, persistierende erregerspezifische IgA-Antikörper werden bei Folgeerkrankungen beobachtet.
Literatur
Kist M (1996) Campylobacter- und Archebacter-Infektionen. In: Hofmann F (Hrsg) Infektiologie. Ecomed Verlag, Landsberg
Nachamkin I, Blaser MJ (Hrsg) (2000) Campylobacter. ASM Press, Washington, DC
Robert-Koch-Institut, Berlin (2015) RKI-Ratgeber für Ärzte, 26.03.2015. Campylobacter-Enteritis. https://​www.​rki.​de/​DE/​Content/​Infekt/​EpidBull/​Merkblaetter/​Ratgeber_​Campylobacter.​html. Zugegriffen am 16.03.2017
Robert Koch Institut, Berlin (2016) Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2015, S 56–59. https://​www.​rki.​de/​DE/​Content/​Infekt/​Jahrbuch/​Jahrbuch_​2015.​pdf?​_​_​blob=​publicationFile. Zugegriffen am 16.03.2017