Dieser Beitrag stellt die Fortsetzung unserer Erhebung zur evidenzbasierten Ernährung bei kardiovaskulären und zerebrovaskulären Erkrankungen dar. Er bezieht sich auf Letztere und folgt der in Teil 1 beschriebenen Methodik, unterscheidet sich aber in der Ergebnisdarstellung, da verschiedene Metaanalysen das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Schlaganfall zusammengefasst haben. Um Redundanzen zu vermeiden, werden diese nicht noch einmal besprochen, sondern es werden bei den entsprechenden Absätzen die Ergebnisse einzelner Studien aufgeführt, auf deren Darstellung in Teil 1 aus Platzgründen verzichtet werden musste.
Material und Methoden
Eine Literaturrecherche der Pubmed-Datenbank bis Oktober 2019 stellt die Grundlage dieser Arbeit dar. Dabei führten die Schlagwörter „cardiovascular disease“, „nutrition“, „diet“, „stroke“ zu einem Großteil der verwendeten Veröffentlichungen. Beschränkt wurde die Suche auf Metaanalysen, randomisierte Studien und Registerstudien („clinical study“, „clinical trial“, „meta-analysis“, „multicenter study“) der letzten 10 Jahre, die die Auswirkungen der Ernährung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchten. Weiter eingegrenzt wurde die Suche auf Studien und Metaanalysen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als primären Studienendpunkt aufwiesen, dabei sollte die untersuchte Kohorte nicht auf bestimmte Gesellschaftsgruppen oder andere Vorerkrankungen eingeschränkt sein.
Aufgenommen wurden Studien und Metaanalysen, die die Auswirkungen folgender Lebensmittel, Nährstoffe bzw. Diätformen untersuchten: Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch, Fisch Nüsse, Alkohol, Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Ballaststoffe, Mineralien, mediterrane Diät und die Dietary-Approaches-to-Stop-Hypertension(DASH)-Diät. Es wurden 30 Studien, 41 Metaanalysen und 15 Registerstudien ausgewertet. Von der Suche „diet (title/abstract) AND stroke (title/abstract)“ konnten 11 von 123 Artikeln verwendet werden Die Suche „nutrition (title/abstract) AND stroke (title/abstract)“ führte zu 7 von 105 Veröffentlichungen.
Die Darstellung der Gesamtergebnisse dieser Untersuchung ist der Dissertation von A.-K. Deupmann vorbehalten.
Adipositas
Die ernährungsbedingte Gewichtsreduktion stellt einen wichtigen Eckpunkt in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen dar. Sylvetsky et al. [
29] untersuchten in einer Registerstudie die Auswirkungen einer Diät, reich an Kohlenhydraten und Ballaststoffen und gering an Fetten, hinsichtlich einer Reduzierung des Körpergewichts. Es wurden 3234 Probanden in die Studie aufgenommen. Eine Reduzierung des Ausgangsgewichts der Probanden um −1,14 (±0,18) kg konnte pro Verzehr von 100 kcal Kohlenhydraten (bei konstanter Gesamtkalorienmenge) festgestellt werden. Eine Gewichtsreduktion von −1,26 (±0,28) kg wurde bei einem um 5 g gesteigerten Verzehr von Ballaststoffen beobachtet. Im Gegensatz dazu zeigte sowohl der Verzehr von je 100 kcal Fetten insgesamt als auch von gesättigten Fettsäuren und Proteinen eine Zunahme des Körpergewichts. Jedoch fiel sie bei Fetten deutlich höher als bei Proteinen aus: Gesamtfette 1,25 (±0,21) kg/100 kcal; gesättigte Fettsäuren 1,96 (±0,46) kg/100 kcal; Proteine 0,21 (±0,05) kg/100 kcal (Tab.
3).
