Erschienen in:
17.08.2017 | Kardiotechnik/EKZ
Ex-vivo-Lungenperfusion
Werkzeug zur optimierten Nutzung von Spenderorganen
verfasst von:
PD Dr. A. Koch, N. Pizanis, C. Olbertz, O. Abou-Issa, A. Slama, C. Taube, C. Aigner, H. Jakob, M. Kamler
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland werden nur 40–50 % der Lungen von Multiorganspendern transplantiert. Daher ist es von besonderer Bedeutung, möglichst jedes potenziell transplantable Spenderorgan zu verwenden. Mit dem Verfahren der normothermen Ex-vivo-Lungenperfusion (EVLP) besteht die Möglichkeit, Spenderlungen genauer zu evaluieren, die zuvor als nichttransplantabel eingestuft wurden.
Material und Methode
Das Verfahren der normothermen, azellulären EVLP wird detailliert beschrieben. Dabei wird ausführlich auf die praktische Handhabung eingegangen. Seit Januar 2016 wurden im Westdeutschen Lungenzentrum 56 Lungentransplantationen durchgeführt. Elf initial nicht den Standardkriterien entsprechende Spenderlungen wurden mithilfe der EVLP evaluiert und 9 davon transplantiert. Entsprechend dem Toronto-Protokoll wurden die Lungen für 4 h konditioniert; vor der Lungentransplantation (LuTx) sollte die Differenz des Sauerstoffpartialdruckes (Δ pO2/FIO2-Wert) zwischen arterieller und venöser Perfusionslösung >350 mmHg betragen. In einer retrospektiven Analyse wurden Spender- und Empfängerdaten, Organperfusionsdaten und der postoperative Verlauf untersucht.
Ergebnisse
Das mittlere Spenderalter (Jahre) war für LuTx 54 ± 14 und 51 ± 8 für non-LuTx (nichtsignifikant, n. s.). Vor Entnahme betrug der Sauerstoffpartialdruck (pO2) bei einer inspiratorischen Sauerstofffraktion (FIO2) von 1,0: LuTx 324 ± 72 mmHg vs. non-LuTx 382 ± 88 mmHg (n. s.). Die Beatmung der Spender dauerte: LuTx 104 ± 44 h, non-LuTx 245 ± 180 h (n. s.). Der ∆ pO2/FIO2-Wert nach 4 h wurde für LuTx mit 389 ± 49 mmHg und für non-LuTx mit 254 ± 0 mmHg bestimmt (n. s.). Die „Out-of-body“-Zeit nach Implantation der zweiten Lunge betrug 724 ± 133 min. Die postoperative Beatmungsdauer umfasste 232 ± 305 h und der Intensivstationsaufenthalt 274 ± 293 h. Die Dreißigtagesterblichkeit wurde mit 9 % berechnet.
Schlussfolgerung
Die normotherme EVLP kann als sicheres Verfahren zur Evaluation initial nichttransplantabler Spenderlungen verwendet werden. Diese Erfahrungen eines Einzelzentrums zeigen, dass eine Verwendung von 81 % der zunächst als nichttransplantabel eingestuften Spenderlungen möglich ist. Die perioperativen Ergebnisse sind mit denen der Standardtransplantation vergleichbar.