Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Endoprothetischer Ersatz des oberen Sprunggelenks bei Patienten mit Gerinnungsstörungen
verfasst von:
Dr. A. Barg, K. Barg, M. Wiewiorski, S. W. Schneider, M. D. Wimmer, D. C. Wirtz, V. Valderrabano, G. Pagenstert
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 8/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Einleitung
Der endoprothetische Ersatz des oberen Sprunggelenks (OSG) ist ein akzeptiertes therapeutisches Verfahren bei Patienten mit endgradiger OSG-Arthrose. Es gibt in der aktuellen Literatur jedoch kaum Angaben über Ergebnisse der OSG-Endoprothetik bei Patienten mit Gerinnungsstörungen. Das Ziel dieser prospektiven Studie ist es daher die mittelfristigen Ergebnissen nach endoprothetischem Ersatz des OSGs bei Patienten mit Gerinnungsstörungen zu untersuchen.
Methoden
Es wurden 34 Patienten mit endgradiger OSG-Arthrose – 14 Patienten mit Hämophilie A und 20 Patienten mit von-Willebrand-Syndrom (VWS) – mittels endoprothetischen Ersatzes des OSGs behandelt und in diese prospektive Studie eingeschlossen. Das Durchschnittsalter betrug 46,0 ± 9,0 Jahre. Die intra- und postoperativen Komplikationen wurden erfasst. Die postoperative Schmerzlinderung und funktionelle Ergebnisse inklusive des Bewegungsumfangs des OSGs und des American Orthopaedic Foot and Ankle Society (AOFAS)-Rückfuß-Scores wurden nach einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 6,3 ± 3,4 Jahren erfasst. Zusätzlich wurde die Lebensqualität anhand des SF-36-Fragebogens analysiert. Die Ausrichtung der Prothesenkomponente wurde mit Hilfe von konventionellen Röntgenaufnahmen unter Belastung beurteilt. Die Ergebnisse wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen, bestehend aus 72 Patienten mit posttraumatischer OSG-Arthrose und 33 Patienten mit rheumatischer OSG-Arthrose.
Ergebnisse
Intraoperativ kam es in einem Fall zur Fraktur des Innenknöchels. Im weiteren Verlauf wurden drei Revisionseingriffe durchgeführt. Postoperativ kam es zu einer signifikanten Schmerzlinderung von 8,2 ± 0,8 auf 0,9 ± 1,0 (visuelle Analogskala). Bei allen Subgruppen des SF-36 Fragebogens wurde eine signifikante Verbesserung erzielt. Der mittlere Bewegungsumfang des OSGs verbesserte sich signifikant von 20,1° ± 6,9° auf 27,5° ± 7,4°. Der AOFAS-Rückfuß-Score verbesserte sich signifikant von 34,5 ± 10,0 auf 82,4 ± 10,2 von maximal 100 Punkten. Die radiologische Analyse ergab eine neutrale Ausrichtung der Prothesenkomponente bei allen Patienten. Die postoperativen klinischen und radiologischen Ergebnisse waren bei den Patienten mit Hämophilie und VWS vergleichbar. Postoperativ wiesen die Patienten mit Gerinnungsstörungen weniger Schmerzen und schlechtere OSG-Beweglichkeit auf als Patienten in der Kontrollgruppe mit posttraumatischer und rheumatischer Genese.
Schlussfolgerung
In unserer prospektiven Studie konnten wir zufriedenstellende mittelfristige Ergebnisse nach endoprothetischem Ersatz des OSGs bei Patienten mit Hämophilie A oder VWS zeigen. Dieser Eingriff sollte jedoch nur von einem Operateur mit entsprechender Erfahrung in Fuß- und Sprunggelenkchirurgie in einem Krankenhaus mit der Möglichkeit einer multidisziplinären Betreuung durchgeführt werden.