Tab. 3
Auswirkungen verschiedener Diätzusammensetzungen bei konstanter Gesamtkalorienmenge auf das Körpergewicht. Registerstudie von Sylvetsky et al. [
29]
+100 kcal Kohlenhydrate | −1,14 (±0,18) |
+5 g Ballaststoffe | −1,26 (±0,28) |
+100 kcal Fette | +1,25 (±0,21) |
+100 kcal gesättigte Fettsäuren | +1,96 (±0,46) |
+100 kcal Proteine | +0,21 (±0,05) |
Die Registerstudie von Ohkuma et al. [
20] befasste sich nicht mit den einzelnen Nahrungsbestandteilen und deren Auswirkungen auf das Körpergewicht, sondern die Autoren untersuchten den Einfluss der Essgeschwindigkeit von 7275 Probanden. Dabei unterteilten sie die Geschwindigkeit in folgende Kategorien: langsam, medium, relativ schnell und sehr schnell. Der Anteil an übergewichtigen Probanden war umso größer, je schneller die Essgeschwindigkeit. Bei langsamer Essgeschwindigkeit waren dies 11 % und bei sehr schneller Essgeschwindigkeit 25 %. Im Vergleich zur langsamen Essgeschwindigkeit zeigten die anderen Kategorien folgende Odds Ratio (OR) für das Auftreten von Übergewicht der Probanden: OR (medium) = 1,38, 95 % KI 0,90–2,10; OR (relativ schnell) = 2,16, 95 % KI 1,37–3,40; OR (schnell) = 3,62, 95 % KI 1,98–6,61 (Tab.
4).
Tab. 4
Einfluss der Essgeschwindigkeit auf die Anzahl an Übergewichtigen, mit Angabe der Odds Ratio (OR) und des Konfidenzintervalls (KI). Registerstudie von Ohkuma et al. [
20]
Langsam | 1 (Referenz) |
Medium | 1,38, 0,90–2,10 |
Relativ schnell | 2,16, 1,37–3,40 |
Schnell | 3,62, 1,98–6,61 |
Diskussion
Die Suche nach Ernährungsempfehlungen sollte die Frage beantworten, welche Mengen bestimmter Nährstoffe für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (inklusive Schlaganfall) zu empfehlen bzw. noch tolerierbar sind. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf die Grundnährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Proteine gelegt bzw. auf verschiedene Grundnahrungsmittel wie Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Fisch.
Für den täglichen Verzehr von Kohlenhydraten empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) [
12] und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) [
13] eindeutige prozentuale Mengenanteile an der Gesamtenergiezufuhr zur Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Anteil liegt bei beiden in einem ähnlichen Bereich von ca. 50 % des Kalorienbedarfs. Zusätzlich nennen beide Gesellschaften die zur Prävention bevorzugten Kohlenhydratarten. Demnach ist der Verzehr von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Obst und Gemüse als Kohlenhydratquelle zu bevorzugen. Die DGE stützt sich bei ihrer Empfehlung auf die DACH-Referenzwerte [
13]. Diese berechnen die empfohlene Kohlenhydratzufuhr durch die Differenz zwischen der Gesamtenergiezufuhr und der Summe der Richtwerte für die Fett- und Proteinzufuhr.
Die von der DGK und DGE empfohlenen Anteile an Kohlenhydraten von 50–55 % der Gesamtenergiezufuhr konnten durch die ARIC-Studie bestätigt werden [
25]. Sowohl ein geringerer als auch ein höherer Verzehr von Kohlenhydraten zeigte eine gesteigerte Gesamtmortalität. Zusätzlich unterschied die Studie danach, wie der Verzehr von Kohlenhydraten ersetzt wurde. Der Austausch von Kohlenhydraten mit tierischen Fetten oder Proteinen ergab eine höhere Mortalität als der Ersatz mit pflanzlichen Energielieferanten.
Sowohl Trichopoulou et al. [
33] als auch Noto et al. [
19] bestätigten dies für den Austausch mit Proteinen. Noto et al. untersuchten in ihrer Metaanalyse zusätzlich die Auswirkungen auf die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Ernährung mit geringem Kohlenhydratanteil konnte nicht mit einem höheren Risiko für die Inzidenz und Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Eine gesteigerte Gesamtmortalität bei erhöhtem Kohlenhydratverzehr wurde in der PURE-Studie festgestellt [
8]. So ergab der Verzehr von 77 % Kohlenhydratanteilen eine um 28 % gesteigerte Gesamtmortalität im Vergleich zu einem Verzehr von 46 % Kohlenhydratanteilen. Zusätzlich konnte die Studie bestätigen, dass die positiven Auswirkungen eines verringerten Kohlenhydratverzehrs davon abhängig sind, wie diese ersetzt werden. Lediglich beim Ersatz mit gesättigten Fettsäuren konnte ein um 20 % verringertes Risiko für einen Schlaganfall festgestellt werden. Auch wenn der Nachweis für den direkten Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erbracht werden konnte, sind die Auswirkungen auf die Gesamtmortalität signifikant nachgewiesen. Eine Einhaltung des empfohlenen Anteils von 50–55 % Kohlenhydrate an der Gesamtenergiezufuhr ist somit stark zu empfehlen.
