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Japanische-Enzephalitis-Viren

Verfasst von: W. Stöcker
Japanische-Enzephalitis-Viren
Englischer Begriff
Japanese encephalitis virus
Beschreibung des Erregers
Familie: Flaviviridae; Gattung: Flavivirus; Spezies: Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV); Plusstrang-RNA-Genom, behüllt, 50 nm Durchmesser.
Erkrankungen
Japanische Enzephalitis.
Verbreitung: Südostasien, China, Japan, Korea, indischer Subkontinent, Ostsibirien, Australien (Nordosten).
Vektoren: Arthropoden: verschiedene Culex-Arten (v. a. Culex tritaeniorhynchus), Aedes togoi, japonicus und vexans nipponii, Anopheles annularis und vagus.
Wirte: Vögel, Nutztiere (v. a. Schwein), Reptilien, Fledermäuse, Mensch.
Übertragung auch transplazentar möglich; Infektionen durch Bluttransfusion oder Organtransplantation sind denkbar, wurden bisher aber noch nicht nachgewiesen.
Klinik: plötzlich auftretendes hohes Fieber und grippeähnliche Symptomatik, Meningoenzephalitis; neurologische und psychische Dauerschäden bei 20–30 % der Betroffenen – meist Kleinkindern und alten Menschen; Letalität bei Hirnhautentzündung 10–30 %.
Therapie und Prophylaxe: Nur symptomatische Behandlung möglich. Es ist ein inaktivierter Impfstoff verfügbar. Schutz vor Mückenstichen, Bekämpfung der Vektoren.
Analytik
Das Arbeiten mit dem Erreger erfordert ein Laboratorium der Sicherheitsklasse 3.
Direktnachweis: Virusnachweis aus dem Blut oder Liquor mittels RT-PCR (PCR (Polymerase-Kettenreaktion)) oder Virusanzucht in Zellkultur.
Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper (IgG, IgM) in Serum oder Liquor durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Enzyme-linked Immunosorbentassay, Neutralisationstest und Hämagglutinationshemmtest.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Untersucht werden Blut, Blutbestandteile, Liquor oder Biopsiematerial. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig (Liquor eine Woche), bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Direktnachweis: Während der akuten Krankheitsphase möglich; in der Regel wegen früh auftretender neutralisierender Antikörper nur kurze Virämie (maximal 1 Woche), Isolierung schwierig.
Serologie: Nachweis spezifischer Serumantikörper (IgG, IgM) bereits kurz nach Beginn der Erkrankung. Innerhalb einer Woche können bei mehr als 65 % der Patienten Anti-JEV-IgM-Antikörper festgestellt werden. Auch ein signifikanter Titeranstieg des spezifischen IgG beweist eine akute Infektion. Zu beachten sind Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren (FSME-Viren, Dengue-Viren, Zika-Viren, West-Nil-Fieberviren, Gelbfieber-Viren etc.). Darüber hinaus sind impfinduzierte Antikörper zu bedenken.
Differenzialdiagnosen: andere viral oder bakteriell bedingte Meningitiden und Enzephalitiden.
Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz an die epidemische Lage (IfSG-Meldepflicht-Anpassungsverordnung), die am 01.05.2016 in Kraft getreten ist, wurde die Meldepflicht für Labore nach § 7 Abs. 1 Satz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) auf den direkten oder indirekten Nachweis von Chikungunya-Viren, Dengue-Viren, West-Nil-Fieberviren, Zika-Viren und sonstige Arboviren ausgedehnt, soweit der Nachweis eine akute Infektion anzeigt. Darüber hinaus können allgemeine nicht erreger- oder krankheitsspezifische Meldepflichten bestehen.
Literatur
Diagana M, Preux PM, Dumas M (2007) Japanese encephalitis revisited. J Neurol Sci 262(1–2):165–170CrossRefPubMed
Ghosh D, Basu A (2009) Japanese encephalitis-a pathological and clinical perspective. PLoS Negl Trop Dis 3(9):e437CrossRefPubMedPubMedCentral
Schönrich G (2009) Japanisches Enzephalitisvirus. In: Darai G, Handermann M, Sonntag HG, Tidona CA, Zöller L (Hrsg) Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen, 3. Aufl. Springer, Berlin/Heidelberg/New York