Skip to main content

PABA-Test

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
PABA-Test
Synonym(e)
Bentiromid-Test; N-Benzoyl-L-tyrosyl-p-aminobenzoesäure-Test; NBT-PABA-Test; Peptid-PABA-Test
Englischer Begriff
NBT-PABA-test; N-benzoyl-L-tyrosyl-p-aminobenzoic acid test; bentiromide test
Definition
Indirekter Funktionstest des exkretorischen (digestiven) Pankreas, bei dem das oral applizierte synthetische Tripeptid NBT-PABA (s. Abbildung) spezifisch durch Chymotrypsin in freie PABA (p-Aminobenzoesäure) gespalten wird, die nach Resorption und Konjugation in der Leber renal eliminiert und im Sammelurin quantifiziert wird.
Schematische Darstellung des Funktionstests:
Durchführung
Testdurchführung ist bisher weder hinsichtlich der NBT-PABA-Dosis (häufig 1,0 g Bentiromid) noch der Dauer der Urinsammelperiode standardisiert.
Allgemeines Vorgehen: Nach Blasenentleerung werden oral 0,15–1,0 g NBT-PABA (Bentiromid) zusammen mit einer sekretionsstimulierenden, standardisierten Lundh-Probemahlzeit (pro Liter Wasser: 60 g Fett, 50 g Protein, 150 g Kohlenhydrate) verabreicht und der Urin über 6– 10 Stunden gesammelt. Zur Diureseunterstützung werden ca. 1,5 L Tee oder Wasser getrunken. In dem zeitlich festgelegten Sammelurin wird die PABA-Ausscheidungsmenge gemessen. Um eine mögliche isolierte PABA-Resorptionsstörung auszuschließen, sollte bei pathologischem Testausfall durch Gabe einer äquimolaren Menge reiner PABA, p-Aminosalizylsäure (PAS) oder einer Spurendosis von [14C] PABA dessen pankreasunabhängige intestinale Resorption und renale Elimination ermittelt werden.
Funktion – Pathophysiologie
Die aus dem Chymotrypsin-spezifischen Substrat durch Chymotrypsin freigesetzte PABA wird durch passive Diffusion schnell resorbiert und anschließend in der Leber partiell zu Hippurat metabolisiert, acetyliert und mit Glyzin oder Glukuronsäure konjugiert in den Urin ausgeschieden. NBT-PABA wird gut toleriert, keine Nebeneffekte. Die PABA-Ausscheidungsmenge dient als Maß der exokrinen Pankreasfunktion, doch können aufgrund von Resorptionsstörungen, Leberzellinsuffizienz mit Konjugationsstörung und Niereninsuffizienz falsch pathologische Ergebnisse auftreten. Falsch normale Testergebnisse sind bei bakterieller Überbesiedlung des Darms mit bestimmten Darmbakterien möglich, die NBT-PABA spalten können.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Sammelurin (im Allgemeinen 6–9 Stunden).
Präanalytik
Patient sollte 12 Stunden nüchtern sein. Urinkonservierung bei 4 °C, vollständige Urinsammlung, korrekte Testdurchführung.
Analytik
  • Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC) mit elektrochemischer Detektion: nach alkalischer Hydrolyse in 4 mol/L NaOH bei 120 °C für 60 Minuten spezifisch und sensitiv.
  • Bratton-Marshall-Reaktion: kolorimetrische Methode mit p-Dimethylaminocinnamaldehyd (DACA). Bei Erhitzen der Probe in 1 mmol/L HCl für 15 Minuten bei 100 °C kommt es durch Kondensation aromatischer Amine mit DACA zur Bildung eines roten Farbstoffes, dessen Absorption bei 546 nm gemessen wird. Sensitivität und Spezifität sind der HPLC unterlegen.
Referenzbereich – Erwachsene
Abhängig von der gewählten Testvariante, nicht allgemeingültig. Bei Einnahme von 0,15 g NBT-PABA (Bentiromid) und 9-stündiger Urinsammelperiode werden >58 % der applizierten Dosis ausgeschieden.
Indikation
Interpretation
Falsch pathologische Ergebnisse treten bei schweren Lebererkrankungen (Konjugationsstörung), entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Sprue (Malabsorption) und Niereninsuffizienzen (Eliminationsstörung, Kreatinin >1,5 mg/dL) auf. Um diese Einflussgrößen zu erkennen, ist eine Kontrollresorption von oral verabreichter freier PABA oder einer Spurendosis von [14C] PABA notwendig.
Diagnostische Wertigkeit
Die Angaben schwanken erheblich und sind teilweise von der gewählten Variante der Testdurchführung abhängig. Bei grenzwertig eingeschränkter Pankreasfunktion beträgt die Sensitivität (Sensitivität, diagnostische) 40 %, bei manifester exokriner Pankreasinsuffizienz 63–90 %. Angaben zur Spezifität (Spezifität, diagnostische) reichen von 64 bis zu 94 %. Eine abschließende Bewertung im Vergleich zu anderen Parametern der exkretorischen Pankreasfunktion wie pankreasspezifische Elastase (Elastase, pankreasspezifische) im Stuhl, Stuhlfett, Pankreolauryltest, (Fluoreszeindilaurat-Test) ist wegen fehlender Standardisierung nicht möglich.
Eine Variante des PABA-Testes mit Bestimmung der PABA-Konzentration im Serum oder Plasma 90 Minuten oder 3 Stunden nach Gabe der Testsubstanz soll höhere Spezifität (88 %), Sensitivität (94 %) und Effizienz (91 %) als der Urintest aufweisen.
Literatur
Scharpé S, Iliano L (1987) Two indirect tests of exocrine pancreatic function evaluated. Clin Chem 33:5–12PubMed
Tanner AR, Robinson DP (1988) Pancreatic function testing: serum PABA measurement is reliable and accurate measurement of exocrine function. Gut 29:1736–1740CrossRefPubMedPubMedCentral
Walkowiak J, Nousia-Arvanitakis S, Henker J et al (2005) Indirect pancreatic function tests in children. J Pediatr Gastr Nutr 40:107–114CrossRef