Ähnlich wie für Kohlenhydrate, geben die DGK und DGE eindeutige Richtwerte für den Verzehr von Fetten hinsichtlich der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (DGE [
35]; DGK [
12]). Die Gesamtfettzufuhr soll einen Wert von 30 % der Gesamtenergiezufuhr nicht überschreiten. Beide Gesellschaften nennen zusätzlich Richtwerte für die Mengen der verschiedenen Fettarten. So liegen die Richtwerte der DGK bei: < 7 % gesättigte Fettsäuren, 10–20 % einfach ungesättigte Fettsäuren (Raps‑, Olivenöl, Nüsse), bis zu 10 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Öle, Nüsse), vermeiden von trans-Fettsäuren (Frittieröle), 200–300 mg/Tag Cholesterin (meist im Verbund mit gesättigten Fettsäuren). Grob übereinstimmend liegen die Richtwerte der DGE bei: 7–10 % gesättigte Fettsäuren, < 1 % trans-Fettsäuren, 7–10 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren, 300 mg Cholesterin.
Zur Einhaltung der Richtwerte empfiehlt die DGE eine Kost auf Basis von Vollkornprodukten, 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag sowie fettarmen Varianten von Milch und Milchprodukten als auch Fleisch- und Fischwaren.
Der möglichst strikte Verzicht auf trans-Fettsäuren durch zum Bespiel das Vermeiden frittierter Lebensmittel bzw. Gerichte konnte durch die Veröffentlichungen von Zhu et al. [
38] und de Souza et al. [
9] bestätigt werden. Ein vermehrter Verzehr führte zu einer signifikant höheren Gesamtmortalität und Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen [
9] bzw. zu einem signifikant erhöhten Risiko einer KHK [
38].
Im Gegensatz dazu konnte kein erhöhtes Risiko für eine KHK bei einem hohen Gesamtfettgehalt der Nahrung bzw. bei vermehrtem Verzehr von gesättigten Fettsäuren und einfach ungesättigten Fettsäuren festgestellt werden. Positive Auswirkungen zeigte sogar ein erhöhter Gehalt von ungesättigten Fettsäuren auf das Risiko einer KHK [
38]. Letzteres bestätigt die Metaanalyse von Schwingshackl und Hoffmann [
24]. Ein hoher Verzehr von einfach ungesättigten Fettsäuren ergab ein signifikant verringertes Risiko für die Gesamtmortalität, die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse und das Auftreten eines Schlaganfalls. Diese Auswirkungen bezogen sich jedoch nur auf den vermehrten Verzehr von einfach ungesättigten Fettsäuren aus Olivenöl und nicht auf solche anderer pflanzlicher oder tierischer Herkunft.
Proteine stellen die dritte große Gruppe der Hauptnahrungsbestandteile dar und werden durch den Verzehr tierischer (Fleisch, Fisch, Milchprodukte) oder pflanzlicher Produkte (Hülsenfrüchte) aufgenommen. Die DGK empfiehlt in ihrer Leitlinie [
12] einen Anteil von 15 % der Gesamtkalorienmenge (etwa 0,8–1 g/kg Körpergewicht) für den Verzehr von Proteinen. Dabei sollte Fisch gegenüber Landtieren bevorzugt werden und mageres helles Fleisch gegenüber dunklerem, fettreichem Fleisch. Demnach unterscheidet die DGK nicht zwischen dem Verzehr von tierischen und pflanzlichen Proteinen.
Mehrere aktuelle Studien deuten auf eine potenzielle Risikominimierung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch den Verzehr von pflanzlichen Proteinen hin. In der Nurses Health Study [
28] wurde ein mittlerer Verzehr tierischer Proteine von 14 % und pflanzlicher Proteine von 4 % bestimmt. Eine Steigerung der Aufnahme tierischer Proteine brachte eine gesteigerte Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wohingegen eine gesteigerte Zunahme pflanzlicher Proteine diese reduzierte. Bei einem Austausch des Verzehrs tierischer durch pflanzliche Proteine wurde diese Entwicklung noch deutlicher.
Die Adventist Health Study 2 [
30] konnte die beschriebenen Ergebnisse bestätigen. Eine Ernährung reich an Fleisch zeigte eine gesteigerte Mortalität (Hazard Ratio [HR] = 1,61), im Gegensatz zu der Ernährung reich an Nüssen und Samen mit einer geringeren Mortalität von HR = 0,60.
