Erschienen in:
14.02.2017 | Editorial
Engpässe lähmen den Spielaufbau
Erschienen in:
gynäkologie + geburtshilfe
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Ausgabe 1/2017
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Auszug
Zu Jahresbeginn überschlagen sich wieder einmal die positiven Schlagzeilen vom Arbeitsmarkt: „Arbeitslosenzahl sinkt auf Rekordtief“, „Deutscher Arbeitsmarkt läuft so gut wie seit 1991 nicht mehr“, „Zahl der Erwerbstätigen steigt auf Rekordhoch“. In dieser Euphorie erscheint es zunächst nicht nachvollziehbar, warum viele fürchten, dass diese positive Entwicklung des Arbeitsmarktes zu einer Bedrohung des Gesundheitssystems führen könnte, denn dort fehlen zunehmend Bewerber und immer häufiger können freie Stellen nicht mehr besetzt werden. In unserem Fach sind es neben Stellen in der allgemeinen Krankenpflege vor allem Hebammenstellen, die nicht mehr besetzt werden können. Ähnlich sieht es in der Op.-Pflege aus und noch bedrohlicher ist die Situation in der Kinderintensivpflege — eine Entwicklung, die offenbar auch das höchste Entscheidungsgremium des Gesundheitssystems, der Gemeinsame Bundesausschuss, nicht berücksichtigt hat. Seine Forderung nach einer 1:1-Betreuung in der neonatologischen Intensivmedizin scheitert derzeit in der Umsetzung daran, dass bei Weitem nicht genügend Kinderintensivschwestern zur Verfügung stehen. Ein von einigen Kliniken versuchter Lösungsansatz in Form der Erweiterung der Ausbildungskapazitäten für Pflegeberufe zerschlägt sich deshalb, weil nach vorsichtigen Schätzungen nur weniger als 20 % der Ausgebildeten tatsächlich im Beruf bleiben, die anderen wechseln meist zu Studium oder beruflichen Alternativen. Bei den dringenden Bemühungen, Positionen zu besetzen, wird inzwischen zu Maßnahmen gegriffen, die bislang nur in der freien Wirtschaft vorstellbar waren: die Beauftragung professioneller Headhunter oder das Abwerben von Mitarbeitern anderer Kliniken. …