Erschienen in:
23.08.2019 | Originalarbeit
Facetten von Gesundheitskompetenz
Ergebnisse einer qualitativen Studie mit gesunden und chronisch kranken Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland
verfasst von:
Dr. Gabriele Seidel, Antje Meyer, Jonas Lander, Marie-Luise Dierks
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bestehende Definitionen von Gesundheitskompetenz (GK) basieren meist auf theoretischen, expertenbasierten Überlegungen, die Laienperspektive wird hier nur kursorisch eingebunden. Deshalb wurde in einer qualitativen Studie untersucht, was Bürgerinnen und Bürger selbst als GK bezeichnen und welche gesundheits- bzw. krankheitsbezogenen Fähigkeiten aus ihrer Sicht in unterschiedlichen Situationen nötig sind.
Material und Methode
Auf Basis einer Literaturrecherche wurde ein strukturierter Gesprächsleitfaden entwickelt und in 20 qualitativen Telefoninterviews eingesetzt. Mit Fallbeispielen zu Grippeschutzimpfung, Krebsfrüherkennung, chronischer und lebensbedrohlicher Erkrankung und Pflegesituation sollten die Befragten erforderliche Fähigkeiten beschreiben. Interviews wurden mit Audiogeräten aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet (MAXQDA).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 804 Textstellen kodiert, 91,8 % davon konnten abschließend sechs individuen- und vier systembezogenen GK-Facetten zugeordnet werden. Erstere umfassen wissensbasierte Kompetenzen, aber deutlich auch soziale Fähigkeiten und psychische Ressourcen. Zu den systembezogenen Facetten gehören „soziales Umfeld“, „Hilfestellung durch Akteure im Gesundheitssystem“ und „finanzielle Ressourcen“.
Schlussfolgerung
Für Bürgerinnen und Bürger ist GK ein umfassendes Konstrukt, das eine individuelle wie auch systembezogene Ebene beinhaltet. Erstere ist dabei nicht auf Wissen und Zugang zu Informationen beschränkt, sondern betont insbesondere die psychischen Ressourcen wie Mut und Selbstbewusstsein. Gleichzeitig wird die im relationalen Konzept der GK inzwischen auch immer wieder geforderte Verantwortung des Gesundheitssystems und ihrer Akteure erkannt und eingefordert.