Zhang et al. [
37] untersuchten in ihrer Metaanalyse die Auswirkungen des Verzehrs von Proteinen spezifisch auf das Schlaganfallrisiko. Beim Vergleich des höchsten mit dem geringsten Verzehr von Proteinen insgesamt konnte kein direkter Einfluss auf das Schlaganfallrisiko festgestellt werden. Jedoch wurde für den Verzehr von pflanzlichen Proteinen ein leicht reduziertes Schlaganfallrisiko im Vergleich zum Verzehr von tierischen Proteinen gesehen. Dies bestätigt somit die bereits aufgeführten Studienergebnisse.
Die aktuellen Ernährungsempfehlungen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen diesen Aspekt außer Acht. Für eine Optimierung der Ernährung sollte jedoch neben der Empfehlung der Menge an Proteinen und der bevorzugten Fleisch- und Fischarten dem Verzehr pflanzlicher Proteine mehr Bedeutung zugesprochen werden. Eine Reduzierung des Fleischkonsums zugunsten von Hülsenfrüchten, Nüssen oder Samen ist stark zu empfehlen und sollte in zukünftige Ernährungsempfehlungen mitaufgenommen werden.
Ein weiterer Nährstoff, dem die DGK Bedeutung in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beimisst, sind die Ballaststoffe. Die DGK empfiehlt einen Verzehr von 20 g/Tag, bevorzugt wasserlösliche Ballaststoffe in Getreide und Vollkornprodukten sowie Hülsenfrüchte, frisches Obst (Äpfel), Salate und Gemüse [
12]. Einen höheren Verzehr von Ballaststoffen empfiehlt die DGE mit mindestens 30 g/Tag [
13]. Die European Society of Cardiology (ESC) kommt zu einer noch größeren Menge und empfiehlt sogar 30–45 g/Tag [
21]. Die Empfehlungen der weiteren nationalen und internationalen Fachgesellschaften nennen keine genaue Menge an Ballaststoffen, die nach Möglichkeit pro Tag verzehrt werden sollten. Es herrscht jedoch eindeutiger Konsens über die positiven Auswirkungen des Verzehrs von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse.
In einer Metaanalyse konnten Threapleton et al. [
31] bestätigen, dass ein um 7 g/Tag gesteigerter Verzehr von Ballaststoffen das Risiko für eine KHK und allgemein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant um 9 % verringert. Zusätzlich unterschieden sie zwischen den verschiedenen Quellen der Ballaststoffe. Ein gesteigerter Verzehr von Cerealien oder Obst oder Gemüse ergab bei allen Produkten eine Risikominimierung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine KHK.
Bereits 2012 konnten in der EPIC-Heart-Studie ähnliche Ergebnisse festgestellt werden [
5]. Jede Steigerung des Verzehrs von Ballaststoffen um 10 g/Tag reduzierte das Risiko für die Sterblichkeit durch eine KHK um relativ 15 %. Wie in der zuvor beschriebenen Analyse [
31] konnten ebenfalls keine großen Unterschiede zwischen dem vermehrten Verzehr von Müsli, Obst oder Gemüse beobachtet werden. Die aktuellen Studienergebnisse machen deutlich, dass Ballaststoffe einen wichtigen Bestandteil der Ernährung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellen sollten.
Eine Stoffklasse, die für eine Ernährung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls betrachtet werden sollte, sind die Mineralien. Jedoch sind lediglich in wenigen Leitlinien Grenzwerte für den Verzehr von Salz aufgeführt. Die DGK empfiehlt in ihrer Leitlinie [
12] zur positiven Beeinflussung des Hauptrisikofaktors Hypertonus eine Reduktion des Kochsalzkonsums auf max. 6 g/Tag. Die ESC [
21] reduziert den Salzkonsum in ihrer Empfehlung stärker, auf < 5 g pro Tag. Mehrere Studien befassten sich spezifisch mit den Auswirkungen des Konsums von Mineralien auf das Schlaganfallrisiko. Nagata et al. [
18] konnten in ihrer Studie eine signifikant höhere Sterberate durch einen Schlaganfall bei gesteigerter Natriumaufnahme bestätigen. Im Vergleich der höchsten (6,6 g/Tag) mit der niedrigsten Aufnahme (4,0 g/Tag) konnte eine HR = 2,33 für Männer bzw. HR = 1,70 für Frauen festgestellt werden. Im Gegensatz dazu konnten Seth et al. [
26] bei vermehrtem Verzehr von Kalium eine Minderung des Schlaganfallrisikos nachweisen. Der durchschnittliche Verzehr von Kalium lag bei 2611 mg/Tag. Ein gesteigerter Verzehr von > 3193,6 mg/Tag konnte im Vergleich zum niedrigsten Verzehr von < 1925,5 mg/Tag die Gesamtmortalität um 10 % und das Auftreten von Schlaganfällen insgesamt um 12 % senken.
Der Konsum von Mineralien hat demnach einen erheblichen Einfluss auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es sind folglich eindeutige Mengenangaben für zukünftige Ernährungsempfehlungen wünschenswert. Dabei muss zwischen der Aufnahme von Natrium und Kalium unterschieden werden. Die dargestellten Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine weitere Reduzierung des Salzkonsums auf < 5 g/Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch weiter senken kann. Eine Anpassung der Leitlinien sollte aus diesem Grund in Erwägung gezogen werden.
Fazit
Basierend auf den Ergebnissen unserer Literaturrecherche kommen wir zu den in Tab.
5 aufgeführten Ernährungsempfehlungen bezüglich der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unsere Werte beziehen sich auf einen durchschnittlichen Mann (70 kg, 179 cm) und eine durchschnittliche Frau (60 kg, 165 cm) mit einer geringen körperlichen Aktivität.
Tab. 5
Zusammenfassung der herausgearbeiteten täglichen Ernährungsempfehlung zur Prävention kardiovaskulärer und zerebrovaskulärer Erkrankungen
Durchschnittliche Körpermaße | 179 cm, 70 kg | 165 cm, 60 kg | – |
Tägl. Energiezufuhr (kcal/Tag) | 2300 | 1800 | Abhängig von Körpermaß, Alter und körperlicher Aktivität |
Kohlenhydrate (kcal/Tag) | 1150–1265 | 900–990 | Bevorzugt: Vollkornprodukte, Obst und Gemüse |
Fett (kcal/Tag) | 690 | 540 | Möglichst nur ungesättigte Fette z. B. Olivenöl, fettreicher Fisch |
Proteine (kcal/Tag) | 345 | 270 | Bevorzugt: Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Fisch |
Ballaststoffe (g/Tag) | ≥45 | Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Cerealien, Obst und Gemüse |
Kochsalz (g/Tag) | ≤5 | Vermeiden von Fertiggerichten, Fertigsoßen |
Kalium (g/Tag) | ≥5 | Besonders enthalten in: Aprikosen, Bananen, Karotten, Kohlrabi, Tomaten, Kartoffeln, Mandeln (DGE 2017) |
Obst und Gemüse (Portionen/Tag) | ≥5 | – |
Fisch (Portionen/Woche) | 2 | Lachs, Thunfisch, Hering, Makrele (DGE 2016) |
Der tägliche Kalorienbedarf eines durchschnittlichen Mannes (179 cm, 70 kg, 25–51 Jahre), der seinen Tag überwiegend im Sitzen verbringt, beträgt 2300 kcal/Tag, der einer durchschnittlichen Frau (165 cm, 60 kg, 25–51 Jahre) 1800 kcal/Tag. Der täglich empfohlene Verzehr von 50–55 % Kohlenhydrate des Gesamtenergiebedarfs macht somit 1150–1265 kcal bzw. 900–990 kcal aus. Erreicht werden sollte dies bevorzugt durch den Verzehr von Vollkornprodukten, Obst und Gemüse.
Der Verzehr von Fetten (30 % des Gesamtenergiegehalts) sollte sich möglichst auf ungesättigte Fettsäuren beschränken, z. B. durch die Verwendung von Olivenöl oder einem fettreichen Fisch.
Proteine sollten einen Anteil von 15 % des täglichen Gesamtenergiegehalts ausmachen. Bevorzugt sollte dies durch den Verzehr pflanzlicher Proteine, enthalten in Hülsenfrüchten, Nüssen oder Samen, oder den Verzehr von Fisch erreicht werden.
Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist zusätzlich der Verzehr von mindestens 45 g/Tag Ballaststoffe, 5 g/Tag Kalium, 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag sowie mindestens 2 Portionen Fisch pro Woche zu empfehlen. Der Verzehr von Kochsalz ist hingegen auf höchstens 5 g/Tag zu beschränken.